Berlin. Bundeswehr-Werbung am Rande der Re:publica: Aktivisten ließen es aus Protest auf der Bühne auf den verantwortlichen Beamten regnen.

Aktivisten haben bei Europas größter Digitalkonferenz in Berlin mit kritischen Plakaten gegen die Bundeswehr und Konfetti die Bühne gestürmt. Anlass war, dass dort auch der Kopf der Bundeswehr-Videoserie „Die Rekruten“ und der Kampagne „Mach, was wirklich zählt“ auf der Bühne saß. Um die Beteiligung der Bundeswehr an der Re:publica hatte es schon im Vorfeld Diskussionen gegeben.

In der Session mit dem Titel „Coca Cola statt RTL, Edeka statt ProSieben“ ging es darum, wie Marken Shows und Inhalte für Social Media produzieren. Und dazu saß auch Dirk Feldhaus auf dem Podium, der Beauftragte für die Arbeitgebermarke der Bundeswehr. Er sollte von der Web-Serie „Die Rekruten“ erzählen. Der eigene YouTube-Kanal hat 250.000 Abonnenten.

„Cybersex statt Cyberwehr“

Doch noch ehe Feldhaus überhaupt ins Spiel kam, lief eine Gruppe von Aktivisten mit Plakaten auf die Bühne. Über Feldhaus und dann auch über seine Sitznachbarn schütteten sie Konfetti, dazu präsentierten sie Plakate „Cybersex statt Cyberwehr“, „War out loud“ und „Soldaten sind Mörder“. Aus den mit vor allem jungen Menschen voll besetzten Zuschauerreihen gab es vereinzelt Gejohle und Beifall, viele Zuschauer waren nur verwundert oder irritiert. Die Aktion dauerte nur etwa 30 Sekunden.

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Moderatorin Kathrin Schmid (NDR) ging auf den Zwischenfall nicht länger ein, kommentierte nur: „Es hätte uns auch schlimmer erwischen können.“ Doch Torten gab es nicht. Später bat sie, Fragen nur zum Thema des Videos, nicht zur Bundeswehr allgemein zu stellen.

Re:publica-Organisator verweist auf Trennung

Feldhaus sagte später, bei der Kampagne sei es nicht darum gegangen, die Bekanntheit der Bundeswehr zu erhöhen, sondern „Storytelling für junge Zielgruppen zu machen“. Mit der Serie sei die Bundeswehr Thema auf den Schulhöfen geworden. Nachdem Ausschnitte aus der Serie „Die Rekruten“ gezeigt wurde, gab es vereinzelten Applaus, der schnell verebbte.

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Re:publica-Mitorganisator Johnny Haeusler reagierte mit der Klarstellung, dass Feldhaus nicht von der Re:publica eingeladen sei, sondern von der MediaConvention. Die MediaConvention wird von Medienboard Berlin-Brandenburg und der Medienanstalt Berlin-Brandenburg veranstaltet und findet in Kooperation mit der Re:publica statt.

Die Besucher haben eine Karte für beide Veranstaltungen, die auf dem gleichen Gelände, der „Station“, stattfindet. Den meisten Besuchern dürfte die Trennung nicht klar sein, für sie ist die Veranstaltung schlicht die Re:publica.

Bundeswehr war zu spät für Stand

Bei deren Organisatoren hatte es bereits Diskussionen gegeben, nachdem die Bundeswehr wegen eines Standes auf der Re:publica angefragt hatte. Weil aber keine Flächen mehr frei gewesen seien, habe sich die Frage ohnehin erledigt, berichtete der „Tagesspiegel“. Es habe vorher einerseits Bedenken gegeben, dem Militär Werbeflächen zu geben. Andererseits sei auch unter den Organisatoren der Gedanke aufgekommen, dass auch die Bundeswehr fähige IT-Kräfte brauche, um etwa Hackerangriffe auf kritische Infrastruktur abwehren zu helfen. Zudem verstehe sich die Konferenz als ein Ort der gesellschaftlichen Auseinandersetzung.

Diese Auseinandersetzung deutete sich um das Thema Bundeswehr schon auf Twitter an. Da hatte sich auch das Peng.Collective kritisch gemeldet, das zuletzt etwa mit einem erfundenen CDU-Kreisverband Waffenexporte kritisch beleuchtet hatte. In einem Tweet hatte die Gruppe das Re:publica-Motto „Love out loud“ verfremdet und „Shoot (schieß) out loud“ geschrieben. Auch ein Satire-Account Steffen Cybert mit dem Foto des Regierungssprechers Steffen Seibert hatte im Vorfeld die Aufmerksamkeit auf das Gastspiel des Bundeswehr-Werbers gelenkt.

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