Moskau. Moskau reagiert auf die neuen US-Sanktionen: Russland will 755 amerikanische Diplomaten des Landes verweisen. Das kündigte Putin an.

Russland wird angesichts der beabsichtigten neuen US-Sanktionen insgesamt 755 amerikanische Diplomaten des Landes verweisen. Das sagte Kremlchef Wladimir Putin der Agentur Tass zufolge am Sonntagabend. Ob Familienmitglieder dabei mitgezählt werden, ließ er zunächst offen.

Doch auch dann wäre eine ungewöhnlich hohe Zahl an Diplomaten betroffen. Der seit Monaten andauernde diplomatische Streit zwischen Moskau und Washington könnte in die nächste Runde gehen, wenn Washington Gegenmaßnahmen ergreifen sollte.

„Wir haben schon eine Weile auf positive Veränderungen (seitens der USA) gewartet. (...) Sollte das irgendwann passieren, wird es nicht bald sein“, sagte Putin. „Wir müssen zeigen, dass wir nichts unbeantwortet lassen.“

Mit den Maßnahmen reagiert Russland auf neue US-Sanktionen, die der Senat am Donnerstag mit großer Mehrheit beschlossen hatte. US-Präsident Donald Trump hat den Entwurf zwar noch nicht unterzeichnet, aber die Absicht dazu bekundet. Diese Sanktionen zeigten die aggressive Haltung der USA gegenüber Russland, hieß es in der Mitteilung. Weitere Gegenmaßnahmen behalte Moskau sich vor.

Russland behält sich weitere Gegenmaßnahmen vor

Die US-Sanktionen seien zwar noch nicht in Kraft. Russland wolle aber mit den Gegenmaßnahmen nicht auf die Unterschrift Trumps warten, da die Sanktionen technisch beschlossene Sache seien, hatte das Außenministerium am Freitag mitgeteilt.

Washington solle bis zum 1. September die Zahl seiner Mitarbeiter in der Botschaft und in den Konsulaten in Russland auf 455 senken, hatte das Außenministerium am Freitag weiter angekündigt.

Wie viele US-Diplomaten das Land verlassen sollten, war zu diesem Zeitpunkt nicht öffentlich bekannt. Zudem würden zum 1. August zwei Landhäuser bei Moskau geschlossen, die das US-Personal nutzt. Weitere Gegenmaßnahmen behalte sich Russland vor.

Auch unter Obama mussten Diplomaten Russland verlassen

Noch unter dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama mussten ebenfalls zahlreiche russische Botschaftsmitarbeiter in den Flieger Richtung Moskau steigen. Angebliche Hackerangriffe bei den US-Wahlen gab man als Begründung an.

Nur: Damals betraf das lediglich 35 russische Diplomaten. Sie wurden nach ihrer Ausreise zum Jahreswechsel von Putin eingeladen, deren Kinder durften hinter den Kremlmauern das traditionelle Neujahrsfest feiern. Der Präsident zeigte sich gegenüber den USA damals in feierlicher Genügsamkeit: Es werde zunächst keine Antwort geben, sagte er.

Sieben Monate hielt sich Moskau nun zurück, der Kreml wartete Putin zufolge auf einen Aufwärtsschwung in den Beziehungen. Doch auch unter Trump kommen die bilateralen Beziehungen nicht aus ihrem Tief heraus. Selbst das erhoffte Treffen zwischen Putin und Trump beim G20-Gipfel in Hamburg brachte keine Änderung. (dpa)