Berlin. Kein Kirchenvertreter positioniert sich beim Thema Flüchtlinge so deutlich wie Kölns Erzbischof Woelki. Er nutzt auch mediale Effekte.

Mal lässt er ein ramponiertes Flüchtlingsboot aus Süditalien heranschaffen, um es vor dem Portal des Kölner Doms als Kulisse für seine Predigt aufzustellen; ein anderes Mal zieht er sich eine Rettungsweste über, so wie sie die Bootsflüchtlinge im Mittelmeer tragen, und geißelt vor der Kulisse des Rheins die Flüchtlingspolitik Berlins und der EU. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki schreckt auch vor dramatischen Inszenierungen nicht zurück, wenn es um das Thema Flüchtlinge geht.

Aber: Woelkis Aktionen, die ein ums andere Mal für mediale Aufmerksamkeit sorgen sollen, bilden nur die Folie für seine kompromisslosen Botschaften.

„Eine Schande für Europa“

Etwa beim Flüchtlingspakt zwischen der EU und der Türkei. Es sei „eine Schande für Europa, dass wir mit einem solchen Land solche Abkommen schließen, damit wir hier augenscheinlich weiter in einer geschlossenen Gesellschaft unserem Wohlstand frönen können“, wetterte Woelki kürzlich in Köln. Und weiter: „Eine Politik zu loben, die die Zahlen an Migranten senkt um den Preis, dass diese in Lagern an der afrikanischen Küste in Hotspots unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten werden, kann nur als zynisch bezeichnet werden.“

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Woelki (61) sticht mit solchen unmissverständlichen Wortmeldungen inzwischen aus der Riege der deutschen katholischen Bischöfe heraus. Kein anderer Oberhirte liest der Bundesregierung in Sachen Flüchtlinge so unverblümt die Leviten wie Woelki, der 2014 aus Berlin an den Rhein gewechselt war. Woelki, der Klartext-Kardinal von Köln.

Woelki eckt auch bei Bischofskollegen an

Das klingt dann etwa so, wie Anfang September, als er in einem Video seine Rettungswesten-Predigt hielt: „Im schönen blauen Badewasser, wo viele von uns gerade noch ihre Urlaubsfreuden hatten“, ertränken ständig Menschen, sagte der Erzbischof in dem Beitrag für das Kölner Domradio. „Jeder einzelne tote Flüchtling ertrinkt auch in unserer Gleichgültigkeit!“

Das ist starker Tobak, der nicht jedem passt. In der Bischofskonferenz, so ist zu hören, finden Woelkis Auftritte nicht nur Beifall. Er spiele sich in den Vordergrund, heißt es da etwa; andere finden, Woelki nehme zu einseitig Partei für Flüchtlinge und nehme die Vorbehalten und Sorgen in Teilen der Bevölkerung nicht ernst genug.

In den sozialen Medien gibt es Beifall für den Kardinal:

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Andere werfen ihm vor, er mache sich durch seine Haltung mitschuldig:

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Überrascht sein darf jedenfalls nicht über die klaren Worte des Erzbischofs. Denn das Thema Flüchtlinge hatte Woelki in Köln schnell zu seinem gemacht. Gleich bei seinem Antrittsbesuch bei der damaligen NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im September 2014 machte er sich für Flüchtlinge aus Syrien und anderen Teilen der Welt stark. Was die Politik bislang tue, reiche nicht, mahnte der Kardinal: „Wir müssen Familienzusammenführung ermöglichen und die Menschen bei uns integrieren.“