Berlin. Wahlkampf ist die Zeit großer Worte. Doch was gibt es über die Wahl selbst zu sagen? Eine Menge! Eine Auswahl der stärksten Sprüche.
Zum Thema Wahl ist alles gesagt, finden Sie? Mag sein – aber noch nicht von jedem. Wir haben mal in unserer Zitatensammlung gekramt, wer sich so alles grundlegende Gedanken zum Gedanken über die Wahl an sich gemacht hat. So viel sei verraten: Es gibt überraschende Einsichten.
• „Wenn Wahlen irgendetwas verändern würden, wären sie schon längst verboten.“
Dieser Spontispruch (so hieß das früher) aus den 70er-Jahren ist ein Muss, also steht er gleich am Anfang. Damals war so etwas subversiv, heute schwingt bei dem Satz eher etwas nostalgisch-verklärtes mit.
• „Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.“
Otto von Bismarck, der Eiserne Kanzler, kannte sich mit all den drei Angelegenheiten aus, also darf man ihm glauben. SPD-Mann Franz Müntefering, der es immerhin zum Eisernen Vizekanzler brachte, interpretierte die Weisheit gut hundert Jahre nach Bismarcks Tod auf seine Weise: „Es ist unfair, Politiker an ihren Wahlversprechen zu messen.“
• „Der Tag nach der Wahl ist der Tag der Wahrheit. Und die Tage davor ...?“
Diese Frage stellte der deutsche Aphoristiker Ron Kritzfeld. Die Antwort könnten CDU und SPD geben. Wie war das noch 2005: Die CDU ging mit dem Plan in die Wahl, die Mehrwertsteuer um zwei Punkte zu erhöhen. Die SPD versprach: Keine Erhöhung! nach der Wahl machten sie eine große Koalition – und erhöhten die Mehrwertsteuer um drei Punkte. Auch eine Art von Kompromiss.
• „Wenn du die Wahl hast zwischen zwei Übeln, wähle keines von beiden.“
Wir wissen nicht, ob der englische Baptistenprediger Charles Haddon Spurgeon (1834-1892), dem dieser Satz zugeschrieben wird, ein Nichtwähler war. Heutzutage jedenfalls sind die potenziellen Nichtwähler das vorrangige Objekt der Begierde der Parteien. Bei der letzten Bundestagswahl 2009 lag ihre Quote bei 28,5 Prozent. Davon träumt heute die SPD.
• „Wahlen sind manchmal die Rache des Bürgers. Der Stimmzettel ist ein Dolch aus Papier.“
David Lloyd George ist bis heute der einzige Waliser, der je ins Amt des britischen Premierministers schaffte. Trotzdem war es nicht der Wähler, der ihn 1922 aus dem Amt drängte. Seine Regierung stürzte damals über die heute zu Recht vergessenen Chanak-Krise. Für seine liberale Partei war es trotzdem, nun ja, eine Art Todesstoß: Nach George schaffte es nie wieder ein Liberaler, Premier zu werden.
• „Wahlen allein machen noch keine Demokratie.“
Barack Obama hat zweimal die Wahl zum US-Präsidenten gewonnen, er muss also wissen, wovon er redet. Alle vier Jahre ein Kreuzchen machen – das reicht also nicht zum Demokratendasein. Dazu gehören auch: sich einmischen, mitmachen, mitreden – es muss ja nicht bei Twitter sein, wie Obamas Nachfolger.
• „Merkwürdigerweise fühlt sich der Wähler nicht verantwortlich für das Versagen der Regierung, die er gewählt hat.“
Es ist das alte Dilemma, das der italienische Schriftsteller Alberto Moravia da auf den Punkt brachte: Nachher will’s keiner gewesen sein. Aber bis zum nächsten Regierungswechsel ist es ja nicht so lang – vor allem in Moravias Italien. Dort amtiert aktuell die 64. Regierung seit Ende der Monarchie 1946.
Die Spitzenkandidaten und ihre Liebsten