Washington. Eine Frau hat gestanden, einen geheimen NSA-Bericht enthüllt zu haben. Er soll die russische Cyber-Attacke während der US-Wahl belegen.

Kaum hat Russlands Präsident Wladimir Putin Einflussversuche des Kreml auf die Präsidentschaftswahl in den USA öffentlich ins Reich der Fabeln verwiesen, legt ein spektakulärer Geheimnisverrat in Amerika das Gegenteil nahe. Die US-Bundespolizei FBI hat am vergangenen Wochenende eine 25-Jährige festgenommen, die für eine Vertragsfirma des Geheimdienstes NSA gearbeitet hat. Das bestätigte das Justizministerium in Washington.

Reality Leigh Winner hat gestanden, ein brisantes Geheimpapier an das Journalisten-Kollektiv „The Intercept“ weitergegeben zu haben. Mitgründer des Internet-Portals ist Glenn Greenwald, der Mann, der die Arbeit des NSA-Whistleblowers Edward Snowden bekannt gemacht hat.

Software-Unternehmen angegriffen

Winner war bis zu ihrer Inhaftierung in Augusta im US-Bundesstaat Georgia mit dem Privileg ausgestattet, auf höchste Staatsgeheimnisse zugreifen zu können. Aus den Unterlagen der NSA, die sie verbotenerweise weitergab, ergibt sich der bislang detaillierteste Verdacht, dass die Spitzen des vom Kreml gesteuerten Militärgeheimdienstes GRU im Sommer 2016 eine ausgeklügelte Cyber-Attacke gestartet hatten.

Dabei wurde gezielt mindestens eine US-Firma in Florida angegriffen, die Soft- und Hardware für die bei der Präsidentschaftwahl 2016 eingesetzten Systeme zur Wähler-Registrierung herstellt. Über erschlichene E-Mail-Konten sollen die staatlich gesteuerten Hacker versucht haben, rund 120 Wahlbeamten in verschiedenen Bundesstaaten Schadstoff-Programme unterzuschieben. Über den Erfolg der Russen-Attacke sagt der NSA-Bericht nichts.

Donald Trump seit Monaten unter Druck

„The Intercept“ hat das Dokument auf Drängen des Geheimdienstes nicht komplett veröffentlicht. Für ihre Enthüllung muss Winner, eine ehemalige Sprachen-Expertin der US-Luftwaffe, im Fall einer Verurteilung mit einer hohen Gefängnisstrafe rechnen. Ihr Anwalt erklärte gegenüber US-Medien, seine Mandantin habe sich strafrechtlich noch nie etwas zu Schulden kommen lassen.

Die Veröffentlichung der NSA-Erkenntnisse kommt für Präsident Donald Trump zur Unzeit. Seit Monaten stehen er und seine engster Beraterstab unter dem Verdacht, vor der Präsidentschaftswahl mit russischen Stellen Störmanöver koordiniert zu haben, die der demokratischen Rivalin Hillary Clinton schaden sollten.

Ex-FBI-Chef nimmt Stellung

Dabei spielen lange geheim gehaltene Kontakte von Trumps Chefberater und Schwiegersohn Jared Kushner und dem ehemalige Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn zu Russland US-Botschafter Sergej Kisljak eine zentrale Rolle.

FBI-Direktor James Comey (l.) bei einer Anhörung im US-Senat im März.
FBI-Direktor James Comey (l.) bei einer Anhörung im US-Senat im März. © REUTERS | Joshua Roberts

Am Donnerstag wird der von Trump entlassene FBI-Chef James Comey dazu in öffentlicher und nicht öffentlicher Sitzung im Kongress aussagen. Nach Erwartungen von US-Medien wird der Beamte Berichte bestätigen, wonach Trump ihn aufgefordert hat, Ermittlungen im Zusammenhang mit russischen Einflussversuchen auf den demokratischen US-Wahlprozess einzustellen.

Trump sieht sich als Opfer

Juristen werten das als Behinderung der Justiz. Potenziell ein Anlass, Trump mit einem Amtsenthebungsverfahren zu überziehen. Trump bestreitet die Vorwürfe vehement. Er sieht sich als Opfer einer „Hexenjagd“, befeuert von den Demokraten, die ihre Niederlage nicht verwunden hätten.

Von seinem Recht, Comey die Aussage im Kongress zu untersagen, machte Trump trotzdem keinen Gebrauch. Anders würde eine „zügige und gründliche Untersuchung der Fakten“ erschwert, sagte eine Regierungssprecherin.