Berlin. Laut einem Bericht starben 2017 sieben Menschen durch Polizeischüsse. Nur fünf der 269 Toten in den vergangenen 27 Jahren waren Frauen.

In Deutschland sind nach einem Bericht der „tageszeitung“ (taz) seit 1990 mindestens 269 Menschen von Polizisten erschossen worden. Das ergaben Recherchen der Zeitung bei Polizeibehörden und Staatsanwaltschaften sowie in Presseberichten, wie das Blatt am Donnerstag meldete.

Im Jahr 2017 wurden demnach bereits sieben Menschen durch Polizisten erschossen. Niemals in den vergangenen 27 Jahren habe es zu diesem Zeitpunkt des Jahres so viele Tote gegeben. Nur eine Minderheit der Erschossenen habe selbst eine Schusswaffe getragen, am häufigsten sei eine Bewaffnung mit Messern gewesen.

Fünf Frauen starben durch Polizeischüsse

Verbrechen wie Einbrüche, Überfälle oder Geiselnahmen gingen laut dem Zeitungsbericht den tödlichen Schusswaffeneinsätzen nur selten voraus, dagegen starben viele bei Einsätzen in ihrem privaten Umfeld, etwa in ihren Wohnungen. Nur fünf der registrierten 269 Toten seien Frauen gewesen.

Immer öfter treffe es Menschen mit psychischen Erkrankungen, hieß es weiter. Bei 38 der zwischen 2009 und 2017 erschossenen 74 Menschen hätten sich eindeutige Hinweise auf psychische Erkrankungen gefunden. Dieses Jahr habe es bei sechs von sieben Toten derartige Hinweise gegeben.

Wissenschaftler kritisiert Verhalten der Polizei

Thomas Feltes, Professor für Polizeiwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum, kritisierte das Verhalten der Polizei: „Ich habe nicht das Gefühl, dass die Polizei die Bedeutung des Problems wirklich realisiert.“ Sie tendiere eher dazu, ihr Handeln zu rechtfertigen und Fehler herunterzuspielen oder gar zu vertuschen, sagte Feltes der taz. „Mit der Begründung, in Notwehr gehandelt zu haben, wird der Einsatz dann legitimiert.“ (epd)