Rom. Im Kampf gegen Schlepper will Italien Marineschiffe vor die libysche Küste schicken. Ein Warlord droht nun, Schiffe zu bombardieren.

Die Entsendung italienischer Marineschiffe in libysche Gewässer zur Bekämpfung von Schleusern stößt auf Widerstand. Der libysche General Chalifa Haftar, der Gegenspieler von Ministerpräsident Fajes al-Sarradsch, habe mit der Bombardierung italienischer Kriegsschiffe gedroht, berichtete der arabische Nachrichtensender Al Arabyia am Donnerstag.

Ausgenommen seien einzig Handelsschiffe. Zuvor hatte das Parlament in Tobruk in dem von Haftar kontrollierten Landesteil vor einer Verletzung der libyschen Souveränität gewarnt. Ein italienisches Marineschiff erreichte den Angaben zufolge bereits libysche Hoheitsgewässer.

Italienische Regierung bezweifelt Schießbefehl

Der libysche General Chalifa Haftar ist der Gegenspieler von Ministerpräsident Fajes al-Sarradsch.
Der libysche General Chalifa Haftar ist der Gegenspieler von Ministerpräsident Fajes al-Sarradsch. © imago/Xinhua | imago stock&people

Der international anerkannte Ministerpräsident Sarradsch in Tripolis hatte Italien um Schiffe zur Unterstützung der libyschen Küstenwache gebeten. Zu der Drohung Haftars berichtete das italienische Fernsehen, die Regierung in Rom bezweifle, dass es einen Schießbefehl gebe. Denn die italienische Regierung finanziere in den von Haftar kontrollierten Gebieten Hilfsprogramme zur Versorgung von Verletzten. Einige von ihnen seien bereits zur Behandlung nach Rom ausgeflogen worden.

Das italienische Parlament hatte die Entsendung der Marineeinheiten am Mittwoch als Beitrag zum Kampf der libyschen Küstenwache gegen Schleuser beschlossen. In einem späteren Schritt ist auch geplant, Bootsflüchtlinge nach Libyen zurückzubringen. Seit Jahresbeginn kamen rund 95.000 Migranten in Italien an. Zuletzt waren im Juli 11.000 Flüchtlinge eingetroffen, halb so viele wie im Juli 2016.

Italien bemüht sich um Stabilisierung des Bürgerkriegslandes

Rom bemüht sich in Verhandlungen mit Haftar und Sarrradsch um eine Stabilisierung Libyens, von dem aus Flüchtlinge in kaum seetauglichen Booten über die zentrale Mittelmeerroute nach Italien fahren. Bereits in der Vergangenheit spendete Rom der libyschen Küstenwache Patrouillenboote und schulte deren Besatzung.

Im Juli hatten sich der libysche Regierungschef Sarradsch und sein Gegenspieler Haftar in Paris auf eine Waffenruhe und baldige Wahlen verständigt. Der insgesamt zehn Punkte umfassende Plan kam unter Vermittlung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zustande. Ob er umgesetzt wird, ist ungewiss. (epd)

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