Köln. In Köln könnten beim AfD-Parteitag die Fetzen fliegen. Die Partei ist zerstritten. Und Zehntausende Menschen wollen demonstrieren.
- Die Organisation Avaaz hat zum parodistischen Protest vor dem Kölner Dom aufgerufen
- Die Polizei erwartet eine weniger lustige Situation zum Beginn des Parteitages am Samstag
- Linksradikale Gruppen sprechen im Internet von der „Hölle von Köln“
Einen Tag vor dem AfD-Bundesparteitag in Köln haben sich Demonstranten mit ersten kleineren Protestaktionen gegen die Partei in Stellung gebracht. Mitglieder der Bewegung Avaaz postierten sich am Freitagmorgen vor dem Kölner Dom – maskiert als AfD-Politiker Frauke Petry, Björn Höcke, Alexander Gauland und Beatrix von Storch. Dabei trugen sie Schafskostüme und Uniformen.
Sie wollten damit nach eigenen Angaben verdeutlichen, dass die AfD aus ihrer Sicht rückwärtsgewandte Ideologien vertritt, Parteivorsitzende Frauke Petry aber versuche, einen bürgerlichen Schein zu wahren. Nach Angaben von Avaaz nahmen etwa 30 Mitglieder an der Aktion teil.
Das sind die Gesichter der AfD
„Hölle von Köln“ angekündigt
Die AfD kommt am Wochenende in Köln zu ihrem Parteitag zusammen. Vor allem am Samstag wird mit größeren Protesten dagegen gerechnet. Angemeldet wurden Demonstrationen mit 50.000 Teilnehmern – die Stadt erwartet den Ausnahmezustand.
Viele der Demonstranten wollen in Sichtweite des Hotels ihre Kundgebungen abhalten. Zugleich rechnet die Polizei damit, dass auch Gewalttäter aus dem linksextremen Spektrum nach Köln kommen könnten. „Wir machen uns große Sorgen“, sagte Polizeipräsident Jürgen Mathies. Im Internet gebe es Aufrufe, in denen von „Feuer statt Konfetti“ und einer „Hölle von Köln“ die Rede sei.
Hochzeitspaare vor besonderer Herausforderung
Die Sicherheitskräfte erwarten zudem Blockade-Aktionen. Das antirassistische und antifaschistische Bündnis „Solidarität statt Hetze“ kündigte an, die Zugänge zum Tagungshotel „dichtmachen“ zu wollen. Notfalls werde man dafür auch Gitter und Zäune überwinden. Die Polizei hält mit eindringlichen Hinweisen dagegen, dass die absichtliche Verhinderung des Parteitags einer politischen Partei im Sinne des Grundgesetzes nicht erlaubt sei.
In Köln werden wegen des ganzen Trubels auch einige Geschäfte nicht regulär öffnen. Vor einer besonderen Herausforderung stehen zudem Hochzeitspaare, die am Samstag im Kölner Rathaus heiraten wollen. Damit die Hochzeitsgesellschaften überhaupt ankommen, werden ihnen Polizisten von einem Sammelpunkt aus den Weg dorthin bahnen.
Bruch der Partei
Zoff ist allerdings nicht nur um das Maritim Hotel herum geplant. Auch beim Parteitag selbst könnten die Wogen nach der Absage von AfD-Chefin Frauke Petry für das Amt der Spitzenkandidatin höher schlagen. Ob es in Köln zu dem von vielen schon lange erwarteten Bruch zwischen dem rechtsnationalen Flügel und den „Realpolitikern“ kommen wird, ist offen.
Der Brandenburger AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland kreidete der Parteichefin Petry erneut an, die AfD in einen realpolitischen und einen fundamentalistischen Teil auseinanderdividieren zu wollen. „Ich habe nie eine Fundamentalopposition gefordert, wie mir das Frauke Petry unterstellt“, sagte er der „Stuttgarter Zeitung“.
Offiziell stehen zwei wichtige Punkte auf der Tagesordnung des Parteitages: Die „Beschlussfassung über die Spitzenkandidaten zur Bundestagswahl“ und die Verabschiedung eines Wahlprogramms. (dpa/epd)