Berlin. Die Türkei hat einem „Stern“-Journalisten eine neue Akkreditierung verweigert. Angeblich geht es um Beleidigung von Präsident Erdogan.

Die Türkei hat dem „Stern“-Korrespondenten Raphael Geiger nach Angaben des Magazins die Verlängerung seiner Akkreditierung verweigert. „Wie wir erfuhren, wirft die türkische Regierung ihm „Beleidigung des Staatspräsidenten“ vor“, berichtet der „Stern“.

Geiger, der inzwischen von Athen aus berichtet, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch zum Vorwurf, er habe Recep Tayyip Erdogan beleidigt: „Ich war überrascht und weiß nicht, worauf sich das konkret bezieht.“

Journalist zog vergangenen Monat nach Athen

Von der türkischen Regierung war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Geiger berichtet für den „Stern“ über die Türkei, Griechenland und die Nahost-Region. Er zog im vergangenen Monat von Istanbul nach Athen, was bereits vor der nicht erteilten Neuakkreditierung geplant gewesen war. Geiger war Anfang 2015 in die Türkei gezogen und dort ordnungsgemäß akkreditiert worden.

Die jährliche Akkreditierung ist die Arbeitserlaubnis für Auslandskorrespondenten in der Türkei. Geiger sagte, offiziell habe das Presseamt seinen Anfang Dezember gestellten Verlängerungsantrag für dieses Jahr nie abgelehnt. Ihm sei aber übermittelt worden, dass die Akkreditierung nicht erneut erteilt werde.

Zahlreiche andere Journalisten betroffen

Demonstranten vor der Türkischen Botschaft in Berlin.
Demonstranten vor der Türkischen Botschaft in Berlin. © dpa | Gregor Fischer

Nach einer am Mittwoch von der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) veröffentlichten Rangliste der Pressefreiheit 2017 rutschte die Türkei erneut um vier Plätze ab. Sie liegt nun auf Rang 155, direkt hinter der Demokratischen Republik Kongo. Neben Geiger wurde auch einigen anderen internationalen Korrespondenten die Verlängerung ihrer Akkreditierung für das 2017 nicht erteilt.

Vor gut einem Jahr hatte der damalige „Spiegel“-Korrespondent Hasnain Kazim die Türkei verlassen, weil auch seine Akkreditierung damals nicht verlängert worden war. Er wurde inzwischen ersetzt.

Aktivisten: Mindestens 49 inhaftierte Journalisten

In der Türkei sitzt seit Ende Februar außerdem der deutsch-türkische „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel unter Terrorverdacht in Untersuchungshaft. Er gehört nach Angaben von ROG zu mindestens 49 inhaftierten Journalisten in dem Land.

„In Dutzenden weiteren Fällen ist ein direkter Zusammenhang der Haft mit der journalistischen Tätigkeit wahrscheinlich, lässt sich aber derzeit nicht nachweisen, denn die türkische Justiz lässt die Betroffenen und ihre Anwälte oft für längere Zeit über die genauen Anschuldigungen im Unklaren“, heißt es bei ROG. (dpa)