Peking. China will den sterbenden Nobelpreisträger Liu Xiaobo (61) nicht ausreisen lassen. Nun hat sich die Bundesregierung eingeschaltet.

Die Bundesregierung hat an China appelliert, eine schnelle Ausreise des schwer kranken Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo zu ermöglichen. „Deutschland steht bereit zur Aufnahme und zur medizinischen Behandlung“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Angesichts der dramatischen Situation des Bürgerrechtlers und seiner Familie solle die chinesische Führung „den humanitären Aspekten“ des Falles Priorität einräumen.

Liu befindet sich nach Angaben seiner Ärzte in einem lebensbedrohlichen Zustand. „Er stirbt“, heißt es in einer Mitteilung des Krankenhauses vom Mittwoch. Seine Atmung versage, weshalb eine Intubation notwendig sei. Seine Familie habe die Einführung eines Schlauches in die Luftröhre jedoch abgelehnt.

Die Angaben konnten nicht überprüft werden, da Liu Xiaobo und seine Familienmitglieder im Krankenhaus unter Bewachung stehen.

Krebs im Endstadium

Der Bürgerrechtler und Autor war 2009 wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“ zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte ein Manifest veröffentlicht, in dem er einen „freien, demokratischen und verfassungsmäßigen Staat“ einforderte. 2010 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen.

China lehnte Behandlung im Ausland ab

Wegen Leberkrebs im Endstadium war der 61-Jährige kürzlich aus dem Gefängnis in die Universitätsklinik der nordostchinesischen Stadt Shenyang verlegt worden. Dort steht er weiter unter Bewachung. Sowohl er als auch seine Frau wollen China verlassen. China lehnt eine Ausreise zur medizinischen Behandlung jedoch ab.

Zwei ausländische Ärzte, die Liu Xiaobo am Wochenende in Shenyang besuchen durften, bestätigten die Diagnose Leberkrebs im Endstadium. Der Heidelberger Experte Professor Markus Büchler und der US-Krebsspezialist Joseph M. Herman kamen jedoch - anders als ihre chinesischen Kollegen – zu dem Ergebnis, dass Liu Xiaobo transportfähig sei. Die Kliniken der Unis von Heidelberg und Texas erklärten sich bereit, den chinesischen Patienten aufzunehmen – was Peking jedoch ablehnte. (dpa)