Ankara. Der türkische Außenminister wirft Europa vor, Journalisten als Agenten in der Türkei einzusetzen. Und er greift auch Deutschland an.

Im Streit um die Inhaftierung des „Welt“-Korrespondenten Deniz Yücel wirft die türkische Regierung europäischen Staaten vor, Journalisten als Spione einzusetzen. „In letzter Zeit gibt es einen Trend in Europa“, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu bei einer Pressekonferenz mit Bundesaußenminister Sigmar Gabriel am Montag in Ankara.

„Vor allem haben die Geheimdienste angefangen, Journalisten als Agenten in der Türkei einzusetzen. Warum? Damit sie, sollten sie geschnappt werden, mit Kampagnen wie „Journalisten verhaftet" oder „Journalisten im Gefängnis" Druck ausüben können.“

Inhaftierung Yücels steht auf Tagesordnung

Cavusoglu sagte, die Inhaftierung Yücels stehe bei Treffen von Regierungsvertretern Deutschlands und der Türkei immer auf der Tagesordnung. „Wir sehen, dass das Thema Yücel für Deutschland sehr wichtig ist. Aber eines steht fest, und das weiß Deutschland nur zu gut. Bei den Anschuldigungen bezüglich Yücel geht es nicht um Journalismus, sondern um Terror.“ Cavusoglu verwies auf die Unabhängigkeit der türkischen Justiz.

Gegen Yücel wurde Ende Februar in Istanbul wegen des Verdachts der Terrorpropaganda und der Volksverhetzung Untersuchungshaft verhängt. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan warf Yücel danach vor, ein Terrorist und ein deutscher Agent zu sein. Die Bundesregierung fordert die Freilassung des deutsch-türkischen Journalisten. (dpa)