Theresa May lehnt Rücktritt ab – und will wieder antreten
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Lesezeit: 4 Minuten
Von Jochen Wittmann
London. Die britische Premierministerin Theresa May will um ihre Macht kämpfen. Doch nicht wenige glauben, dass sie dabei nicht gewinnen kann.
Großbritanniens angeschlagene Premierministerin Theresa May will nicht aufgeben
Sie werde auch bei der nächsten regulären Parlamentswahl im Jahr 2022 wieder antreten
Dabei gilt May seit der vorgezogenen Wahl im Juni als angezählt
Theresa May gibt sich kämpferisch. An den Gerüchten, dass sie bald zurücktreten wolle, sei nichts dran, erklärte die britische Premierministerin, die sich gerade auf einer Auslandsreise in Japan befindet. „Ich bin keine Drückebergerin“, unterstrich May, „ich bin hier auf lange Sicht.“
Ob sie denn auch die Konservativen in fünf Jahren in die nächsten Wahlen führen werde, wurde sie gefragt. „Ja“, gab die Premierministerin unmissverständlich zu verstehen.
May verspielte riesigen Vorsprung
Die Parteifreunde im Vereinigten Königreich wundert’s – haben die Konservativen doch soeben erst eine äußerst enttäuschende Wahl erlebt. Im April hatte May noch eine absolute Mehrheit im Parlament, setzte aber trotzdem vorgezogene Neuwahlen an, um sich eine größere Mehrheit zu sichern. Die Umfragen gaben ihr damals recht: Die Konservativen lagen haushoch vor Labour.
Doch dann: Innerhalb von sechs Wochen gelang es Theresa May, mit einem miserablen Wahlkampf ihren Vorsprung von 20 auf zwei Prozent zu schrumpfen. Jetzt hat May ihre absolute Mehrheit verloren, und ihre Regierung ist auf die Duldung durch die rechtslastige DUP angewiesen.
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Es steht kein Nachfolger für May bereit
Nach der Wahl gab sich May zuerst bescheiden. Sie werde solange im Amt bleiben, versprach sie ihren Parteifreunden, solange diese das wollten. Zuvor hatte sie der ehemalige Schatzkanzler George Osborne als „dead woman walking“ bezeichnet, als Leiche auf Urlaub also, deren Tage gezählt seien. Innerhalb der Konservativen-Fraktion konnte sich niemand vorstellen, dass Theresa May die Torys noch einmal in einen Wahlkampf führen würde. Die Prognose der Buchmacher lautete: Vor Ende des Jahres wird sie abgelöst.
Doch dann wurde offensichtlich, dass ein geeigneter Nachfolger zur Zeit nicht bereitsteht. Außenminister Boris Johnson oder Brexit-Minister David Davis haben viel von ihrer früheren Popularität eingebüßt. Eine Hoffnungsträgerin wie die Chefin der schottischen Konservativen Ruth Davidson, die über Charisma und politisches Geschick verfügt, kommt nicht in Frage, weil sie keinen Sitz im Unterhaus hat.
Statthalterin bis nach dem Brexit
Außerdem erwies sich die Schwäche der Regierung als Hilfe für May: Nur nicht die Pferde scheu machen, lautete die Parole, nur keine Neuwahlen riskieren, die womöglich den Labour-Chef Jeremy Corbyn in die Downing Street einziehen lassen würden.
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So beschloss man, die Sache zu vertagen. Theresa May sollte als Statthalterin in der Downing Street verbleiben, bis die Brexit-Verhandlungen im März 2019 abgeschlossen sind. Danach sollte ein Nachfolger gefunden werden, der bis zu den Wahlen im Jahre 2022 genügend Zeit hätte, sich zu etablieren. Letzte Woche verkündete der „Daily Mirror“ sogar das Datum für Mays Abgang: Am 30. August 2019 sollte er erfolgen.
„May hat viele Verdienste – aber...“
Jetzt hat die Chefin selbst Einspruch eingelegt, mehr noch: May hat weitere fünf Jahre als Parteivorsitzende gefordert. Eine der ersten, der sie dabei unterstützte, war der Außenminister Boris Johnson. Die Premierministerin habe seine „ungeteilte Unterstützung“, sagte er: „Wir müssen den Brexit schaffen. Sie ist ideal platziert, um ein großes Resultat für unser Land zu erreichen.“
Andere Parteifreunde waren weniger enthusiastisch. In der Fraktion habe man, meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg, mit Gelächter auf Mays Erklärung reagiert. Auch die „Times“ verpasste ihrem Plan, bis zu den nächsten Wahlen auszuharren, eine kalte Dusche: „Das wäre ein Fehler“, hieß es in einem Leitartikel. „Theresa May mag viele Verdienste haben, aber eine Wahl zu gewinnen, scheint nicht dazuzugehören.“
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