Hannover. Eine Grüne wechselte zur CDU – Rot-Grün im Landtag von Hannover steht ohne Mehrheit da. Nun könnte schon bald neu gewählt werden.

  • Eine Grünen-Abgeordnete im Landtag von Hannover ist zur CDU übergetreten
  • Dadurch steht die rot-grüne Landesregierung plötzlich ohne Mehrheit da
  • Gibt es fünf Monate vor der Landtagswahl noch einen Regierungswechsel?

Die Oppositionsparteien CDU und FDP stehen vor einer Übernahme der Mehrheit im niedersächsischen Landtag. CDU-Fraktionschef Björn Thümler will seiner Fraktion empfehlen, die bei den Grünen ausgetretene Abgeordnete Elke Twesten in die CDU aufzunehmen, wie er am Freitag in Hannover sagte.

Damit hätten CDU und FDP zusammen 69 Sitze, SPD und Grüne 68 Sitze. Fünf Monate vor der nächsten Landtagswahl am 14. Januar steckt Niedersachsen damit in einer tiefen Regierungskrise. Ein kurzfristiger Machtwechsel in Hannover ist nicht ausgeschlossen.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) ist nach dem Verlust der rot-grünen Regierungsmehrheit für eine rasche Neuwahl des Landtags, will aber nicht zurücktreten. Er sprach sich am Freitag für die Auflösung des Parlaments aus.

Auswirkungen auf Bundestagswahl

Dies könnte auch Auswirkungen auf den Bundestagswahlkampf und womöglich eine Signalwirkung für die Wahl insgesamt haben. CDU und FDP, die in einigen Umfragen auf eine Mehrheit der Sitze im künftigen Bundestag kommen, könnten durch eine Regierungsübernahme in Hannover zusätzlichen Rückenwind bekommen. Gleichzeitig wäre der Machtverlust von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) ein weiterer Rückschlag für den sozialdemokratischen Kanzlerkandidaten Martin Schulz.

Thümler sagte, die rot-grüne Landesregierung von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) müsse jetzt entscheiden, ob sie in dieser Situation ohne Mehrheit weiter regieren könne. Die CDU-Fraktion werde voraussichtlich am Dienstag über ihr weiteres Vorgehen entscheiden.

„Unsere Verfassung bietet mehrer Optionen. Diese Möglichkeiten müssen rechtlich sauber geprüft werden“, sagte Thümler. „Man wird in Ruhe alle Fragen erörtern, wenn sie rechtlich vernünftig geprüft sind.“ Er nannte den Schritt von Twesten „doch etwas kurios“.

Grüne Twesten: „Ich bin keine Verräterin“

Die Politikerin selber betonte: „Ich bin keine Verräterin. Ich fühle mich sehr gut.“ Twesten bezeichnete sich als Anhängerin von Schwarz-Grün. Twesten begründete ihren Austritt aus der Landtagsfraktion der Grünen mit einem Streit um einen Listenplatz für die kommende Landtagswahl. Twesten war von ihrer Partei nicht erneut als Landtags-Direktkandidatin im Wahlkreis Rotenburg nominiert worden. „Dieser Schritt fällt mir nicht leicht, aber er ist notwendig“, sagte Twesten am Freitag in Hannover.

Die Plakate der Parteien im Bundestag

Ohne Plakate kein Wahlkampf. Die im Bundestag vertretenen Parteien haben ihre Großplakate vorgestellt. Überraschendes gibt es kaum. CDU-Generalsekretär Peter Tauber stellt natürlich auch die Kanzlerin Angela Merkel in den Vordergrund.
Ohne Plakate kein Wahlkampf. Die im Bundestag vertretenen Parteien haben ihre Großplakate vorgestellt. Überraschendes gibt es kaum. CDU-Generalsekretär Peter Tauber stellt natürlich auch die Kanzlerin Angela Merkel in den Vordergrund. © imago/Metodi Popow | M. Popow
„Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ lautet das Leitmotiv der CDU-Kampagne.
„Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ lautet das Leitmotiv der CDU-Kampagne. © imago/Metodi Popow | M. Popow
Das Versprechen von „Sicherheit und Ordnung“ spricht die Kern-Klientel der Union an.
Das Versprechen von „Sicherheit und Ordnung“ spricht die Kern-Klientel der Union an. © imago/Metodi Popow | M. Popow
Auf allen Plakaten der CDU ist die Farbkombination schwarz-rot-gold zu finden.
Auf allen Plakaten der CDU ist die Farbkombination schwarz-rot-gold zu finden. © imago/Metodi Popow | M. Popow
Erstmals präsentiert die CDU auch ein eigenes Motiv zu Europa.
Erstmals präsentiert die CDU auch ein eigenes Motiv zu Europa. © imago/Metodi Popow | M. Popow
SPD-Generalsekretär Hubertus Heil setzt ebenfalls auf Großplakate – etwa zum Thema Start-up-Gründer.
SPD-Generalsekretär Hubertus Heil setzt ebenfalls auf Großplakate – etwa zum Thema Start-up-Gründer. © dpa | Kay Nietfeld
Schreien dürfen auf den SPD-Plakaten nur die Kinder.
Schreien dürfen auf den SPD-Plakaten nur die Kinder. © dpa | Kay Nietfeld
Und natürlich darf bei der SPD der Kanzlerkandidat Martin Schulz nicht fehlen.
Und natürlich darf bei der SPD der Kanzlerkandidat Martin Schulz nicht fehlen. © dpa | Kay Nietfeld
Diese Optik, die SPD-Generalsekretär Hubertus Heil zeigte, soll wohl ausdrücken: Deutschland im Zeichen von Martin Schulz.
Diese Optik, die SPD-Generalsekretär Hubertus Heil zeigte, soll wohl ausdrücken: Deutschland im Zeichen von Martin Schulz. © dpa | Kay Nietfeld
Die Grünen stellen wieder ihre Kernkompetenz Umwelt- und Klimapolitik ins Zentrum der Wahlkampagne.
Die Grünen stellen wieder ihre Kernkompetenz Umwelt- und Klimapolitik ins Zentrum der Wahlkampagne. © dpa | Soeren Stache
Die Zukunft wollen und machen – auch dies ein grünes Motto zur Bundestagswahl.
Die Zukunft wollen und machen – auch dies ein grünes Motto zur Bundestagswahl. © dpa | Soeren Stache
Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt enthüllte ein Plakat ihres Co-Frontmannes Cem Özdemir...
Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt enthüllte ein Plakat ihres Co-Frontmannes Cem Özdemir... © dpa | Soeren Stache
... und Cem Özdemir revanchierte sich mit dem Plakat einer hemdsärmeligen Göring-Eckardt.
... und Cem Özdemir revanchierte sich mit dem Plakat einer hemdsärmeligen Göring-Eckardt. © dpa | Soeren Stache
Etwas verwirrend kommt das Großplakat der Linkspartei daher. Was ist da jetzt durchgestrichen, und was gilt?
Etwas verwirrend kommt das Großplakat der Linkspartei daher. Was ist da jetzt durchgestrichen, und was gilt? © dpa | Gregor Fischer
Der Vorsitzende der Bundestagsfraktion und Spitzenkandidat der Partei Die Linke, Dietmar Bartsch (l.), und Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn lösten es auf: Der Wähler soll „Lust auf Linke“ bekommen.
Der Vorsitzende der Bundestagsfraktion und Spitzenkandidat der Partei Die Linke, Dietmar Bartsch (l.), und Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn lösten es auf: Der Wähler soll „Lust auf Linke“ bekommen. © dpa | Gregor Fischer
An Köpfen für die Plakate fehlt es der Linkspartei jedenfalls nicht.
An Köpfen für die Plakate fehlt es der Linkspartei jedenfalls nicht. © dpa | Gregor Fischer
Auf einem Plakat wendet sich dien Linkspartei explizit gegen rechtsextreme Parolen.
Auf einem Plakat wendet sich dien Linkspartei explizit gegen rechtsextreme Parolen. © dpa | Gregor Fischer
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Twesten schielt auf Bundestag oder EU-Parlament

Für die CDU kann Twesten bei der Landtagswahl in fünf Monaten nicht antreten – die Landeslisten sind bereits geschlossen. „Es gibt auch noch andere Parlamente, bei denen man sich um ein Mandat bewerben kann. Und es gibt auch die Möglichkeit, außerhalb eines Mandats in der Politik zu arbeiten. Und alle diese Möglichkeiten ziehe ich für mich in Erwägung“, sagte Twesten am Freitag. Auf die Frage, wohin sie gehen könne, ergänzte sie: „In der nächsten Wahlperiode möglicherweise in den Bundestag oder das EU-Parlament.“

Die Grünen hatten zuvor ihre abtrünnige Abgeordnete zur Rückgabe ihres Landtagsmandats aufgefordert. „Wir gehen selbstverständlich davon aus, dass sie ihr Landtagsmandat, das sie über die grüne Landesliste erhalten hat, mit sofortiger Wirkung zurückgibt“, teilten die Grünen-Landesvorsitzenden Meta Janssen-Kucz und Stefan Körner am Freitag mit.

Bedauern bei den Grünen

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen Anja Piel sagte: „Wir bedauern die Entscheidung von Elke Twesten außerordentlich.“ Sie habe sich bewusst entschieden, keine Aussprache in der Fraktion zu führen. „Auch vor dem Hintergrund, dass es keine inhaltlichen Differenzen gab, können wir diesen Schritt nicht nachvollziehen.“ (W.B./dpa)