London. Die britische Premierministerin May hat eine befristete Übergangsphase nach dem EU-Austritt vorgeschlagen. Sie denkt an zwei Jahre.

Die britische Premierministerin Theresa May will mehr Zeit für die Umsetzung des EU-Austritts ihres Landes. Dafür hat sie in ihrer Grundsatzrede am Freitag in Florenz eine befristete Übergangsphase nach dem Brexit vorgeschlagen. Sie gehe von einer Dauer von ungefähr zwei Jahren aus, sagte May. Nur wenige Stunden nach der Rede der hat die US-Ratingagentur Moody’s ihre Einschätzung der Kreditwürdigkeit Großbritanniens nach unten korrigiert

May sagte, man werde auch nach dem EU-Austritt ein starker Partner der Europäischen Union sein, betonte May. Großbritannien strebe eine neue Partnerschaft an, erklärte sie in der Klosteranlage Santa Maria Novella in Florenz. Sie hat nach britischen Regierungsangaben die italienische Stadt für ihre Rede ausgewählt, weil es das „historische Herz“ Europas sei.

May hat sich zudem für „kreative Lösungen“ in den künftigen Handelsbeziehungen zwischen Großbritannien und der EU ausgesprochen. Modelle nach dem Vorbild etwa von Norwegen und Kanada lehne sie ab, sagte May bei ihrer Grundsatzrede am Freitag in Florenz. „Wir möchten Hand in Hand mit der EU zusammenarbeiten und nicht mehr ein Teil von ihr sein.“

Moody’s: Aussicht für Staatsfinanzen „erheblich verschlechtert“

Anleger an den Finanzmärkten zeigten sich im Anschluss enttäuscht, weil Mays Auftritt nicht viel Neues gebracht habe. Bereits im Laufe des Tages war das britische Pfund unter Druck gewesen. Dann folgte die Abstufung durch Moody’s. Das Rating werde von „Aa1“ auf „Aa2“ gesenkt. Die Aussicht für die Staatsfinanzen habe sich „erheblich verschlechtert“, hieß es zur Begründung. Es seien steigende Schulden zu erwarten, der Erfolg von Konsolidierungsbemühungen sei fraglich. Die Probleme würden durch eine wahrscheinliche wirtschaftliche Abschwächung auf mittlere Sicht infolge des Austritts aus der Europäischen Union verschärft.

Der Ausblick für das Rating sei „stabil“, hieß es von den Bonitätswächtern. Eine weitere Verschlechterung der Bonitätseinschätzung droht damit zunächst nicht. Auch nach der Abstufung gilt Großbritannien weiterhin als für die sichere Geldanlage geeignet. Das Pfund fiel aber nach der Ratingabstufung fiel es noch einmal deutlich um ein halbes Prozent und erreichte zwischenzeitlich ein Tagestief bei 1,3451 US-Dollar. Auch im Verhältnis zum Euro gab das Pfund deutlich nach. (dpa)

Brexit: Zitate von Politikern und Promis

„Wir wären ein ärmeres Land.“ (David Cameron, britischer Premier, am 2. Juni im TV-Sender Sky News mit Blick auf einen möglichen Brexit)
„Wir wären ein ärmeres Land.“ (David Cameron, britischer Premier, am 2. Juni im TV-Sender Sky News mit Blick auf einen möglichen Brexit) © Facebook via Getty Images | Handout
„Napoleon, Hitler, verschiedene Leute haben das versucht, und es endet (immer) tragisch.“ (Boris Johnson, Brexit-Befürworter und ehemaliger Londoner Bürgermeister, im Mai über den angeblichen Versuch der EU, einen Superstaat schaffen zu wollen)
„Napoleon, Hitler, verschiedene Leute haben das versucht, und es endet (immer) tragisch.“ (Boris Johnson, Brexit-Befürworter und ehemaliger Londoner Bürgermeister, im Mai über den angeblichen Versuch der EU, einen Superstaat schaffen zu wollen) © dpa | Andy Rain
„Ich würde sagen, sie (die Briten) wären ohne sie (die Europäische Union) besser dran.“ (Donald Trump, voraussichtlicher US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner, im Mai im US-Fernsehsender Fox News)
„Ich würde sagen, sie (die Briten) wären ohne sie (die Europäische Union) besser dran.“ (Donald Trump, voraussichtlicher US-Präsidentschaftskandidat der Republikaner, im Mai im US-Fernsehsender Fox News) © dpa | Andrew Kelly
„Großbritannien ist immer am besten, wenn es dabei hilft, ein starkes Europa zu führen.“ (Barack Obama, US-Präsident, im April in London)
„Großbritannien ist immer am besten, wenn es dabei hilft, ein starkes Europa zu führen.“ (Barack Obama, US-Präsident, im April in London) © REUTERS | YURI GRIPAS
„Ich kann nicht ausschließen, dass der britische Austritt Lust auf mehr machen würde in anderen Ländern.“ (Jean-Claude Juncker, EU-Kommissionspräsident, im Mai)
„Ich kann nicht ausschließen, dass der britische Austritt Lust auf mehr machen würde in anderen Ländern.“ (Jean-Claude Juncker, EU-Kommissionspräsident, im Mai) © dpa | Julien Warnand
„Großbritannien tut uns auch ideologisch gut. Die Briten haben in der vergangenen Zeit immer wieder den Finger auch auf die Wunde gelegt, aufgezeigt, wo es Fehlentwicklungen gibt.“ (Sebastian Kurz, österreichischer Außenminister, am 20. Juni in Luxemburg auf die Frage, warum Großbritannien der EU fehlen würde.)
„Großbritannien tut uns auch ideologisch gut. Die Briten haben in der vergangenen Zeit immer wieder den Finger auch auf die Wunde gelegt, aufgezeigt, wo es Fehlentwicklungen gibt.“ (Sebastian Kurz, österreichischer Außenminister, am 20. Juni in Luxemburg auf die Frage, warum Großbritannien der EU fehlen würde.) © dpa | Julien Warnand
„Wenn wir nicht zusammen agieren und jeder für sich alleine agiert, dann wird das auch auf die britische Bevölkerung nicht sehr überzeugend wirken.“ (Angela Merkel (CDU), Bundeskanzlerin, im März zu einer geeinten EU als Gegenmittel zum Brexit)
„Wenn wir nicht zusammen agieren und jeder für sich alleine agiert, dann wird das auch auf die britische Bevölkerung nicht sehr überzeugend wirken.“ (Angela Merkel (CDU), Bundeskanzlerin, im März zu einer geeinten EU als Gegenmittel zum Brexit) © dpa | Olivier Hoslet
„Wenn ein Team in der 90. Minute 0:3 zurückliegt, kann ich nur schwer glauben, dass dieses Ergebnis umgedreht wird und wir noch 4:3 gewinnen. Wir müssen realistisch bleiben.“ (Robert Fico, slowakischer Ministerpräsident, am 16. Juni in Berlin zu Umfragen, wonach die EU-Gegner in Großbritannien vor dem Brexit-Referendum vorne liegen.)
„Wenn ein Team in der 90. Minute 0:3 zurückliegt, kann ich nur schwer glauben, dass dieses Ergebnis umgedreht wird und wir noch 4:3 gewinnen. Wir müssen realistisch bleiben.“ (Robert Fico, slowakischer Ministerpräsident, am 16. Juni in Berlin zu Umfragen, wonach die EU-Gegner in Großbritannien vor dem Brexit-Referendum vorne liegen.) © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
„Gemeinsam sind wir stärker.“ (Mario Draghi, EZB-Präsident, im April in der „Bild“-Zeitung)
„Gemeinsam sind wir stärker.“ (Mario Draghi, EZB-Präsident, im April in der „Bild“-Zeitung) © REUTERS | FRANCOIS LENOIR
„Die Zeiten sind vorbei, in denen wir noch alleine gegen die Welt bestehen konnten. Wir müssen Teil einer größeren Gruppe von Nationen sein, sowohl für unsere Sicherheit als auch für unseren Handel.“ (Stephen Hawking, britischer Astrophysiker, in einem Interview des britischen Fernsehsenders ITV im Mai)
„Die Zeiten sind vorbei, in denen wir noch alleine gegen die Welt bestehen konnten. Wir müssen Teil einer größeren Gruppe von Nationen sein, sowohl für unsere Sicherheit als auch für unseren Handel.“ (Stephen Hawking, britischer Astrophysiker, in einem Interview des britischen Fernsehsenders ITV im Mai) © dpa | Ramon De La Rocha
„Wenn es heißt, dass wir wieder die gescheiten Glühbirnen – 60 Watt, pfirsichfarben, zum Stecken oder Drehen – benutzen können, werde ich den Brexit sicherlich unterstützen.“ (Liz Hurley, Schauspielerin, im April im „Spear’s Magazine“)
„Wenn es heißt, dass wir wieder die gescheiten Glühbirnen – 60 Watt, pfirsichfarben, zum Stecken oder Drehen – benutzen können, werde ich den Brexit sicherlich unterstützen.“ (Liz Hurley, Schauspielerin, im April im „Spear’s Magazine“) © REUTERS | © David Moir / Reuters
„Ohne Großbritannien gäbe es das heutige Europa nicht. Lasst uns die Unentschlossenen, die Ängstlichen und die, die gehen möchten, lasst uns den störrischen Inselmenschen bei seiner Achillesferse packen: den Gefühlen.“ (Jan Böhmermann in einem Facebook-Post am 22. Juni)
„Ohne Großbritannien gäbe es das heutige Europa nicht. Lasst uns die Unentschlossenen, die Ängstlichen und die, die gehen möchten, lasst uns den störrischen Inselmenschen bei seiner Achillesferse packen: den Gefühlen.“ (Jan Böhmermann in einem Facebook-Post am 22. Juni) © dpa | Ben Knabe
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