Hamburg/Berlin. Offiziell startet das G20-Treffen Freitag, doch das Mega-Ereignis wirft seine Schatten voraus. Auch Donald Trump reist Donnerstag an.

Es soll der Tag des Protestes werden in Hamburg. Die große Frage an diesem Donnerstag: Bleibt es friedlich rund um den Gipfel, oder gewinnen die angereisten gewalttätigen Gipfel-Gegner die Oberhand?

Mit rund zweieinhalb Stunden Verspätung traf am Donnerstagvormittag ein Sonderzug mit Hunderten G20-Gegnern im Hamburger Hauptbahnhof ein. Der privat gechartete Zug war am Mittwochabend in Basel gestartet und hatte auf seiner Fahrt durch Deutschland bei Zwischenstopps in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen weitere Demonstranten aufgenommen.

„Welcome to Hell“

Wie die Bundespolizei mitteilte, wurden 210 Personen kontrolliert. Dabei seien Gasmasken, Mundschutze und Schutzbrillen sichergestellt worden. Zudem sei 33 Personen die Einreise nach Deutschland verweigert worden.

Hotels, Essen, Kosten – Sieben Fakten zum G20-Gipfel

1. Die Delegationen Insgesamt 36 Delegationen werden zum G20-Gipfel in Hamburg am Wochenende erwartet. Die Zahl der Delegierten beläuft sich auf mehr als 6500.

2. Die Hotels Hamburg verfügt über eine Reihe von Fünf-Sterne-Herbergen. Aber: Die Frage, wer in welchem Hotel übernachtet, wird wie ein Staatsgeheimnis gehandelt. Manche Häuser mussten sogar Vertraulichkeitserklärungen unterzeichnen, damit über ihre hochrangigen Gäste vor dem Gipfel nichts nach außen dringt. Trotzdem wurden einige Details bekannt – auch aufgrund der erheblichen Sicherheitsvorkehrungen bereits im Vorfeld. Kanzlerin Angela Merkel logiert im Hotel Atlantic Kempinski, hier steht eine 245 Quadratmeter große Präsidentensuite zur Verfügung. Kremlchef Wladimir Putin nächtigt im Park Hyatt. Der saudische König Salman hat für seine Entourage alle 156 Gästezimmer und Suiten im Hotel Fairmont Vier Jahreszeiten an der Binnenalster gebucht.

3. Die Trump-Frage Wo logiert US-Präsident Donald Trump während des Gipfels? Keine Frage wurde im Vorfeld so heiß diskutiert. Zeitweise hieß es, Trump werde ein Hotel in Berlin buchen. Doch das ist wohl vom Tisch. Jetzt heißt es, dass Trump im Gästehaus des Hamburger Senats an der Schönen Aussicht residieren soll. Es ist aber die Frage, ob das Gebäude den Sicherheitsanforderungen der Amerikaner genügt. Endgültig wird man wohl erst erfahren, wo Trump übernachtet, wenn er in Hamburg angekommen ist.

4. Die Gipfelgegner Schon in den Tagen vor Gipfelstart am 7. Juli waren zahlreiche Demonstranten in Hamburg präsent. Mit Demonstrationen oder Mahnwachen verliehen sie ihrem Protest Ausdruck. Insgesamt 29 Demos mit Bezug zu G20 waren zwischen dem 30. Juni und dem letzten Gipfeltag am 8. Juli angemeldet. Die Demonstrationsverbotszone rund um Messegelände und Elbphilharmonie umfasst 38 Quadratkilometer. Zu der abschließenden Großkundgebung „Grenzenlose Solidarität statt G20“ am, Samstag werden bis zu 100.000 Teilnehmer erwartet.

5. Die Gipfelschützer An die 20.000 Polizisten sollen die Politiker und deren Delegationen in Hamburg schützen. 40 Wasserwerfer der Polizei der Stadt könnten zum Einsatz kommen. Zudem sind die Beamten mit 185 Hunden und 70 Pferden ausgestattet. Insgesamt 28 Hubschrauber von Bundes- und Landespolizei werden am Himmel über Hamburg kreisen. 140 Staatsanwälte fahren Sonderschichten, um gegebenenfalls Haftbefehle gegen Straftäter auszustellen. In einer eigens für den Gipfel eingerichteten Gefangenensammelstelle im Stadtteil Harburg gibt es Platz für 400 gewalttätige Demonstranten.

6. Die Kosten Klar ist: Der Gipfel wird teuer. Die Gesamtkosten sollen mit rund 130 Millionen Euro zu Buche schlagen. Ein Großteil davon trägt der Bund als Gastgeber. Im Bundesetat sind rund 200 Millionen Euro dafür veranschlagt. Kritiker glauben aber, es wird viel teurer: Bis zu 400 Millionen Euro könnte der Gipfel kosten, haben sie errechnet. Das G20-Treffen wäre nicht erste Fall, in dem die Kosten explodieren: Der G20-Gipfel im kanadischen Toronto 2010 war ursprünglich mit 180 Millionen Euro veranschlagt worden – am Ende stand unter dem Strich knapp eine Milliarde Euro; allein rund 400 Millionen Euro wurden für die Sicherheit fällig.

7. Die Verpflegung Allein für die Polizisten stehen 185.000 Verpflegungsbeutel, 100.000 warme Mahlzeiten und 600.000 Liter Getränke bereit. Rindersaftgulasch mit Nudeln gibt es am ersten Gipfeltag, Möhrengulasch für die Vegetarier. Wer nicht ausreichend Zeit hat, bekommt einen Verpflegungsbeutel mit Brot, Käse, Wurst, Obst und einem Müsliriegel. Im Medienzentrum wiederum gibt es für die Journalisten aus aller Welt 12.000 Schokoriegel und 400 Kilo Bratwürste. Gepflegter werden die Staats- und Regierungschefs speisen. Die Delegation aus Saudi-Arabien etwa hat in ihrem Hotel unter anderem 30 Lämmer für die Gipfeltage vorbestellt.

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Am Donnerstagnachmittag wird es dann ernst: Dann nämlich treffen sich am Hamburger Fischmarkt bis zu 10.000 G20-Gegner unter dem Motto „Welcome to Hell“ (Willkommen in der Hölle) zu einer Demonstration, zu der antikapitalistische und autonome Gruppen aufgerufen haben. Die Polizei rechnet mit rund 8000 gewaltbereiten Linksautonomen aus dem In- und Ausland, die sich dieser Tage in Hamburg befinden sollen.

Donald Trump kommt direkt aus Polen

Im Laufe des Nachmittags wird neben den anderen Staats- und Regierungschefs auch der amerikanische Präsident in der Hansestadt erwartet. Wann Donald Trump dort landet, ist unklar. Hauptprogrammpunkt des Besuchs an der Nato-Ostflanke ist gegen 13 Uhr eine Rede des US-Präsidenten am Denkmal des Warschauer Aufstandes, in der er seine Vision der transatlantischen Beziehungen umreißen will, wie es vorab aus dem Weißen Haus in Washington hieß.

Fest steht: Um 18 Uhr wollen sich in Hamburg Trump und Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem Gipfel-Vorgespräch im Hotel Atlantic treffen. Es dürfte dabei um Themen wie Klima, Welthandel, Abschottung und Kampf gegen den Terrorismus gehen. Trump dürfte wegen seiner Abschottungspolitik sowie der umstrittenen US-Klimapolitik für Streit beim G20-Treffen besonders in der Kritik stehen.

Show mit Shakira und Coldplay

Für die Kanzlerin geht es nach dem Gespräch mit Trump zügig weiter. Auf Wunsch der türkischen Regierung wird sie sich, ebenfalls im Atlantic, mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zusammensetzen. Auch dieses Treffen dürfte für Merkel wenig angenehm sein – zwischen Berlin und Ankara gibt es erhebliche politische Verstimmungen, etwa wegen des Redeverbots für Erdogan in Deutschland.

Musikalisch wird es dann am Vorabend des ersten offiziellen Gipfeltags. Beim „Global Citizen Festival“ treten Superstars wie Shakira, Herbert Grönemeyer, Pharrell Williams und Coldplay auf. Die Show in der Barclaycard Arena steht unter dem Motto „Für Freiheit. Für Gerechtigkeit. Für Alle“. Es wird damit gerechnet, dass auch einige der Gipfelteilnehmer auf den Rängen sitzen werden. So soll Kanadas Premier Justin Trudeau sein Kommen angekündigt haben.

(mit Material von dpa)