Seoul. Nordkorea hat die Geheimdienste der USA und Südkoreas beschuldigt, einen Giftanschlag auf den Machthaber Kim Jong Un geplant zu haben.

Die kommunistische Regierung Nordkoreas hat die Geheimdienste der USA und Südkoreas des Mordkomplotts gegen den Machthaber Kim Jong Un beschuldigt. Eine von beiden Ländern unterstützte Terroristengruppe sei nach Nordkorea mit dem Ziel eingedrungen, Kim mit einer „biochemischen Substanz“ zu töten, erklärte das Ministerium für Staatssicherheit am Freitag.

Die Gruppe sei vor kurzem aufgespürt worden, hieß es in der Mitteilung, „alle in den scheußlichen staatlich gestützten Terrorismus verwickelte Schurken“ seien ausgelöscht worden. Die Erklärung wurde von den Staatsmedien veröffentlicht.

US-Regierung strich Nordkorea von schwarzer Liste

Die Anschuldigungen erfolgten inmitten wachsender Spannungen im Konflikt um das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm. US-Außenminister Rex Tillerson hatte vor zwei Wochen damit gedroht, die USA könnten Nordkorea wieder auf eine schwarze Liste mit Staaten setzen, die den Terrorismus finanzierten. Kurz zuvor hatte Nordkorea erneut entgegen UN-Verbotsresolutionen eine Testrakete gestartet, die allerdings kurz nach dem Start explodierte.

Die US-Regierung hatte Nordkorea 2008 von der Liste gestrichen. Die Aufnahme hatte davor als eine der wirksamsten Sanktionen gegen die international isolierte Führung in Pjöngjang gegolten.

Nordkorea: Kim sollte in Pjöngjang angegriffen werden

Das Staatssicherheits-Ministerium in Pjöngjang bezeichnete die CIA und Südkoreas Geheimdienst selber als Terroristengruppen und drohte, Nordkorea werde sie bei einem „Anti-Terror-Angriff“ zerstören. Zum Komplott gegen Kim habe die Verwendung „biochemischer Substanzen einschließlich eines radioaktiven Stoffes und giftiger Nano-Substanzen“ gehört. Kim habe bei einem öffentlichen Auftritt in Pjöngjang getroffen werden sollen.

Südkoreas Geheimdienst habe einen Nordkoreaner mit Nachnamen Kim während eines Arbeitsaufenthalts in Russland bestochen, um den Plan durchzuführen, hieß es weiter. Im vergangenen Jahr habe Südkorea „Satellitenkontakt“ mit dem Agenten in Pjöngjang aufgenommen.

Nordkorea steht wegen Giftmord unter Verdacht

„Wir werden die Terroristen der US-CIA und der Marionetten-IS (Aufklärungsdienst) in Südkorea bis zum letzten Mann aufspüren und gnadenlos zerstören“, hieß es. Der Anschlagspläne kämen einer Kriegserklärung gleich. Aus der Erklärung ging nicht hervor, wie der angebliche Komplott aufgedeckt wurde.

Einblicke in ein abgeschottetes Land

Der Mangyongdae Kinderpalast in der Hauptstadt Pjöngjang. 1989 eröffnet, bietet der Komplex Hunderte Räume für verschiedene Aktivitäten: Sport, Musik, Schulunterricht.
Der Mangyongdae Kinderpalast in der Hauptstadt Pjöngjang. 1989 eröffnet, bietet der Komplex Hunderte Räume für verschiedene Aktivitäten: Sport, Musik, Schulunterricht. © dpa | Franck Robichon
Im Innern gleicht der Kinderpalast einer Kathedrale – ganz so, wie der selbstherrliche nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un sich selbst gern präsentiert: gleichsam anbetungswürdig.
Im Innern gleicht der Kinderpalast einer Kathedrale – ganz so, wie der selbstherrliche nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un sich selbst gern präsentiert: gleichsam anbetungswürdig. © dpa | Franck Robichon
Ein Zeichensaal im Kinderpalast von Pjöngjang. Tatsächlich aber werden die Kinder in dem von der Welt abgeschotteten Land vor allem auf die kommunistische Lehre gedrillt.
Ein Zeichensaal im Kinderpalast von Pjöngjang. Tatsächlich aber werden die Kinder in dem von der Welt abgeschotteten Land vor allem auf die kommunistische Lehre gedrillt. © dpa | Franck Robichon
Mit den Bildern von lächelnden und tanzenden Mädchen im Kinderpalast versucht die Staatsführung auch, ihr Image im Ausland zu verbessern.
Mit den Bildern von lächelnden und tanzenden Mädchen im Kinderpalast versucht die Staatsführung auch, ihr Image im Ausland zu verbessern. © dpa | Franck Robichon
Ein Blick in die Filmstudios von Pjöngjang. Auch hier ist die kommunistische Propaganda gegenwärtig.
Ein Blick in die Filmstudios von Pjöngjang. Auch hier ist die kommunistische Propaganda gegenwärtig. © dpa | Franck Robichon
Ein überdimensionale Bronzedenkmal für einstigen Staatsführer  Kim Il Sung (m.) in den Filmstudios von Pjöngjang.
Ein überdimensionale Bronzedenkmal für einstigen Staatsführer Kim Il Sung (m.) in den Filmstudios von Pjöngjang. © dpa | Franck Robichon
Nordkoreaner nehmen an einer Gedenkveranstaltung für den früheren Staatschef Kim Il Sung Square in Pjöngjang teil. Die regierende kommunistische Partei hat angekündigt, am 6. Mai ihren ersten Parteitag seit 36 Jahren abhalten zu wollen.
Nordkoreaner nehmen an einer Gedenkveranstaltung für den früheren Staatschef Kim Il Sung Square in Pjöngjang teil. Die regierende kommunistische Partei hat angekündigt, am 6. Mai ihren ersten Parteitag seit 36 Jahren abhalten zu wollen. © dpa | Franck Robichon
Das futuristisch anmutende Ryugyong Hotel in Pjöngjang soll der Hauptstadt ein weltläufiges Flair verleihen. Das Gebäude ist noch im Bau.
Das futuristisch anmutende Ryugyong Hotel in Pjöngjang soll der Hauptstadt ein weltläufiges Flair verleihen. Das Gebäude ist noch im Bau. © dpa | Franck Robichon
Ein Blick in den Flughafen von Pjöngjang. Für den nordkoreanischen Normalbürger bleibt ein Flug ins Ausland jedoch ein Traum.
Ein Blick in den Flughafen von Pjöngjang. Für den nordkoreanischen Normalbürger bleibt ein Flug ins Ausland jedoch ein Traum. © dpa | Franck Robichon
Die früheren nordkoreanischen Staatsführer Kim Il Sung (l.) und Kim Jong Il sind im Stadt von Pjöngjang wie hier auf dem Mansu-Hügel stets präsent.
Die früheren nordkoreanischen Staatsführer Kim Il Sung (l.) und Kim Jong Il sind im Stadt von Pjöngjang wie hier auf dem Mansu-Hügel stets präsent. © dpa | Franck Robichon
Die U-Bahn in Pjöngjang  gehört zu den am tiefsten gelegenen Metrolinien der Welt. Die aus zwei Linien bestehende Bahn erhielt erst kürzlich neue Züge.
Die U-Bahn in Pjöngjang gehört zu den am tiefsten gelegenen Metrolinien der Welt. Die aus zwei Linien bestehende Bahn erhielt erst kürzlich neue Züge. © dpa | Franck Robichon
Teilweise bis zu 100 Metern führen Rolltreppen in die Tiefe hinab. Die U-Bahn von Pjöngjang wurde 1973 eröffnet.
Teilweise bis zu 100 Metern führen Rolltreppen in die Tiefe hinab. Die U-Bahn von Pjöngjang wurde 1973 eröffnet. © dpa | Franck Robichon
Auch in den Metrostationen von Pjöngjang, wie hier an der Haltestelle Puhung, werden die Passagiere mit der Staatspropaganda konfrontiert.
Auch in den Metrostationen von Pjöngjang, wie hier an der Haltestelle Puhung, werden die Passagiere mit der Staatspropaganda konfrontiert. © dpa | Franck Robichon
Nordkoreaner am Eingang der Metrostation Yonggwang in Pjöngjang.
Nordkoreaner am Eingang der Metrostation Yonggwang in Pjöngjang. © dpa | Franck Robichon
Der Mirae Tower in Pjöngjang. Die Mirae Scientists Street ist ein Bezirk der Hauptstadt, in dem Forschungs- und Technik-Einrichtungen angesiedelt wurden.
Der Mirae Tower in Pjöngjang. Die Mirae Scientists Street ist ein Bezirk der Hauptstadt, in dem Forschungs- und Technik-Einrichtungen angesiedelt wurden. © dpa | Franck Robichon
Zum „Tag der Sonne“ Mitte April war die Kulisse von Pjöngjang durch Feuerwerke erleuchtet. An dem Tag wird in Nordkorea traditionell des Staatsgründers Kim Il Sung gedacht.
Zum „Tag der Sonne“ Mitte April war die Kulisse von Pjöngjang durch Feuerwerke erleuchtet. An dem Tag wird in Nordkorea traditionell des Staatsgründers Kim Il Sung gedacht. © dpa | Franck Robichon
So sieht ein ungeschönter Blick in den nordkoreanischen Alltag aus. Statt mit dem Zug zu fahren, laufen Einwohner von Pjöngjang über die Schienen zur Arbeit.
So sieht ein ungeschönter Blick in den nordkoreanischen Alltag aus. Statt mit dem Zug zu fahren, laufen Einwohner von Pjöngjang über die Schienen zur Arbeit. © dpa | Franck Robichon
Die Landwirtschaft in Nordkorea ist rückständig. Der Boden wird oft noch mit Hilfe von Ochsen beackert.
Die Landwirtschaft in Nordkorea ist rückständig. Der Boden wird oft noch mit Hilfe von Ochsen beackert. © dpa | Franck Robichon
Militärisches Personal wird auch dazu eingesetzt, um – wie hier in Pjöngjang – die Stadt für Propaganda-Veranstaltungen herauszuputzen. Das Bild entstand vor dem  „Tag der Sonne“ zu Ehren von Staatsgründer Kim Il Sung.
Militärisches Personal wird auch dazu eingesetzt, um – wie hier in Pjöngjang – die Stadt für Propaganda-Veranstaltungen herauszuputzen. Das Bild entstand vor dem „Tag der Sonne“ zu Ehren von Staatsgründer Kim Il Sung. © dpa | Franck Robichon
Außerhalb der Hauptstadt Pjöngjang sind die Transportmöglichkeiten gleich noch einmal einfacher als in der Kapitale.
Außerhalb der Hauptstadt Pjöngjang sind die Transportmöglichkeiten gleich noch einmal einfacher als in der Kapitale. © dpa | Franck Robichon
Der uneingeschränkte Herrscher in Nordkorea heißt Kim Jong Un (m.). Er zeigt sich gern bei öffentlichen Terminen, umgeben von angeblichen Journalisten, die sich eifrig Notizen machen. Tatsächlich aber steht die gesamte Presse Nordkoreas im Zeichen der Staatspropaganda.
Der uneingeschränkte Herrscher in Nordkorea heißt Kim Jong Un (m.). Er zeigt sich gern bei öffentlichen Terminen, umgeben von angeblichen Journalisten, die sich eifrig Notizen machen. Tatsächlich aber steht die gesamte Presse Nordkoreas im Zeichen der Staatspropaganda. © dpa | Rodong Sinmun / Handout
Militärische Muskelspiele sind in Nordkorea nicht selten. Dieses von der Regierung veröffentlichte Foto zeigt offenbar den Start einer von einem U-Boot abgefeuerten ballistischen Testrakete Mitte April. Der Westen verurteilte diesen Test als „Provokation“.
Militärische Muskelspiele sind in Nordkorea nicht selten. Dieses von der Regierung veröffentlichte Foto zeigt offenbar den Start einer von einem U-Boot abgefeuerten ballistischen Testrakete Mitte April. Der Westen verurteilte diesen Test als „Provokation“. © REUTERS | KCNA
Staatsführer Kim Jong Un verfolgte persönlich den Start der militärischen Testrakete. Ähnliche Tests hatten in den letzten Jahren immer wieder zu Spannungen mit dem Westen geführt.
Staatsführer Kim Jong Un verfolgte persönlich den Start der militärischen Testrakete. Ähnliche Tests hatten in den letzten Jahren immer wieder zu Spannungen mit dem Westen geführt. © REUTERS | KCNA
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Nordkoreas Regierung wird verdächtigt, hinter dem Giftmord am Halbbruder von Machthaber Kim, Kim Jong Nam, im Februar in Malaysia zu stecken. Eine Vietnamesin und eine Indonesierin stehen dort wegen des Vorwurfs vor Gericht, Kim Jong Nam im Flughafen von Kuala Lumpur mit dem Nervengas VX getötet zu haben. Pjöngjang hatte Vorwürfe zurückgewiesen, mit dem Anschlag etwas zu tun zu haben. (dpa)