Berlin. In vielen Bereich mangelt es an Fachkräften. Arbeitsministerin Andrea Nahles wirbt für kontinuierliche Fortbildung von Arbeitnehmern.

Handwerker, Busfahrer, Altenpfleger, Ingenieure und Informatiker haben eines gemeinsam: Es gibt zu wenige von ihnen in Deutschland. Die einen Arbeitnehmer sind zu alt für diese Jobs, den anderen fehlt das Fachwissen.

Allein bis 2030 könnte sich die Zahl der fehlenden Facharbeiter, Techniker, Forscher und medizinischen Fachkräfte auf bis zu drei Millionen belaufen, bis 2040 gar auf 3,3 Millionen, wie aus einer Studie des Forschungsinstituts Prognos hervorgeht. Den Grund sieht das Institut in der zunehmenden Überalterung der deutschen Gesellschaft und in der Digitalisierung, die ein spezielles Fachwissen nötig mache.

In den Verkehrsunternehmen etwa ist das Problem sehr dringlich. „Aktuell und in den kommenden Jahren gehen viele Kolleginnen und Kollegen geburtenstarker Jahrgänge in den Ruhestand, diese Stellen müssen wiederbesetzt werden. Wir gehen insgesamt von einem jährlichen Bedarf von rund 5000 Neueinstellungen in unserer Branche aus“, heißt es vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV).

Bericht zum Fachkräftemangel ist Thema im Kabinett

In der Politik ist das Problem durchaus angekommen. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) legte dem Kabinett am Mittwoch einen sogenannten Fortschrittsbericht zu den Fachkräften vor. „Um weiter Wohlstand und Wachstum in Deutschland zu ermöglichen, müssen wir alle Erwerbstätigen dabei unterstützen, mit den Veränderungen und neuen Anforderungen in der Arbeitswelt umzugehen“, betonte Nahles.

Sie warb für die Idee des Chancenkontos für Erwerbstätige. Die Arbeitnehmer sollten unabhängig vom Geldbeutel ein Guthaben bekommen, das sie investieren können – in sich selbst. Auch die Erwerbstätigkeit von Frauen müsse erhöht, ebenso in Bildung und in Weiterbildung investiert werden. Nahles warnte: „Die Herausforderung bleibt riesengroß“. Der Regierungsbericht mahne zum Handeln.

Es sieht schlecht aus für die berufliche Bildung

Die Unternehmen werben besonders für die berufliche Ausbildung. Der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks führt aus, dass 37 Prozent der Unternehmen Probleme bei der Besetzung ihrer offenen Stellen haben. Fast jedes zweite dieser Unternehmen suche dabei erfolglos Absolventen mit dualer Ausbildung – bei Hochschulabsolventen seien es 35 Prozent.

Doch es sieht schlecht aus für die berufliche Bildung: Im Jahr 2016 haben erneut weniger Jugendliche eine Ausbildung begonnen. Im Vergleich zu 2015 sank die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge um 1,3 Prozent auf den historischen Tiefstand von rund 510.000, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Erneut war die Lehre im Einzelhandel mit mehr als 29.000 Verträgen am beliebtesten. Es folgen Kaufleute für Büromanagement, Verkäufer, Kraftfahrzeugmechatroniker und Industriekaufleute.