Berlin. Die Familienkonstellationen in Deutschland ändern sich. Im Osten wachsen Kinder seltener bei verheirateten Paaren auf als im Westen.

Die Familienkonstellationen in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat sich in einer Untersuchung, die unserer Redaktion vorliegt, mit der Frage befasst, in welchem Umfeld Kinder großwerden.

Ergebnis: Immer mehr Minderjährige wachsen nicht mehr bei einem verheirateten Ehepaar auf, auch die Zahl der Alleinerziehenden steigt an. Die Zahlen: Lebten im Jahr 1996 noch 83,9 Prozent der Minderjährigen bei einem verheirateten Elternpaar, sank dieser Anteil bis 2015 um über 10 Prozentpunkte auf nur noch 72,8 Prozent. Der Anteil der Kinder, die bei nur einem Elternteil leben, stieg in dieser Zeit von knapp zwölf Prozent auf 18 Prozent an. Der Anteil der Minderjährigen, die bei einem Paar ohne Trauschein lebten, kletterte in diesem Zeitraum von 4, 2 auf 9,3 Prozent an.

Regionale Unterschiede deutschlandweit

Dabei gibt es deutschlandweit regionale Unterschiede – vor allem zwischen Ost und West. Am häufigsten wuchsen Minderjährige in Baden-Württemberg bei Ehepaaren auf (fast 80 Prozent), am seltensten in Sachsen-Anhalt (54 Prozent).

Berlin lag 2015 mit 56,5 Prozent der Kinder, die bei einem verheirateten Paar aufwachsen, bundesweit an elfter Stelle. Bei diesen Zahlen sind auch Stief- oder Pflegeltern, die verheiratet sind, mit einberechnet. Außerdem lebten in der Hauptstadt mit 28 Prozent die meisten Minderjährigen bei Alleinerziehenden.

Auch die Nationalität spielt bei den Familienverhältnissen eine Rolle. Zuwandererkinder mit ausländischer Staatsangehörigkeit leben mit einem Anteil von 78 Prozent häufiger bei einem verheirateten Elternpaar als deutsche Kinder. Was folgt daraus? Die Betreuungsstruktur müsse „insbesondere für Alleinerziehende verbessert werden“, sagt IW-Familienexperte Wido Geis. Außerdem sei ein Gesamtkonzept nötig, wie die Einkommen von getrennt lebenden leiblichen Eltern bei staatlichen Leistungen berücksichtigt werden.