Frankfurt. Er soll sich als syrischer Flüchtling registriert haben: In Bayern ist ein Bundeswehrsoldat wegen Terrorverdachts festgenommen worden.

  • Ein Bundeswehrsoldat soll sich als syrischer Kriegsflüchtling ausgegeben haben
  • Unter falscher Identität plante er offenbar einen Anschlag
  • Die Ermittler gehen von einem fremdenfeindlichen Motiv aus

Ein Bundeswehrsoldat soll sich als syrischer Kriegsflüchtling ausgegeben und einen Anschlag geplant haben. Der deutsche Oberleutnant aus Offenbach habe in Bayern unter falschem Namen einen Asylantrag gestellt und deshalb auch finanzielle Unterstützung bekommen, berichtete die Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Donnerstag – einen Tag nach der Festnahme des 28-Jährigen. Der Mann habe sich aber nur „sporadisch“ in einer Flüchtlingsunterkunft aufgehalten.

Der Ermittler gehen in diesem äußerst ungewöhnlichen Fall von einem fremdenfeindlichen Motiv aus. Welche Art von Anschlag der Verdächtige geplant habe und was das Ziel gewesen sein, teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit. Nach Ansicht der Ermittler führte er ein Doppelleben. „Das hat er alles parallel gemacht. Eine Art Doppelleben“, sagte eine Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft am Donnerstag. „Mir ist sowas ähnliches nicht bekannt. Ich denke, das ist auch eine sehr außergewöhnliche Geschichte.“

Aufgefallen war der in Frankreich stationierte Soldat bereits vor fast drei Monaten, weil er eine scharfe Waffe in einer Toilette auf dem Flughafen in Wien versteckt hatte. Als er die Pistole aus dem Versteck in einem Putzschacht holen wollte, war er am 3. Februar von den österreichischen Behörden vorübergehend festgenommen worden. Für die Waffe besaß der Soldat keine Erlaubnis. Die Pistole hatte er nach dpa-Informationen nicht von der Bundeswehr.

Student sollen Mitwisser gewesen sein

Festgenommen wurde laut Staatsanwaltschaft zudem ein 24-jähriger Student, der ebenfalls aus Offenbach stammt. Er soll in die Pläne des Soldaten involviert gewesen sein. Die Ermittler stellten Handy, Laptops und Unterlagen sicher. Beide Verdächtige hätten laut Staatsanwaltschaft „eine fremdenfeindliche Gesinnung“, seien aber zuvor nicht polizeilich aufgefallen. Dies zeigte sich offenbar bei abgehörten Telefonaten zwischen den beiden. In der Wohnung des Studenten entdeckten die Fahnder Leuchtraketen und andere Gegenstände, die unter das Waffengesetz, das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Sprengstoffgesetz fallen.

Beide Männer werden noch an diesem Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt. 90 Polizeibeamte des Bundeskriminalamtes, der hessischen und bayerischen Landespolizeibehörden sowie österreichische und französische Sicherheitsbehörden hatten am Mittwoch 16 Wohnungen und Diensträume der Bundeswehr in Deutschland, Österreich und Frankreich durchsucht.

Behörden schöpften bei Asylantrag keinen Verdacht

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und des Bundeskriminalamtes (BKA) ergaben, dass sich der Oberleutnant Ende Dezember 2015 bei der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Gießen unter falschem Namen als syrischer Flüchtling ausgab. Anfang Januar 2016 stellte er bei der Erstaufnahmeeinrichtung im bayerischen Zirndorf einen Asylantrag.

Die Behörden schöpften dem Anschein nach bei der Registrierung keinen Verdacht. Warum es niemandem auffiel, dass der Mann kein Arabisch sprach, konnte auch die Staatsanwaltschaft bisher nicht erklären.

Bei dem Bundeswehrsoldaten seien Anhaltspunkte für ein fremdenfeindliches Motiv gefunden worden. Daher bestehe der Verdacht, dass er mit der zuvor am Wiener Flughafen hinterlegten Waffe eine schwere staatsgefährdende Straftat geplant habe, sagte Oberstaatsanwältin Nadja Niesen. Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt. (W.B./dpa)