Istanbul. Taner Kilic wird vorgeworfen, Verbindungen zur Gülen-Bewegung zu haben. Sein Haus in Izmir und das Amnesty-Büro wurden durchsucht.

Der Vorsitzende von Amnesty International in der Türkei, Taner Kilic, ist nach Angaben der Menschenrechtsorganisation in Untersuchungshaft genommen worden. Der Haftbefehl gegen Kilic wurde demnach am Dienstagmorgen in seinem Haus in der Küstenstadt Izmir vollstreckt. Als Begründung seien Ermittlungen gegen mutmaßliche Mitglieder der Bewegung des Predigers Fethullah Gülen genannt worden.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan macht den in den USA lebenden Gülen für den missglückten Putschversuch vor knapp einem Jahr verantwortlich, bei dem 240 Menschen getötet worden waren.

Haus und Amnesty-Büro durchsucht

Die türkische Regierung hat seitdem rund 50.000 Menschen verhaftet und 150.000 aus meist öffentlichen Ämtern entlassen.

Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty teilte mit, Kilic und 22 andere Anwälte seien in der Provinz Izmir festgesetzt worden. Sein Haus sei ebenso durchsucht worden wie das Amnesty-Büro. Es gebe derzeit aber keinen Hinweis darauf, dass die Festnahme von Kilic im Zusammenhang mit seiner Arbeit für Amnesty stehe.

Auch sehe es nicht nach einem speziellen Vorgehen gegen die Organisation aus. Es sei unklar, weshalb Kilic verdächtigt werde, Verbindungen zum Gülen-Netzwerk zu haben.

„Die Kampagne ist willkürlich geworden“

Laut der Zeitung „Hürriyet“ wird den Festgenommenen die Nutzung einer Messenger-App vorgeworfen, die nach Darstellung der Regierung unter Gülen-Anhängern beliebt ist.

„In Ermangelung glaubwürdiger und zulässiger Beweise für Verstrickungen in international anerkannte Verbrechen rufen wir die türkischen Behörden auf, Kilic und die 22 anderen Anwälte sofort freizulassen und alle Vorwürfe gegen sie fallenzulassen“, teilte Amnesty International mit.

Generalsekretär Salil Shetty erklärte: „Die Tatsache, dass die türkische Säuberungskampagne nach dem Putsch nun auch den Vorsitzenden von Amnesty International in der Türkei in ihren Strudel gezogen hat, zeigt einmal mehr, wie weitreichend und willkürlich diese Kampagne geworden ist.“. Kilic verteidige seit Jahren „genau jene Freiheiten, welche die türkischen Behörden jetzt zertrampeln“. (dpa/rtr)