Heidelberg. Gegner von Bundeskanzlerin Angela Merkel nutzen ihre Wahlkampfauftritte immer wieder zu Protest. In Heidelberg flogen jetzt Tomaten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist bei einem Wahlkampfauftritt in Heidelberg mit zwei Tomaten beworfen worden. Dabei wurde sie am Dienstag an der linken Hüfte von einigen wenigen Spritzern getroffen. Auch die neben ihr stehende Moderatorin der CDU-Veranstaltung bekam etwas ab. Merkel reagierte gelassen und reichte der Moderatorin ein Taschentuch. Der Zwischenfall ereignete sich zum Ende der Veranstaltung auf dem Universitätsplatz. Ihre Rede hatte die Kanzlerin zu dem Zeitpunkt bereits beendet.

Wer für die Würfe verantwortlich ist, war zunächst unklar. Am Rande der etwa 40-minütigen Veranstaltung versuchten Demonstranten, den Auftritt mit Sprechchören und Trillerpfeifen zu stören.

Großteil der 3000 Besucher feierte Merkel

Es ertönten Rufe wie „Volksverräter“, „Heuchler“ und „Lügner“ - Begriffe, wie sie von Merkelgegnern aus dem Umfeld der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung und der AfD bekannt sind. Den Auftritt Merkels verfolgten den Veranstaltern zufolge rund 3000 Menschen. Sie feierten Merkel mit viel Beifall und teilweise stehend.

Das Corpus Delicti – eine zermatschte Tomate hinter dem Renderpult der Bühne.
Das Corpus Delicti – eine zermatschte Tomate hinter dem Renderpult der Bühne. © dpa | Uwe Anspach

Die Polizei bestätigte zwei zeitlich voneinander getrennte Tomatenwürfe Richtung Bühne. Es sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden wegen Verdachts der versuchten Körperverletzung und versuchten Sachbeschädigung, sagte ein Sprecher. Es habe außerdem kleinere Rangeleien zwischen Gegnern und Anhängern Merkel gegeben. Von sechs Beteiligten seien die Personalien festgestellt worden.

Nach den Würfen griff ein Sicherheitsmann nach einem transparenten Schutzschild, der dann aber doch nicht zum Einsatz kam. Bei der ebenfalls von Tomatenspritzern getroffenen Moderatorin handelt es sich um Claudia von Brauchitsch, die auch für die CDU-eigene Videoredaktion CDU.TV arbeitet.

Kohl war 1991 von Eiern getroffen worden

Merkels Vor-Vorgänger Helmut Kohl war 1991 vor einem Auftritt in Halle (Saale) mit Eiern, Farbbeuteln und Tomaten beworfen und auch getroffen worden. Die Werfer damals kamen aber aus dem linken Lager, unter ihnen war auch der stellvertretende Vorsitzende der örtlichen Jusos. Kohl hatte sich ein Handgemenge mit den Demonstranten geliefert, aber keine Strafanzeige gestellt.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

In Heidelberg lobte die Kanzlerin in ihrer Rede den Einsatz vieler Menschen in der Flüchtlingskrise als „tolles Stück humanitärer Hilfe“. „Wenn wir einen Fehler gemacht haben, dann nicht in der Aufnahme von Menschen, sondern dass wir nicht aufgepasst haben, dass Menschen in Jordanien, im Libanon, in der Türkei und in Syrien nichts zu essen hatten, keine Bildung bekamen und sich in die Hände von Schleppern und Schleusern begeben haben, weil sie weder ein noch aus wussten“, sagte sie. Gleichwohl dürfe sich „2015 nicht wiederholen“.

In der Diesel-Affäre forderte Merkel die Automobilkonzerne auf, den entstandenen Schaden wiedergutmachen. „Ich will, dass wir saubere Dieselautos und Automotoren haben, aber genauso die besten Elektro-Autos und besten Brennstoffzellen der Welt. Das muss unser Anspruch sein, und dafür müssen wir arbeiten“, meinte sie. (dpa)