Mainz. Priestermangel in der katholischen Kirche in Deutschland geht weiter. Erstmals denkt ein Bischof laut über Messen ohne Priester nach.

Angesichts des Priestermangels hält der künftige Mainzer Bischof Peter Kohlgraf Gottesdienste auch ohne Pfarrer für möglich. Es könne dann allerdings keine Eucharistiefeier geben, sagte der 50-Jährige der „Mainzer Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag). In einer Stadt wie Mainz werde das sicher nicht notwendig sein. „Aber wenn in einer Gemeinde ein Gottesdienst mit Eucharistie nur alle acht Wochen stattfindet, muss man nachdenken, ob zwischendrin nicht auch Laien Gottesdienste halten, dann allerdings ohne Eucharistie“.

Bei einer Eucharistiefeier empfangen die Gläubigen die Kommunion in Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu. Kirche werde künftig nicht mehr „nur vom Pfarrer her gedacht“, ergänzte der Theologe. Er soll am 27. August zum Bischof geweiht werden. Kohlgraf tritt die Nachfolge von Karl Lehmann (81) an.

„Ehe über die Maßen glorifiziert“?

Peter Kohlgraf, künftiger Bischof von Mainz, nach seiner Vorstellung vor dem Dom in Mainz.
Peter Kohlgraf, künftiger Bischof von Mainz, nach seiner Vorstellung vor dem Dom in Mainz. © dpa | Arne Dedert

Der Priestermangel solle nicht auf das Thema Zölibat reduziert werden, warnte Kohlgraf. Die bewusste Ehelosigkeit gehöre zum „Charisma“ der katholischen Kirche. „Außerdem frage ich mich manchmal, ob die Ehe nicht über die Maßen glorifiziert wird“, fügte der gebürtige Kölner hinzu.

Skeptisch zeigte er sich, ob ausländische Priester den Personalmangel lindern könnten: „Da müssen wir schon genau hinschauen: Welche Ausbildung haben diese Priester erfahren, kommen sie mit unseren Strukturen zurecht. Und selbstverständlich müssen wir, wie bei jedem Priester, ein hohes Maß an Motivation und Überzeugung voraussetzen.“ (dpa)