Berlin. „Die Partei“ hat mit Shahak Shapira die Kontrolle über AfD-Facebook-Gruppen gewonnen. Bei den Gründen wird der Satiriker sehr ernst.

Vor dem TV-Duell war es am Sonntag das Gesprächsthema: Mitglieder der Satirepartei „Die Partei“ haben es in geheimen Gruppen der AfD bis zu Administratoren geschafft – und dann die anderen Administratoren rausgeworfen und 31 Gruppen gekapert. Während die Aktion im Netz jenseits der AfD-Kreise viel Belustigung auslöst, wird Satiriker Shahak Shapira im Interview mit unserer Redaktion ernst. In einem Video mit ihm war in allen Gruppen der „Cyberputsch“ gegen die AfD erläutert werden.

Im Netz lachen die Menschen, dass Sie 31 AfD-Gruppen übernommen haben. Voller Erfolg?!

Shahak Shapira: Ich habe das lustig verpackt, aber eigentlich ist das gar keine lustige Sache, wenn man sich die Dimensionen überlegt. Es sind ja nicht irgendwelche Mitglieder, die das einfach so gemacht haben, zumindest der rheinland-pfälzische AfD-Vorsitzende Uwe Junge war ja Chatnachrichten zufolge tief eingebunden.

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Und wo ist für Sie das Problem?

Shapira: Was da passiert, ist schmutzig und wir müssen darüber reden. Ich bin ja selbst auch mit einem Fakeprofil den Gruppen zugefügt worden und habe erlebt, wie man dann über Freundschaftsanfragen von mutmaßlichen Bot-Accounts aus der AfD und deren Inhalten in einen Strudel von Hetze und Fakenews reingezogen wird. Die größte Gruppe unter den Mitgliedern sind Männer im Alter von 45 bis 54 Jahre, die vielleicht noch nicht immer so routiniert sind im Internet. Das ist das, was auch in den USA passiert ist. Hier wird ein digitaler Wahlkampf geführt, der nur dazu dient, Menschen zu manipulieren. Und das ist hier nicht mal sonderlich schlau gemacht. Was passiert, wenn das jemand noch verdeckter anstellt?

Ging es auch darum, die AfD vorzuführen? Oder dort Zweifel zu säen, wem man noch trauen kann?

Shapira: Uns ging es eigentlich um die Leute, die in diesen Gruppen sind und sich verarschen lassen. Vielleicht gelingt es uns, bei ein paar von ihnen einen Stein ins Rollen zu bringen. Meinungen und Einstellungen ändern sich nicht, aber vielleicht liefert es Anstöße bei manchen Leuten, sich Gedanken zu machen.

Wie bist Du vorgegangen?

Shapira: Ich wusste seit November davon, aber die Arbeit kam von anderen. Ich bin allerdings seit Samstagmorgen wach, und es schon einiges an Arbeit in der letzten Woche. Wir haben die Bots erst einmal weggemeldet und dann das Vertrauen der AfD-Admins gewonnen. Nachdem uns die Admin-Rechte übertragen wurden, haben wir alles sehr vorsichtig geplant und letzte Nacht die Machtübernahme vollzogen. Dann haben wir heute Mittag unser Territorium markiert.

Ihr habt ja auch Gruppen gekapert, die mehr als 5000 Mitglieder haben und sich nicht auf öffentlich stellen lassen. Was macht ihr damit?

Shapira: Och, da kann jetzt jeder eintreten. Man kann sich über die Partei einladen lassen. Wir fügen da Leute hinzu, bis wir uns da wohlfühlen. Das ist die israelische Strategie: Irgendwo hingehen und sich breitmachen.