Kuwait. Ein Video aus Kuwait soll zeigen, dass Moslems gegen den Terror sind. Ein Junge im Video stört aber für viele Araber die Botschaft.

Ein Terrorist zieht sich die Sprengstoffweste an, während ein Paar sich für die Hochzeit vorbereitet und ein Opa mit seinem Enkelkind spielt: So beginnt ein Video, das zum Ramadan bei Moslems für Liebe und Verständnis wirbt und Extremisten ideologisch isolieren soll. Ein arabischer Popstar tritt in emotionalen Bildern auf, der Ruf „Allahu akhbar“ (Allah ist größer) ist mit ausschließlich positiven Botschaften und Bildern belegt. Doch weil scheinbar eines der bekanntesten Gesichter des Syrienkriegs auftaucht, gibt es Kritik an dem millionenfach abgerufenen Film. Der kuwaitische Mobilfunkkonzern Zain hat den Image-Spot produzieren lassen.

„Begegne deinem Feind mit Frieden statt mit Krieg“: Und im Video greift der Selbstmordattentäter dann auch nach der hingehaltenen Hand.
„Begegne deinem Feind mit Frieden statt mit Krieg“: Und im Video greift der Selbstmordattentäter dann auch nach der hingehaltenen Hand. © Screenshot Youtube/Zain | Screenshot Youtube/Zain

Die Szene, die in dem Clip den Ärger auslöst: Der Selbstmordattentäter steigt in einen Bus voller Menschen, die dort in staubigen Lumpen sitzen. Die Kamera fährt dann auf ein Kind, das einem weltbekannt gewordenen Jungen aus Aleppo zum Verwechseln ähnlich sieht: Das Bild des verloren auf einem Stuhl sitzenden blutenden Omran Daqneesh war um die Welt gegangen. Allerdings war der Fünfjährige kein Opfer des IS oder anderer islamistischer Terrorgruppen. Er war durch einen Luftangriff der Assad-Truppen verschüttet und verletzt worden.

Kampagne auf Twitter

Der Bezug zu dem Kind bei einem Film gegen Terror von Islamisten ärgert in der arabischen Welt nun viele, die die Absicht des Videos eigentlich loben. Die Darstellung führe dazu, dass die Geschichte des Jungen umgedeutet werde: Am Leid Omrans ist nicht mehr das Assad-Regime schuld, er wird stattdessen zum Opfer religiöser Fanatiker gemacht.

Deshalb gibt es nun Forderungen an den kuwaitischen Mobilfunk-Konzern Zain, sein Video zurückzuziehen oder die Passage herauszunehmen. Auf Twitter macht auf Arabisch das Hashtag „ZainverzerrtdieWahrheit“ die Runde.

Die in New York lebende syrische Menschenrechtlerin Tamara al-Raifi kritisiert im „Guardian“, dass es sich das bunte Video zu einfach mache. Die politischen Hintergründe, die zum Terror führten, würden ausgespart: „Jeder zeigt doch gerne auf Extremismus und den IS.“ Man müsse aber mit der Frage beginnen, warum es diese düsteren Kräfte gebe.

Muslimische Opfer geben Antworten

Eine Bombe bei der Hochzeitsfeier nahm ihr den Mann und den Vater: Nun wirbt Nadia Al Alami:
Eine Bombe bei der Hochzeitsfeier nahm ihr den Mann und den Vater: Nun wirbt Nadia Al Alami: "Lasst uns Hass mit Liebe sprengen!" © Screenshot Youtube/Zain | Screenshot Youtube/Zain

In dem Film tauchen auch Moslems auf, die Opfer von islamistischem Terror wurden: Zum Satz „Lasst uns Hass mit Liebe sprengen“ lächelt Nadia Al Alami in die Kamera. Sie hatte 2005 ihren Bräutigam und ihren Vater verloren, als Al-Kaida-Terroristen bei der Hochzeitsfeier in Amman in Jordanien Bomben zündeten.

Vor ihr taucht ein Mann auf, der bei einem Anschlag auf eine Moschee in Kuwait verletzt wurde. Zu sehen ist auch ein Vater, dessen Sohn bei einem Anschlag mit 300 Toten in Bagdad ums Leben kam. Die Menschen im Video antworten auf das religiös verbrämte Mantra des Terroristen mit anderen Stellen des Korans: „Du kommst im Namen des Todes, er ist der Schöpfer des Lebens.“ Die fundamentalistische gegen eine moderne Auslegung des Korans.

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Das Image-Video endet mit den Worten: „Wir werden ihre Hassattacken mit Liedern der Liebe beantworten.“ Der Terrorist mit der Sprengstoffweste hat sich da schon den Menschen ergeben, die ihm die Hand zum Dialog reichen. (law)

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