Berlin. CDU und SPD starten in den Wahlkampf. Die neuen Großplakate der beiden Hauptkontrahenten versprechen vor allem eines: Langeweile.

Da hatte jemand eine ganz pfiffige Idee: Die SPD verteilt im Wahlkampf kleine rote Tütchen mit Fruchtgummis in Form eines Wahlkreuzes. Auf der Verpackung steht „Schulz 2017“ – nur dass die „0“ in der Jahreszahl durch ein Konterfei von Martin Schulz ersetzt ist. Der eigene Kanzlerkandidat als eine „Null“?? Oje, SPD.

Kein Wunder, dass der peinliche Patzer gleich für reichlich Schadenfreude im Internet sorgte. Da nützte es auch nichts mehr, dass sich zuvor schon die CDU mit ihrem verschwurbelten Wahlkampfkürzel-Hashtag #fedidwgugl („Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“) blamiert hatte.

Eine Nutzerin bei Twitter empfahl den Sozialdemokraten, sich umgehend nach einer neuen Werbeagentur umzusehen:

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Die Null und der Hashtag sind symptomatisch für den langsam anlaufenden Bundestagswahlkampf von Union und SPD: Vieles ist wie immer, und die wenigen neuen Ansätze gehen in die Hose. Auch von den Großplakaten der beiden Hauptkontrahenten, mit denen die Parteien jetzt nach und nach die Republik vollpflastern, ist wenig Überraschendes zu erwarten.

Die Plakate der Parteien im Bundestag

Ohne Plakate kein Wahlkampf. Die im Bundestag vertretenen Parteien haben ihre Großplakate vorgestellt. Überraschendes gibt es kaum. CDU-Generalsekretär Peter Tauber stellt natürlich auch die Kanzlerin Angela Merkel in den Vordergrund.
Ohne Plakate kein Wahlkampf. Die im Bundestag vertretenen Parteien haben ihre Großplakate vorgestellt. Überraschendes gibt es kaum. CDU-Generalsekretär Peter Tauber stellt natürlich auch die Kanzlerin Angela Merkel in den Vordergrund. © imago/Metodi Popow | M. Popow
„Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ lautet das Leitmotiv der CDU-Kampagne.
„Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ lautet das Leitmotiv der CDU-Kampagne. © imago/Metodi Popow | M. Popow
Das Versprechen von „Sicherheit und Ordnung“ spricht die Kern-Klientel der Union an.
Das Versprechen von „Sicherheit und Ordnung“ spricht die Kern-Klientel der Union an. © imago/Metodi Popow | M. Popow
Auf allen Plakaten der CDU ist die Farbkombination schwarz-rot-gold zu finden.
Auf allen Plakaten der CDU ist die Farbkombination schwarz-rot-gold zu finden. © imago/Metodi Popow | M. Popow
Erstmals präsentiert die CDU auch ein eigenes Motiv zu Europa.
Erstmals präsentiert die CDU auch ein eigenes Motiv zu Europa. © imago/Metodi Popow | M. Popow
SPD-Generalsekretär Hubertus Heil setzt ebenfalls auf Großplakate – etwa zum Thema Start-up-Gründer.
SPD-Generalsekretär Hubertus Heil setzt ebenfalls auf Großplakate – etwa zum Thema Start-up-Gründer. © dpa | Kay Nietfeld
Schreien dürfen auf den SPD-Plakaten nur die Kinder.
Schreien dürfen auf den SPD-Plakaten nur die Kinder. © dpa | Kay Nietfeld
Und natürlich darf bei der SPD der Kanzlerkandidat Martin Schulz nicht fehlen.
Und natürlich darf bei der SPD der Kanzlerkandidat Martin Schulz nicht fehlen. © dpa | Kay Nietfeld
Diese Optik, die SPD-Generalsekretär Hubertus Heil zeigte, soll wohl ausdrücken: Deutschland im Zeichen von Martin Schulz.
Diese Optik, die SPD-Generalsekretär Hubertus Heil zeigte, soll wohl ausdrücken: Deutschland im Zeichen von Martin Schulz. © dpa | Kay Nietfeld
Die Grünen stellen wieder ihre Kernkompetenz Umwelt- und Klimapolitik ins Zentrum der Wahlkampagne.
Die Grünen stellen wieder ihre Kernkompetenz Umwelt- und Klimapolitik ins Zentrum der Wahlkampagne. © dpa | Soeren Stache
Die Zukunft wollen und machen – auch dies ein grünes Motto zur Bundestagswahl.
Die Zukunft wollen und machen – auch dies ein grünes Motto zur Bundestagswahl. © dpa | Soeren Stache
Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt enthüllte ein Plakat ihres Co-Frontmannes Cem Özdemir...
Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt enthüllte ein Plakat ihres Co-Frontmannes Cem Özdemir... © dpa | Soeren Stache
... und Cem Özdemir revanchierte sich mit dem Plakat einer hemdsärmeligen Göring-Eckardt.
... und Cem Özdemir revanchierte sich mit dem Plakat einer hemdsärmeligen Göring-Eckardt. © dpa | Soeren Stache
Etwas verwirrend kommt das Großplakat der Linkspartei daher. Was ist da jetzt durchgestrichen, und was gilt?
Etwas verwirrend kommt das Großplakat der Linkspartei daher. Was ist da jetzt durchgestrichen, und was gilt? © dpa | Gregor Fischer
Der Vorsitzende der Bundestagsfraktion und Spitzenkandidat der Partei Die Linke, Dietmar Bartsch (l.), und Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn lösten es auf: Der Wähler soll „Lust auf Linke“ bekommen.
Der Vorsitzende der Bundestagsfraktion und Spitzenkandidat der Partei Die Linke, Dietmar Bartsch (l.), und Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn lösten es auf: Der Wähler soll „Lust auf Linke“ bekommen. © dpa | Gregor Fischer
An Köpfen für die Plakate fehlt es der Linkspartei jedenfalls nicht.
An Köpfen für die Plakate fehlt es der Linkspartei jedenfalls nicht. © dpa | Gregor Fischer
Auf einem Plakat wendet sich dien Linkspartei explizit gegen rechtsextreme Parolen.
Auf einem Plakat wendet sich dien Linkspartei explizit gegen rechtsextreme Parolen. © dpa | Gregor Fischer
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SPD: Wir machen keine Angst-Kampagne

„Es ist Zeit für Wahlkampf in Deutschland“, verkündete der SPD-Generalsekretär Hubertus Heil, als er Anfang August in der Berliner SPD-Zentrale im Willy-Brandt-Haus die Plakat-Kampagne seiner Partei vorstellte. Was da enthüllt wurde, wirkt aber ähnlich recycelt wie Heil selbst, der ja schon einmal, von 2005 bis 2009, Generalsekretär war, bevor er Anfang Juni 2017 den Job erneut übernahm. „Fast wie 2013“, ätzte die „Zeit“ über die von der Hamburger Werbeagentur KNSK entwickelte Kampagne.

Die Themen der fünf Großplakate Heils sind ur-sozialdemokratische Dauerbrenner: Bildung, Arbeitsplätze, sichere Rente. Die recht altbacken daherkommende Gestaltung könnte problemlos aus den Neunzigern stammen. Sympathische Kindergesichter, Seniorin mit Tochter, junge Frau in der Werkshalle. „Wir machen keine Kampagne, die den Menschen Angst macht“, betonte Heil.

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Wohlfühl-Wahlkampf bei der CDU

Auf die „neuen Ideen“, die Kandidat Schulz auf einem sechsten Motiv verspricht, wartet man vergebens. Aber vielleicht kommen die ja mit der zweiten Welle der Plakate, die die SPD für demnächst ankündigte.

Den Wählern Angst machen, das will auch die CDU nicht. Warum auch? Parteichefin Angela Merkel regiert das Land seit zwölf Jahren mit ruhiger Hand, ihre Beliebtheitswerte sind bestens, sie ist die Kanzlerin der Zufriedenen.

„Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ wirkt da als Leitmotiv der Großplakat-Reihe nur konsequent. Bloß keine Veränderungen. Das ist der Wolhlfühl-Wahlkampf einer siegessicheren Regierungspartei und klingt schon fast wie Konrad Adenauers Wahlkampf-Motto „Keine Experimente“ – aus dem Jahr 1957.

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Farbenwechsel statt Themenwechsel

Die Themen der CDU-Plakate, für die die Werbe-Agentur Jung von Matt verantwortlich zeichnet, sind – ähnlich wie bei der SPD – auf die Kern-Klientel zugeschnitten: Sicherheit und Ordnung, starke Wirtschaft, solide Finanzen. Erstmals gibt es laut CDU-Generalsekretär Peter Tauber zudem ein eigenständiges europapolitisches Plakat: „Europa stärken heißt Deutschland stärken.“

Auffällig ist aber ein Unterschied zur SPD bei den Motiven: Menschen kommen bei der CDU selten vor. Stattdessen schwelgt die Union in Schwarz-Rot-Gold, Deutschlands Nationalfarben sind auf allen Motiven zu sehen und ersetzen das zuletzt übliche CDU-Orange. Farbenwechsel statt Themenwechsel – mehr Veränderung will die CDU ihren Anhängern offenbar nicht zumuten.