Berlin. Es wirkte provokant. Dabei ist das für den Verband ausländischer Autohersteller bloß Alltag: Er kam mit dem E-Auto zum Dieselgipfel.

  • Zum Dieselgipfel reisten fast alle Teilnehmer mit PS-starken Limousinen an
  • Doch ganz am Rande war auch ein Elektroauto an einer Ladestation zu sehen
  • Dahinter steckte ein internationaler Autohersteller-Verband

Für manche ist es ein Bild mit Symbolwirkung, für den Beteiligten war es eine Selbstverständlichkeit: Als die Bosse der deutschen Auto-Industrie im Verkehrsministerium ihr Rettungskonzept für Diesel-Pkw absegnen ließen, lud vor der Tür das Elektroauto des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller e.V. (VDIK) auf.

Die Hersteller aus dem Ausland hatten sich bei dem viel kritisierten Diesel-Gipfel gleich mehrfach zurückgehalten: Nur einzelne Hersteller wollen sich freiwillig zum Teil an den beschlossenen Maßnahmen beteiligen. Und während für die deutschen Konzerne die Vorstandschefs selbst um die Sicherung der Technik rangen, waren die Importeure nur durch ihren Verband vertreten. Und das auch ganz ohne ein Auto mit Verbrennungsmotor.

Seit mehr als sechs Jahren Elektro-Dienstwagen

VDIK-Präsident Reinhard Zirpel war mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom Hotel zum Ministerium gekommen, erklärte ein Verbandssprecher. Er fahre aber auch regelmäßig den kleinen Nissan Leaf, der dann Journalisten an der Ladestation vor dem Ministerium auffiel. Zunächst wurde auch spekuliert, es könnte wegen des für Nissan typischen Kennzeichen eine PR-Aktion des Herstellers sein.

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Doch mit diesem Auto war Geschäftsführer Bernd Mayer zum Diesel-Gipfel gekommen – nach Darstellung des Verbands ohne irgendwelche Hintergedanken zur Außenwirkung. Der Wagen sei zur Selbstverständlichkeit geworden, so Sprecher Thomas Böhm. Seit mehr als sechs Jahren nutze der Verband an seiner Repräsentanz im Berliner Ortsteil Schmargendorf ein Elektroauto, das Nissan stellt.

Auto seit 2012 erst 4800 mal verkauft

Das sei damals durchaus auch als Signal gedacht gewesen: Die Importeure hätten Endverbrauchern in Deutschland schon seit 2010 Elektroautos angeboten, während die deutschen Hersteller mit den ersten Modellen erst 2014 gefolgt seien. Allerdings hat Nissan von dem Leaf, dem ersten Großserien-Elektroauto, in Deutschland seit Markteinführung 2012 erst etwa 4800 Stück verkauft.

Beim VDIK habe es bei der Entscheidung für den Elektro-Dienstwagen aber auch praktische und Umwelt-Erwägungen gegeben: Mit dem Auto habe man auch die zusätzliche Chance auf einen Parkplatz an Ladestationen in Berlin und sei innerstädtisch emissionsfrei unterwegs.

VDA schafft weiter Diesel als Dienstwagen an

Der VDA, Verband der deutschen Hersteller, hat keine Informationen, ob auch Vertreter der deutschen Automobilwirtschaft mit Elektroautos zum Dieselgipfel gekommen sind. Der Verband setzt aber bei seinen Dienstwagen Signale, dass „wir auch selbst weiter auf Diesel setzen, und das nicht nur gegenüber der Öffentlichkeit sagen“, so ein Sprecher. „Wir bestellen natürlich weiterhin Euro-6-Diesel für unseren Fuhrpark.“

Reine Elektroautos kann der VDA unter seinen Dienstwagen nicht vorweisen. Die Elektromobilität kommt aber auch dort an – in Form Plug-in-Hybriden mit Benzin- und Elektroantrieb: Neben dem Modell A3 e-tron von Audi gibt es für VDA-Präsident Matthias Wissmann einen Mercedes S-Klasse-Plug-in-Hybrid.

Verband setzt erst seit Umweltbonus auf Hybride

Wegen eigener Vorgaben zum Brutto-Listenpreis seien Pkw mit Elektromotor für den Verband lange nicht in Frage gekommen, erst mit dem Umweltbonus habe sich das geändert. Der Kauf eines rein elektrischen Fahrzeuges wird mit 4000 Euro gefördert, bei einem Plug-In Hybriden werden 3000 Euro gewährt.

Die deutschen Hersteller verweisen beim Thema Elektromobilität auch darauf, dass ihr Marktanteil wächst: In Westeuropa konnten sie ihn demnach von Januar bis Mai 2017 von 45 Prozent auf 49 Prozent ausbauen. In Norwegen liege der Anteil sogar bei 57 Prozent. Und in Norwegen ist jedes dritte Auto ein Elektroauto, das Land liegt weltweit an der Spitze. In Deutschland kommen die Stromer gerade mal auf 1,4 Prozent.

Das Elektroauto der Importeure vor dem Verkehrsministerium ist dem VDA nicht mal eine Stellungnahme wert. Das größere Ärgernis ist dort, dass die Importeure die Maßnahmen für Diesel-Fahrzeuge zunächst den deutschen Marken alleine überlassen, lediglich Toyota will freiwillige Austauschprämien für Besitzer älterer Diesel zahlen. Die Zurückhaltung hatte auch Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) kritisiert.