Rom. Es kommen wieder mehr Flüchtlinge über das Mittelmeer. Rom ruft nach Hilfe – und erwägt, Häfen für ausländische Schiffe zu schließen.

  • Italien will mehr Unterstützung von der EU bei der Versorgung von Flüchtlingen
  • Der Staat erwägt, seine Häfen für Rettungsschiffe von NGOs zu schließen, wenn diese nicht kommt
  • Frontex und die EU-Mission „Operation Sophia“ sollen nicht betroffen sein

In der Flüchtlingskrise droht Italien mit der Abweisung von Schiffen mit geretteten Migranten in heimischen Häfen. Den Booten von Hilfsorganisationen könnte die Einfahrt in italienische Häfen verwehrt werden, sollte es nicht mehr Unterstützung in der Krise von der EU geben, hieß es aus Regierungskreisen in Rom. Dabei geht es um Rettungsschiffe, die nicht unter italienischer Flagge fahren. Viele deutsche NGOs sind im Mittelmeer bei der Rettung von Flüchtlingen unterwegs.

Italien will mit der Drohung von anderen EU-Staaten eine fairere Lastenverteilung einfordern. Allein in den vergangenen Tagen wurden im Mittelmeer mehr als 10.000 Menschen gerettet, die nun auf dem Weg nach Italien sind.

Rechtliche Umsetzung unklar

Im Gegensatz zu ersten Informationen sollen Schiffe der EU-Mission „Operation Sophia“ oder der EU-Grenzagentur Frontex von dem möglichen Verbot nicht betroffen sein. Wie sich dieses Verbot rechtlich umsetzen ließe, blieb zunächst unklar. Auch Schiffe deutscher Hilfsorganisationen wie Sea Watch und Jugend Rettet könnten von dem Hafen-Verbot betroffen sein.

Flüchtlinge ertrinken im Mittelmeer

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    Ärzte ohne Grenzen, die eine der größten Missionen im Mittelmeer fahren, erklärte, die oft verletzten Menschen müssten in den nächstgelegenen und in einen sicheren Hafen gebracht werden. Rein geografisch trifft es damit vor allem Italien.

    Kapazitäten am Limit

    Diese Migranten trieben auf einem Schlauchboot im Mittelmeer, bevor sie gerettet wurden.
    Diese Migranten trieben auf einem Schlauchboot im Mittelmeer, bevor sie gerettet wurden. © dpa | Lena Klimkeit

    Die Aufnahmekapazitäten seien am Limit, erklärte ein EU-Diplomat, zudem gebe es auch Auswirkungen auf das „soziale und politische Leben“ im Land. Der Botschafter habe deutlich gemacht, dass es schwierig sei für die Behörden, weitere Anlandungen zu erlauben.

    Italien sieht sich seit Jahren großem Druck ausgesetzt und drängt andere EU-Staaten immer wieder zu Hilfe: Allein in den vergangenen Tagen kamen etwa 10.000 Migranten über das Mittelmeer. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex erklärte, im laufenden Jahr sei dies die höchste Zahl Geretteter binnen einer so kurzen Zeitspanne.

    Boot von Sea Watch setzte Hilferuf ab

    Die deutsche Hilfsorganisation Sea Watch setzte einen Hilferuf ab. Das Boot sei vollkommen überladen und es gebe nicht genug Essen für die Geretteten an Bord. Auch andere NGOs waren am Limit.

    Die Migranten werden in der Regel vor der libyschen Küste von der italienischen Küstenwache, den Schiffen der EU-Mission oder von Hilfsorganisationen gerettet. Seit Beginn des Jahres kamen in Italien mehr als 73.000 Menschen an, rund 14 Prozent mehr als im Vorjahr. (dpa)