Hamburg. Die SPD möchte den neuen Bundeskanzler stellen. Doch Chancen darauf sieht Sigmar Gabriel bei einer großen Koalition offenbar nicht.

Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) glaubt offenbar nicht mehr daran, dass die SPD bei der Bundestagswahl stärkste Partei werden kann. „Eine große Koalition ist deswegen nicht sinnvoll, weil damit die SPD den Kanzler nicht stellen kann“, sagte er am Mittwochabend in einem live im Internet übertragenen „Spiegel“-Interview. Den Kanzler kann die SPD in einem solchen Bündnis nur stellen, wenn sie stärker als die CDU/CSU wird.

Anfang August hatte Gabriel in einem viel zitierten „stern“-Interview seine Ablehnung einer großen Koalition noch inhaltlich begründet. Unter Hinweis auf die Differenzen mit der Union nach vier Jahren gemeinsamer Regierungsarbeit sagte er: „Deshalb werden wir uns trennen.“ Der Satz war von vielen Beobachtern als klare Absage an ein schwarz-rotes Bündnis verstanden worden.

Schulz in großer Koalition wohl kaum Chancen

Mitte August schwächte Gabriel seine Äußerung dann in einem dpa-Interview ab und machte deutlich, dass er die große Koalition nicht kategorisch ausschließt: „Weder die CDU/CSU noch wir möchten eine Fortsetzung der großen Koalition. Am Ende entscheiden Wählerinnen und Wähler, das ist auch ganz gut so in einer Demokratie“, sagte er.

Jetzt begründet er seine Ablehnung eines solchen Bündnisses mit den Kräfteverhältnissen der potenziellen Partner. Die SPD liegt in den Umfragen zwischen 22 und 24 Prozent, die Union zwischen 37 und 40 Prozent.

Gabriel verwies in dem „Spiegel“-Interview auf den Anspruch von Schulz, Kanzler zu werden, machte aber gleichzeitig deutlich, dass er das bei einer großen Koalition für unrealistisch hält. „Weil da kann der Schulz schon mal einpacken, weil dabei wird er dann nicht Kanzler“, sagte er. (dpa)