Berlin/Canberra. Aufruhr in Australiens Senat: Pauline Hanson von der rassistischen One Nation Party erschien in Burka. Ihre Kollegen reagierten empört.

  • Die Abgeordnete einer rassistischen Partei erschien mit Burka im Senat
  • Damit wollte sie die Forderung nach einem Verbot unterstützen
  • Andere Abgeordnete verurteilten die Provokation scharf

Ihre Kollegen kannten Pauline Hanson eigentlich mit roten Haaren, toupierter Kurzhaarfrisur und Jackett. Doch als die australische Rechtspopulistin und Mitbegründerin der rassistischen One Nation Partei am Donnerstag im Senat in Canberra erschien, war sie nicht mehr zu erkennen.

Hanson betrat das Parlamentshaus in einer schwarzen Burka und setzte sich auf ihren Platz, wie unter anderem der „Sydney Morning Herald“ berichtet. Sie wollte damit die Forderung ihrer Partei untermauern, den vor allem in Pakistan und Afghanistan von Muslimas getragenen Ganzkörperschleier in Australien zu verbieten.

„Nein, wir werden die Burka nicht verbieten“

Doch Hanson stieß auf viel Kritik. Generalstaatsanwalt George Brandis, Minister im Parlament, verurteilte ihre Aktion mit strengen Worten und warnte sie davor, das Empfinden religiöser Gruppen zu verletzen.

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„Nein, Senatorin Hanson, wir werden die Burka nicht verbieten“, sagte Brandis. 500.000 Australier seien Muslime und in großer Mehrheit gesetzestreue, gute Australier.

Unterschiede von Burka, Niqab und Co.

Burka, Niqab, Hidschab: In der islamischen Welt tragen Frauen verschiedene Verschleierungen. Sie unterscheiden sich stark voneinander. Die extremste Form der Verschleierung ist die Burka. Das Ganzkörpergewand, das die Augen mit Stoff verdeckt, ist vor allem in Afghanistan und Pakistan verbreitet. In Afghanistan sind die Burkas meist blau, sie werden aber auch in anderen Farben gefertigt. Am meisten verbreitet in europäischen Ländern sind...
Burka, Niqab, Hidschab: In der islamischen Welt tragen Frauen verschiedene Verschleierungen. Sie unterscheiden sich stark voneinander. Die extremste Form der Verschleierung ist die Burka. Das Ganzkörpergewand, das die Augen mit Stoff verdeckt, ist vor allem in Afghanistan und Pakistan verbreitet. In Afghanistan sind die Burkas meist blau, sie werden aber auch in anderen Farben gefertigt. Am meisten verbreitet in europäischen Ländern sind... © imago/Paulo Amorim | imago stock&people
... die schwarzen Burkas. Die Vollverschleierung dient auch dazu, ärmere Kleidung zu verbergen. Bis zum Ende der Taliban-Herrschaft in Afghanistan galt eine Burka-Pflicht. Trotzdem verlassen die meisten Frauen das Haus nach wie vor nicht ohne die Verschleierung.
... die schwarzen Burkas. Die Vollverschleierung dient auch dazu, ärmere Kleidung zu verbergen. Bis zum Ende der Taliban-Herrschaft in Afghanistan galt eine Burka-Pflicht. Trotzdem verlassen die meisten Frauen das Haus nach wie vor nicht ohne die Verschleierung. © REUTERS | © Gonzalo Fuentes / Reuters
Das zweite traditionelle Kleidungsstück der Vollverschleierung ist der sogenannte Niqab. Der Unterschied zur Burka besteht darin, dass die Augenpartie sichtbar ist. Seinen Ursprung hat der Niqab in der Beduinen-Kultur auf der Arabischen Halbinsel, er diente in erster Linie als Sonnenschutz. Es gibt wie auch bei den anderen Kleidungsstücken diverse Variationen. Der einfache Niqab wird hinter dem Kopf verknotet, eine andere Variante wird mit einem Stirnband befestigt. Vor allem...
Das zweite traditionelle Kleidungsstück der Vollverschleierung ist der sogenannte Niqab. Der Unterschied zur Burka besteht darin, dass die Augenpartie sichtbar ist. Seinen Ursprung hat der Niqab in der Beduinen-Kultur auf der Arabischen Halbinsel, er diente in erster Linie als Sonnenschutz. Es gibt wie auch bei den anderen Kleidungsstücken diverse Variationen. Der einfache Niqab wird hinter dem Kopf verknotet, eine andere Variante wird mit einem Stirnband befestigt. Vor allem... © Gwendoline Le Goff / PanoramiC
... in Ägypten, Syrien, Jordanien und dem Irak tragen Frauen den Niqab. Aber auch in anderen nordafrikanischen Ländern ist die Vollverschleierung verbreitet. Die Verbote in den europäischen Ländern betreffen die Burka und auch die Niqabs – und somit alle Formen der Vollverschleierung. Der Niqab wird gewöhnlich kombiniert mit dem sogenannten Tschador. Dieser wird auch allein getragen, ...
... in Ägypten, Syrien, Jordanien und dem Irak tragen Frauen den Niqab. Aber auch in anderen nordafrikanischen Ländern ist die Vollverschleierung verbreitet. Die Verbote in den europäischen Ländern betreffen die Burka und auch die Niqabs – und somit alle Formen der Vollverschleierung. Der Niqab wird gewöhnlich kombiniert mit dem sogenannten Tschador. Dieser wird auch allein getragen, ... © dpa | Boris Roessler
... so dass die Frauen sehr viel mehr Gesicht zeigen. Der Tschador ist vor allem im Iran verbreitet. Die Frauen tragen diesen Umhang um Kopf und Körper, wobei die Motive dafür ganz unterschiedlich sind. Für einige Berufszweige ist diese Verschleierung sogar verpflichtend, zum Beispiel in Schulen.
... so dass die Frauen sehr viel mehr Gesicht zeigen. Der Tschador ist vor allem im Iran verbreitet. Die Frauen tragen diesen Umhang um Kopf und Körper, wobei die Motive dafür ganz unterschiedlich sind. Für einige Berufszweige ist diese Verschleierung sogar verpflichtend, zum Beispiel in Schulen. © imago / Xinhua
Vor der islamischen Revolution galt im Iran vorübergehend ein Verbot des Hijabs und somit jeglicher Verschleierung. Später durften Frauen nur noch mit Hijab für staatliche Institutionen arbeiten und letztlich wurde der Tschador für alle Mädchen und Frauen ab neun Jahren verpflichtend eingeführt.
Vor der islamischen Revolution galt im Iran vorübergehend ein Verbot des Hijabs und somit jeglicher Verschleierung. Später durften Frauen nur noch mit Hijab für staatliche Institutionen arbeiten und letztlich wurde der Tschador für alle Mädchen und Frauen ab neun Jahren verpflichtend eingeführt. © imago/JOKER | imago stock&people
Der Hidschab, das Kopftuch, ist die häufigste Form der Verschleierung. Ein einfaches Kopftuch bedeckt Haare, Ohren und den Hals. In zahlreichen muslimischen Ländern ist diese Form der Verschleierung Pflicht.
Der Hidschab, das Kopftuch, ist die häufigste Form der Verschleierung. Ein einfaches Kopftuch bedeckt Haare, Ohren und den Hals. In zahlreichen muslimischen Ländern ist diese Form der Verschleierung Pflicht. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Für viele Frauen ist das Kopftuch nicht nur Bekenntnis zu ihrer Religion, sondern auch ein Ausdruck von Modebewusstsein.
Für viele Frauen ist das Kopftuch nicht nur Bekenntnis zu ihrer Religion, sondern auch ein Ausdruck von Modebewusstsein. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
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Von den Oppositions-Politikern der Grünen und der Labour-Partei erhielt Brandis stürmischen Applaus für seine Ermahnung. Hanson hielt dagegen: „Die Notwendigkeit, die Burka in der Öffentlichkeit zu verbieten, ist ein wichtiges Thema für das moderne Australien“. Die Forderung ihrer Partei, das Kleidungsstück aus Australien zu verbannen, soll im Senat noch am Donnerstag diskutiert werden.

Australiens Regierung bislang gegen Burka-Verbot

Hanson zieht sich die Burka ab.
Hanson zieht sich die Burka ab. © REUTERS | STRINGER

Hanson, deren Partei durch die US-amerikanische Regierung unter Donald Trump als Bedrohung für die Religionsfreiheit eingestuft wurde, verteidigte sich später gegenüber dem Sender „Radio 2GB“: Es sei „absoluter Müll“ zu sagen, dass sie die Werte der Menschen verspottet habe.

Bislang hat sich Australiens konservative Regierung gegen ein Burka-Verbot ausgesprochen. „Das würde unsere Regierung weder vorschlagen noch unterstützen“, hatte Regierungschef Malcolm Turnbull im Dezember gesagt.

Flüchtlinge haben kaum Chancen, nach Australien zu kommen

Turnbull hatte damals darauf verwiesen, dass dies in Australien im Gegensatz zu Europa nicht nötig sei. Sein Land sei nicht mit „der unkontrollierten Migration hunderttausender Flüchtlinge konfrontiert“. Tatsächlich haben Flüchtlinge kaum eine Chance, nach Australien zu gelangen. Asylsuchende, die auf dem Meer abgefangen werden, bringt das Land in Internierungslager in benachbarten Staaten.

Selbst im Falle einer Anerkennung als Flüchtling nimmt Australien sie in der Regel nicht auf, sondern überweist sie an Drittländer. Nur Migranten, die sich per schriftlichem Antrag aus einem staatlich als solchen anerkannten Flüchtlingslager bewerben und kontrolliert wurden, haben eine Chance, in Australien Asyl zu erhalten. (nsa)