Erbil. Spalten sich die kurdischen Autonomiegebiete vom Rest des Iraks ab? Darüber hat am Montag eine umstrittene Volksabstimmung begonnen.

In den nordirakischen Kurden-Gebieten hat am Montagmorgen die umstrittene Volksabstimmung über die Unabhängigkeit begonnen. Mehr als 5,2 Millionen Wähler sollen darüber entscheiden, ob sich die kurdischen Autonomiegebiete vom Rest des Iraks abspalten.

Es wird mit einer großen Mehrheit für die Unabhängigkeit gerechnet. Der Ausgang des Referendums ist zwar nicht bindend, doch soll es dem Chef der kurdischen Regionalregierung, Massud Barsani, ein Mandat für Verhandlungen mit der Zentralregierung in Bagdad und den Nachbarstaaten geben.

Widerstand gegen die Abstimmung – auch in Deutschland

Sicherheitskräfte kontrollieren den Eingang eines Wahllokals.
Sicherheitskräfte kontrollieren den Eingang eines Wahllokals. © dpa | Khalid Mohammed

Gegen das Referendum gibt es starken Widerstand. Die Zentralregierung in Bagdad erklärte, es sei nicht verfassungsgemäß. Das Nachbarland Iran schloss am Sonntag den Luftraum zu den Kurden-Gebieten. Die Türkei nannte die Abstimmung „illegal und ungültig“ und drohte mit Sanktionen. Beide Länder befürchten ein Erstarken kurdischer Autonomiebestrebungen in ihren Ländern.

Auch die USA als wichtiger Verbündeter der Kurden im Nordirak und die UN sprachen sich gegen das Referendum aus. Die Bundesregierung hat sich ebenfalls gegen die Volksabstimmung ausgesprochen. Im Nordirak sind deutsche Soldaten stationiert, die kurdische Peschmerga für den Kampf gegen die Islamisten-Miliz IS ausbilden.

Endergebnis innerhalb von 72 Stunden

Massud Barsani will an dem umstrittenen Unabhängigkeitsreferendum der Kurden um Nordirak festhaltent.
Massud Barsani will an dem umstrittenen Unabhängigkeitsreferendum der Kurden um Nordirak festhaltent. © dpa | Khalid Mohammed

Kurden-Präsident Massud Barsani verteidigte die Abstimmung und erklärte, die Partnerschaft mit Bagdad sei gescheitert. Er bot der Zentralregierung Verhandlungen über die kurdische Unabhängigkeit an. Die Wahllokale schließen um 17 Uhr. Mit dem Endergebnis wird innerhalb von 72 Stunden gerechnet. (dpa/rtr)