Bangkok. Beim Angriff in Manila sind 36 Menschen gestorben. Der IS hat die Tat für sich reklamiert. Die Regierung spielt die Ereignisse runter.

Erst kam die Panik und die Sicherheitsleute des glitzernden Spielkasinokomplexes Resorts World Manila machten sich aus dem Staub. Dann brach das Chaos aus – offenbar ein Einzeltäter schoss mit seinem Schnellfeuergewehr in die Luft und setzte Roulette-Tische in Brand. Stunden, nachdem die Polizei am Freitagmorgen in der philippinischen Hauptstadt Manila Entwarnung gegeben hatte, kam der große Schock: Neben dem toten Täter entdeckten sie 36 Leichen, die im Qualm und Rauch des Feuers erstickten.

Weder die Polizei noch die Leitung des attackierten Hotels hatten die Katastrophe bemerkt. Stephen Reilly, Manager des attackierten Spielkasinos, hatte sogar behauptet: Alles unter Kontrolle. Wir wissen, wo alle Gäste sind. Der philippinische Polizeichef Ronald dela Rosa, der sich im Rahmen des Anti-Drogen-Feldzuges der Regierung als notorischer Lügner erwiesen hatte, tönte: Wir haben alles durchgekämmt.

Ein Einzeltäter und kein Terrorist, das war die Sprachregelung, an der Manila festhielt. Wir sehen keinen Anhaltspunkt für Terror, erklärte Polizeichef dela Rosa, ein enger Freund von Präsident Duterte, als die Toten noch nicht gefunden worden waren, der Täter hat nicht auf die Glücksspieler geschossen. Manilas Polizeichef Oscar Albayalde beschrieb den Täter so: Er sieht wie ein Kaukasier aus, er spricht Englisch, er ist groß und weiß, also handelt es sich wahrscheinlich um einen Ausländer.

Phantastische Tathergänge Spezialität der Polizei

Der Angreifer muss zudem – glaubt man den Polizeidarstellungen – ungewöhnlich geschickt gewesen sein. Angeblich tränkte er die Bettdecke im Zimmer 510 das Maxim Hotels neben dem Kasino, in dem seine Leiche später entdeckt wurde, mit Benzin und verbrannte sich selbst. Inzwischen ist klar: Irgendwie muss der Mann es zudem geschafft haben, sich zu erschießen während er bereits lichterloh in Flammen stand.

Phantastische Tathergänge gelten als Spezialität der philippinischen Polizei, seit sie im Auftrag von Präsident Rodrigo Duterte einen Anti-Drogen-Feldzug entfesselte, dem bislang rund 9000 Menschen in Manila zum Opfer fielen.

Manilas Regierung ist fest entschlossen, jeden Hauch einer Terrorgefahr in der Hauptstadt zu vermeiden.

IS reklamiert Tat für sich

Andernfalls muss Präsident Duterte alle Pläne über den Haufen werfen, die Megametropole in einer Glückspielerparadies nach dem Vorbild von Las Vegas oder Macau zu verwandeln. Die Philippinen haben eine lange Tradition, das Terrorrisiko im Land herunter zu spielen, sagt die Extremismusexpertin Sidney Jones vom Institute for Policy Analysis of Conflict (IPAC).

Gleichzeitig legte sie Nachrichten eines Kämpfers der Terrormiliz Islamischer Staat vor, der offenbar in der Stadt Marawi auf Mindanao im Süden der Philippinen sitzt. Der Mann behauptet, der Angreifer im Spielkasino sei ein einsamer Wolf des Kalifats gewesen. Am Freitag reklamierte der IS die Tat für sich.

Staatschef Duterte, der sich gern als Mann der harten Hand aufführt aber während seiner knapp einjährigen Amtszeit lieber angebliche Drogenkriminelle statt islamischen Terror in der überwiegend katholischen Nation bekämpfte, erklärte vor knapp zwei Wochen den Notstand auf Mindanao.

Anlass: Die Streitkräfte des Landes haben größte Probleme, im einst 200.000 Menschen zählenden Marawi trotz massiver Bombardements der Innenstadt die sogenannte Maute-Gruppe, die sich selbst als IS-Ableger beschreibt, zu bezwingen. Ursprünglich als Kleinigkeit abgetan, muss Manila sich inzwischen wohl der Ansicht anschließen, die ein Sicherheitsexperte schon länger vertritt: Maute hat seit Jahren systematisch mit Akademikern und Mullahs gearbeitet, um ihre Basis zu verbreiten. Die Kämpfe in Marawi sind von langer Hand geplant.