Johannesburg. Korruption, Affären, Sex-Skandale: Präsident Zuma hat sein Land heruntergewirtschaftet. Nun überstand er das achte Misstrauensvotum.

Man nennt ihn den „Teflon-Präsidenten“: Der Mann, an dem partout nichts hängen bleibt. Dabei darf Jacob Zuma getrost als einer der korrumpiertesten Staatschefs der Gegenwart bezeichnet werden. Dennoch hat Südafrikas Präsident sämtliche Affären und Skandale überstanden. Selbst acht von der Opposition im Parlament eingebrachte Misstrauensvoten konnten ihm nicht anhaben. Und auch die neunte Abstimmung, die am Dienstag erstmals nicht namentlich, sondern im Geheimen stattfand, ergab nicht genug Stimmen für die Abberufung – auch wenn mehr als drei Dutzend ANC-Parlamentarier ihrem Chef das Vertrauen entzogen.

Zuma ist Chef des African National Congress (ANC), der jahrelang gegen die Rassentrennung kämpfte und in den 90er-Jahren mit Nelson Mandela den ersten schwarzen Präsidenten des Landes gestellt hatte. Als ANC-Chef kann Zuma bis Ende Dezember weitermachen, wenn die Partei turnusgemäß eine neue Führung wählt. Als Staatschef könnte er hingegen noch bis zum Wahljahr 2019 im Amt bleiben.

Freispruch vom Vorwurf der Vergewaltigung

Doch Mandelas politisches Erbe hat der seit 2009 amtierende Zuma schon lange verspielt. Die Staatsanwaltschaft hatte dem 75-Jährigen einst Korruption in 783 Fällen vorgeworfen. Nachdem die Elitetruppe staatsanwaltlicher Ermittler aufgelöst und der Chefankläger entlassen wurde, brach das Verfahren zusammen. Von dem Vorwurf, eine fast 40 Jahre jüngere Freundin der Familie vergewaltigt zu haben, wurde Zuma freigesprochen – auch wenn er sich im Gerichtssaal um Kopf und Kragen redete. Er habe sich mit einer heißen Dusche vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus geschützt, erklärte der Angeklagte damals.

Seitdem wird er von dem südafrikanischen Karikaturisten Zapiro nur noch mit einem Duschkopf auf dem kahlrasierten Schädel gezeichnet. Als Präsident baute sich Zuma eine Villa, für deren Finanzierung er sich fast 240 Millionen Rand (damals gut 20 Millionen Euro) aus der Staatskasse holte. Schließlich freundete er sich mit einer indischen Geschäftsfamilie, den drei Gupta-Brüdern, an. Diese bestimmten in den vergangenen Jahren mit einer Art „Parallelregierung“ die Geschicke Südafrikas. Milliarden der Landeswährung Rand flossen in dieser Zeit in die eigenen Kassen – vor allem aus den Staatsbetrieben.

Zuma gefährdet mit seiner Politik den labilen Frieden

Um diese Selbstbedienung fortsetzen zu können, entließ Zuma zwei aufrechte Finanzminister und schickte die Wirtschaft auf einen rasanten Sinkflug: Der Rand sackte in den Keller, die Kreditwürdigkeit des Landes sank, das Wachstum brach ein: Südafrika befindet sich in einer Rezession. Die Arbeitslosenquote stieg auf 27 Prozent.

Dabei hatte alles durchaus hoffnungsvoll begonnen. Zuma beendete die katastrophale Aids-Politik seines Vorgängers, die rund 300.000 Südafrikaner das Leben gekostet hatte. Schon bald geriet der junge Staat, der zuvor über zwölf Jahre Wachstum erzielt hatte, wirtschaftlich ins Schlingern. Der Stromkonzern Eskom oder die Fluggesellschaft SAA müssten alle Bankrott anmelden, würden sie nicht mit Steuergeld über Wasser gehalten.

Als nicht weniger schlimm stellte sich der ideologische Ausverkauf des Landes heraus. Nach dem „Wunder vom Kap“, als Südafrika in den frühen 90er-Jahren nicht in einen Rassenkrieg stürzte, fühlten sich die Kapländer als Weltbürger der Sonderklasse: Als Kinder der Regenbogennation, die der Welt zeigten, wie selbst Erzfeinde aufeinander zugehen können. Inzwischen ist der Traum vom Regenbogen restlos verblasst: Um die Macht zu erhalten, zieht Zuma oft die Rassekarte und gefährdet so den labilen Frieden. Der eigentliche Gegner des südafrikanischen Volkes sei das „weiße Monopolkapital“, wettert Zuma immer wieder. Nichts erinnert mehr an Mandelas Vision.