Berlin. Er sitzt seit 37 im Bundestag, seit 2005 ist er dessen Präsident. Nun verabschiedete sich Norbert Lammert – mit ein paar Mahnungen.

Mit emotionalen Worten hat sich Norbert Lammert als Bundestagspräsident aus seinem Amt verabschiedet. „Ich habe es gerne und nach besten Kräften und gelegentlich auch mit einem gewissen Vergnügen ausgeübt“, sagte Lammert am Dienstag bei der letzten Sitzung des Parlaments in dieser Legislaturperiode. „Es war ein Privileg meiner Biografie, meinem Land in dieser prominenten Aufgabe dienen zu können. Eine schönere und anspruchsvollere Aufgabe hätte es für mich nicht geben können.“

Der langjährige CDU-Abgeordnete aus Bochum zieht sich nach 37 Jahren aus dem Bundestag zurück – und gibt auch das zweithöchste Amt im Staate ab. Lammert, der Mitte November 69 Jahre alt wird, kandidiert nicht wieder für die Bundestagswahl am 24. September. Er ist seit 1980 Mitglied des Parlaments und seit Oktober 2005 Bundestagspräsident.

„Hier schlägt das Herz der Demokratie“

„Der Bundestag ist nicht immer so gut wie er sein könnte und vielleicht auch sein sollte“, mahnte Lammert. Das Parlament habe zwar „herausragende Debatten erlebt, aber in der Regel wird zu häufig geredet und zu wenig debattiert“. Gelegentlich werde offensichtlich Dringliches vertagt – zugunsten weniger dringlicher Dinge. Lammert mahnte: „Hier im Deutschen Bundestag schlägt das Herz der Demokratie.“

An die Abgeordneten appellierte Lammert: „Bewahren Sie sich die mühsam errungene Fähigkeit und Bereitschaft, den Konsens der Demokraten gegenüber Fanatikern und Fundamentalisten als wichtiger zu halten.“ Gemeinsame Lösungen seien wichtiger „als der übliche Dissens-Reflex“.

Lammert wandte sich auch die Wählerinnen und Wähler. Er forderte sie auf, an der Bundestagswahl teilzunehmen: „Nehmen Sie das Königsrecht der Demokraten so ernst wie es ist. Die Demokratie steht und fällt mit dem Engagement der Bürger. Das ist die wichtigste Lektion, die ich in mein politische Leben gelernt habe.“