Berlin. Vor dem Parteitag in am Samstag hat Frauke Petry eine Spitzenposition im Wahlkampf abgelehnt. Die AfD-Chefin erklärt sich im Video.
- Die AfD-Chefin Frauke Petry will weder alleine noch im Team als Spitzenkandidatin zur Bundestagswahl antreten
- Petry kritisiert die innerparteilichen Streitigkeiten und kritischen Kommentare einzelner Mitglieder
- Die Partei werde nach der Wahl in die Opposition gehen
Die AfD-Chefin Frauke Petry hat einer Funktion als Spitzenkandidatin zur Bundestagswahl eine Absage erteilt. Die Parteivorsitzende erklärte in einer am Mittwoch verbreiteten Videobotschaft, dass sie „weder für eine alleinige Spitzenkandidatur noch für eine Beteiligung in einem Spitzenteam zur Verfügung stehe“.
Zudem erklärte Petry in dem Beitrag auf ihrer Facebook-Seite, dass die AfD noch nicht stark und erfahren genug für Regierungsarbeit sei. Sollte die Partei im September in den Bundestag einziehen, werde sie in die Opposition gehen.
Petry kritisiert die Ausrichtung der Partei in den vergangenen Monaten. Die Partei habe unter anderem durch interne Streitigkeiten ein großes Wählerpotential verspielt. Die Politikerin sagte aber auch, dass strittige Aussagen einzelner Parteimitglieder die breite Öffentlichkeit immer wieder verunsichert hätten. Im Gegenzug seien nicht ausreichend Sympathien aufgebaut worden.
Partei lässt laut Petry gemeinsame Strategie vermissen
Petry beklagte, die AfD leide seit Herbst 2015 darunter, dass es keine gemeinsame Strategie gebe. Sie hatte vor zwei Wochen einen „Sachantrag zur politischen Ausrichtung der AfD“ formuliert, den sie auf dem Bundesparteitag an diesem Wochenende in Köln zur Abstimmung stellen will. Darin wirbt sie für den „realpolitischen Weg einer bürgerlichen Volkspartei“, die in den kommenden Jahren in der Lage sein sollte, koalitionsfähig zu werden. Auf dem Parteitag soll auch die Frage der Spitzenkandidatur entschieden werden.
Das sind die Gesichter der AfD
Dass Petry in ihrem Antrag gleichzeitig eine Abkehr von der „fundamentaloppositionellen Strategie“ fordert und in diesem Zusammenhang den Namen von Parteivize Alexander Gauland erwähnt hat, haben ihr einige Vertreter des rechtsnationalen Flügels übel genommen. Sie warfen Petry zudem vor, sie habe die Strategie-Debatte nur angezettelt, um ihre Chancen, Spitzenkandidatin zu werden, zu verbessern.
Parteikollege Meuthen zeigt sich überrascht
AfD-Chef Jörg Meuthen ist vom Verzicht der zweiten Vorsitzenden Frauke Petry auf eine Bundestags-Spitzenkandidatur überrascht worden. Er habe weder von einer Videobotschaft noch von ihren Plänen gewusst, sagte er am Mittwoch in Hamburg. „Ich war vorab nicht informiert.“ Als er am Nachmittag in Stuttgart ins Flugzeug Richtung Hamburg gestiegen sei, sei er davon ausgegangen, dass Petry beim Parteitag in Köln am Wochenende um die Spitzenkandidatur kämpfen oder zumindest in einem Spitzenteam mitmachen wolle.
Meuthen, der selbst nicht Spitzenkandidat werden will, räumte ein, dass mit dem Rückzug Petrys ein Streitthema des Parteitags potenziell abgeräumt sei. Hätte diese eine alleinige Spitzenkandidatur angestrebt, „wäre das sehr konfliktär gewesen“. Er hätte es daher begrüßt, wenn Petry mit AfD-Vize Alexander Gauland in einem Team gearbeitet hätte.
AfD-Bundesvorstandsmitglied Dirk Driesang, der Petrys Antrag unterstützt hatte, lobte sie für ihren Verzicht. Er sagte: „Sie nimmt sich erst einmal als Person zurück, damit die Partei diese wichtige inhaltliche Debatte jetzt führen kann.“ Als Anfang vom Ende Petrys als „Gesicht der AfD“ sei dieser Schritt keineswegs zu verstehen. „Sie bleibt ja Parteivorsitzende“, betonte Driesang. (dpa/ac)