Pfullendorf/Sigmaringen. Soldaten haben gegen ihre Entlassung nach einem angeblichen Skandal geklagt. Ein gefeuerter General kritisiert zudem die Ministerin.

  • Mehrere Soldaten gehen gegen ihre Entlassung vor Gericht vor
  • Die Verteidigungsministerin sprach von „widerlichen und abstoßenden“ Vorfällen
  • Hochrangige Soldaten sehen sich auch durch diese Aussagen verunglimpft

Ein halbes Jahr nach mehreren Enthüllungen über entwürdigende Aufnahmerituale und sexuelle Belästigung bei der Bundeswehr haben vier Soldaten ihre Entlassung überprüfen lassen – und ein geschasster General kritisiert die Verteidigungsministerin heftig.

Das Verwaltungsgericht Sigmaringen gab nun jedoch der Bundeswehr recht. Die Entlassung von vier Soldaten aus der Elite-Kaserne in Pfullendorf (Baden-Württemberg) wegen ihrer Teilnahme an Aufnahmeritualen war demnach rechtens. „Ihr Verbleib im Dienst würde zu einer Gefährdung der militärischen Ordnung führen“, sagte der Richter.

Chefausbilder hatte Ursula von der Leyen kritisiert

Die Vorwürfe von Ursula von der Leyen an Soldaten und einzelnen Standorten wie Pfullendorf und Sondershausen entbehrten in der Absolutheit jeder Grundlage, sagte der frühere Heeres-Chefausbilder Walter Spindler den „Stuttgarter Nachrichten“.

Auch mit Blick auf seine eigene Versetzung Ende April rügte Spindler das Vorgehen der Ministerin. „Diese stil- und würdelose Art, die Misstrauen schürt und die Bundeswehr in eine Loyalitäts- und Vertrauenskrise stürzt, wird mir immer fremd sein.“

Ministerium warf General lasche Ermittlungen vor

Der entlassene Heeres-Chefausbilder Walter Spindler (rechts), hier mit dem Oberkommandierender der US-Landstreitkräfte, kritisiert die Verteidigungsministerin heftig.
Der entlassene Heeres-Chefausbilder Walter Spindler (rechts), hier mit dem Oberkommandierender der US-Landstreitkräfte, kritisiert die Verteidigungsministerin heftig. © 2nd Cavalry Regiment | Sgt. William Tanner

Der Generalmajor war von seiner Funktion als Kommandeur des Ausbildungskommandos des Heeres entbunden worden, weil nach Ansicht des Ministeriums die Aufklärung von Vorwürfen unter ihm zu schleppend voran ging. Er wurde kurz vor dem Ruhestand an einen anderen Posten versetzt.

Bei den angeblichen sexuell-sadistischen Praktiken im Ausbildungszentrum Spezielle Operationen in Pfullendorf sowie bei einer Einheit im thüringischen Sondershausen habe er nicht energisch genug ermittelt. Von der Leyen sprach von „widerlichen und abstoßenden“ Vorfällen in Pfullendorf.

Pfullendorfer Soldaten klagen

Um diese Frage ging es jetzt auch vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringe. Die vier Soldaten waren in der Kaserne in Pfullendorf in Baden-Württemberg stationiert und sollen dort an entwürdigenden Aufnahmeritualen teilgenommen haben.

In den Berichten aus Pfullendorf ging es um angebliche sexuell-sadistischen Praktiken: Soldatinnen sollen demnach zu Tänzen an der Stange gezwungen und belästigt worden sein. Die anderen Vorwürfe betrafen Aufnahmerituale, sogenannte „Taufen“: Soldaten sollen unter anderem aus ihren Stuben geholt worden sein, sie hätten einen Stiefelbeutel über den Kopf gestülpt bekommen und seien mit kaltem Wasser aus einem Schlauch abgespritzt worden, so der Vorwurf eines Mannschaftssoldaten. (dpa/law)