Berlin. CDU und SPD starten in den Wahlkampf. Die neuen Großplakate der beiden Hauptkontrahenten versprechen vor allem eines: Langeweile.
Da hatte jemand eine ganz pfiffige Idee: Die SPD verteilt im Wahlkampf kleine rote Tütchen mit Fruchtgummis in Form eines Wahlkreuzes. Auf der Verpackung steht „Schulz 2017“ – nur dass die „0“ in der Jahreszahl durch ein Konterfei von Martin Schulz ersetzt ist. Der eigene Kanzlerkandidat als eine „Null“?? Oje, SPD.
Kein Wunder, dass der peinliche Patzer gleich für reichlich Schadenfreude im Internet sorgte. Da nützte es auch nichts mehr, dass sich zuvor schon die CDU mit ihrem verschwurbelten Wahlkampfkürzel-Hashtag #fedidwgugl („Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“) blamiert hatte.
Eine Nutzerin bei Twitter empfahl den Sozialdemokraten, sich umgehend nach einer neuen Werbeagentur umzusehen:
Die Null und der Hashtag sind symptomatisch für den langsam anlaufenden Bundestagswahlkampf von Union und SPD: Vieles ist wie immer, und die wenigen neuen Ansätze gehen in die Hose. Auch von den Großplakaten der beiden Hauptkontrahenten, mit denen die Parteien jetzt nach und nach die Republik vollpflastern, ist wenig Überraschendes zu erwarten.
Die Plakate der Parteien im Bundestag
SPD: Wir machen keine Angst-Kampagne
„Es ist Zeit für Wahlkampf in Deutschland“, verkündete der SPD-Generalsekretär Hubertus Heil, als er Anfang August in der Berliner SPD-Zentrale im Willy-Brandt-Haus die Plakat-Kampagne seiner Partei vorstellte. Was da enthüllt wurde, wirkt aber ähnlich recycelt wie Heil selbst, der ja schon einmal, von 2005 bis 2009, Generalsekretär war, bevor er Anfang Juni 2017 den Job erneut übernahm. „Fast wie 2013“, ätzte die „Zeit“ über die von der Hamburger Werbeagentur KNSK entwickelte Kampagne.
Die Themen der fünf Großplakate Heils sind ur-sozialdemokratische Dauerbrenner: Bildung, Arbeitsplätze, sichere Rente. Die recht altbacken daherkommende Gestaltung könnte problemlos aus den Neunzigern stammen. Sympathische Kindergesichter, Seniorin mit Tochter, junge Frau in der Werkshalle. „Wir machen keine Kampagne, die den Menschen Angst macht“, betonte Heil.
Wohlfühl-Wahlkampf bei der CDU
Auf die „neuen Ideen“, die Kandidat Schulz auf einem sechsten Motiv verspricht, wartet man vergebens. Aber vielleicht kommen die ja mit der zweiten Welle der Plakate, die die SPD für demnächst ankündigte.
Den Wählern Angst machen, das will auch die CDU nicht. Warum auch? Parteichefin Angela Merkel regiert das Land seit zwölf Jahren mit ruhiger Hand, ihre Beliebtheitswerte sind bestens, sie ist die Kanzlerin der Zufriedenen.
„Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ wirkt da als Leitmotiv der Großplakat-Reihe nur konsequent. Bloß keine Veränderungen. Das ist der Wolhlfühl-Wahlkampf einer siegessicheren Regierungspartei und klingt schon fast wie Konrad Adenauers Wahlkampf-Motto „Keine Experimente“ – aus dem Jahr 1957.
Farbenwechsel statt Themenwechsel
Die Themen der CDU-Plakate, für die die Werbe-Agentur Jung von Matt verantwortlich zeichnet, sind – ähnlich wie bei der SPD – auf die Kern-Klientel zugeschnitten: Sicherheit und Ordnung, starke Wirtschaft, solide Finanzen. Erstmals gibt es laut CDU-Generalsekretär Peter Tauber zudem ein eigenständiges europapolitisches Plakat: „Europa stärken heißt Deutschland stärken.“
Auffällig ist aber ein Unterschied zur SPD bei den Motiven: Menschen kommen bei der CDU selten vor. Stattdessen schwelgt die Union in Schwarz-Rot-Gold, Deutschlands Nationalfarben sind auf allen Motiven zu sehen und ersetzen das zuletzt übliche CDU-Orange. Farbenwechsel statt Themenwechsel – mehr Veränderung will die CDU ihren Anhängern offenbar nicht zumuten.