Berlin. Einem Zeitungsbericht zufolge zündete die Bombe neben dem BVB-Bus eine Sekunde zu spät. Dadurch wurde womöglich Schlimmeres verhindert.

Nach dem Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund haben die Ermittler trotz zahlreicher Spuren keinen konkreten Tatverdacht. Unterdessen werden neue Details zur Explosion bekannt. Demnach dürften die Dortmunder Spieler wohl nur knapp einer größeren Katastrophe entgangen sein. Wäre die Detonation nur eine Sekunde früher erfolgt, hätte es möglicherweise auch Tote gegeben, berichtet die „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Am Dienstag waren drei Sprengsätze neben dem BVB-Bus explodiert. Fußballprofi Marc Bartra, der hinten rechts saß, sowie ein Polizist wurden teils schwer verletzt. Auf Bildern war zu erkennen, dass die hinterste Scheibe auf der rechten Seite zersplittert war.

Anschlag auf BVB-Teambus in Dortmund

Schock in Dortmund: Am 11. April 2017 detonierten auf der Fahrt zum Stadion neben dem Mannschaftsbus des BVB drei Sprengsätze. Das Champions-League-Spiel gegen AS Monaco am Abend wurde daraufhin abgesagt.
Schock in Dortmund: Am 11. April 2017 detonierten auf der Fahrt zum Stadion neben dem Mannschaftsbus des BVB drei Sprengsätze. Das Champions-League-Spiel gegen AS Monaco am Abend wurde daraufhin abgesagt. © dpa | Marcel Kusch
BVB-Profi Marc Bartra wurde bei dem Vorfall schwer verletzt, der Fußballer wurde noch am Abend operiert. Außerdem wurde ein Polizist verletzt.
BVB-Profi Marc Bartra wurde bei dem Vorfall schwer verletzt, der Fußballer wurde noch am Abend operiert. Außerdem wurde ein Polizist verletzt. © dpa | Ina Fassbender
Bei der Attacke durchschlug ein Teil des Sprengsatzes eine Scheibe des Mannschaftsbusses.
Bei der Attacke durchschlug ein Teil des Sprengsatzes eine Scheibe des Mannschaftsbusses. © dpa | Bernd Thissen
Die Polizei gab an, „mit starken Kräften vor Ort“ zu sein.
Die Polizei gab an, „mit starken Kräften vor Ort“ zu sein. © REUTERS | Kai Pfaffenbach
Die Mannschaft sollte zunächst mit einem anderen Bus zum Stadion gebracht werden. Mehrere Spieler hielten sich vor der Unterkunft auf.
Die Mannschaft sollte zunächst mit einem anderen Bus zum Stadion gebracht werden. Mehrere Spieler hielten sich vor der Unterkunft auf. © dpa | Carsten Linhoff
Der BVB informierte die Fans im Stadion über den Vorfall.
Der BVB informierte die Fans im Stadion über den Vorfall. © REUTERS | Ralph Orlowski
Die hielten sich zusätzlich über ihre Smartphones auf dem Laufenden.
Die hielten sich zusätzlich über ihre Smartphones auf dem Laufenden. © dpa | Federico Gambarini
Die Fans verließen das Stadion nach der Absage des Spiels ohne Zwischenfälle.
Die Fans verließen das Stadion nach der Absage des Spiels ohne Zwischenfälle. © dpa | Federico Gambarini
Fans des AS Monaco hatten zuvor ihre Anteilnahme mit „Dortmund! Dortmund!“-Sprechchören gezeigt.
Fans des AS Monaco hatten zuvor ihre Anteilnahme mit „Dortmund! Dortmund!“-Sprechchören gezeigt. © Getty Images | Lukas Schulze
Das Spiel wurde einen Tag nach dem Vorfall nachgeholt, der BVB verlor 2:3 gegen den AS Monaco.
Das Spiel wurde einen Tag nach dem Vorfall nachgeholt, der BVB verlor 2:3 gegen den AS Monaco. © dpa | Carsten Linhoff
Zunächst gab es keine heiße Spur zu den Tätern. Die Ermittler konzentrierten sich auf das, was an handfesten Spuren am Tatort gefunden wurde: Reste des bei dem Anschlag verwendeten Sprengstoffs und der Zünder, dazu die drei am Tatort gefundenen gleichlautenden Bekennerschreiben.
Zunächst gab es keine heiße Spur zu den Tätern. Die Ermittler konzentrierten sich auf das, was an handfesten Spuren am Tatort gefunden wurde: Reste des bei dem Anschlag verwendeten Sprengstoffs und der Zünder, dazu die drei am Tatort gefundenen gleichlautenden Bekennerschreiben. © dpa | Ina Fassbender
Fans hatten den Schriftzug „Keine Bombe kriegt uns klein! BVB wird ewig sein“ an einem Zaun geschrieben.
Fans hatten den Schriftzug „Keine Bombe kriegt uns klein! BVB wird ewig sein“ an einem Zaun geschrieben. © dpa | Friso Gentsch
Bei dem Anschlag hätte es weit schlimmere Verletzungen geben können: Die Bildkombo zeigt durch umherfliegende Metallstifte beschädigte Autos, einen Splitter, der sich in einen Zaun gebohrt hat und einen Splitter des Sprengsatzes am Boden.
Bei dem Anschlag hätte es weit schlimmere Verletzungen geben können: Die Bildkombo zeigt durch umherfliegende Metallstifte beschädigte Autos, einen Splitter, der sich in einen Zaun gebohrt hat und einen Splitter des Sprengsatzes am Boden. © dpa | David Young
Erst zuletzt kamen die Ermittler dem Deutschrussen Sergej W. auf die Spur.
Erst zuletzt kamen die Ermittler dem Deutschrussen Sergej W. auf die Spur. © REUTERS | Kai Pfaffenbach
Zehn Tage nach dem Anschlag war das der Durchbruch:
Zehn Tage nach dem Anschlag war das der Durchbruch: © dpa | Ina Fassbender
Am Morgen des 21. April nahm die Polizei den 28-jährigen Sergej W. als Tatverdächtigen nahe Tübingen fest.
Am Morgen des 21. April nahm die Polizei den 28-jährigen Sergej W. als Tatverdächtigen nahe Tübingen fest. © dpa | Christoph Schmidt
Im Prozess hat der Angeklagte die Tat gestanden, aber jede Tötungsabsicht bestritten. „Ich bedauere mein Verhalten zutiefst“, sagte der 28-jährige am 8. Januar 2018 vor dem Dortmunder Schwurgericht.
Im Prozess hat der Angeklagte die Tat gestanden, aber jede Tötungsabsicht bestritten. „Ich bedauere mein Verhalten zutiefst“, sagte der 28-jährige am 8. Januar 2018 vor dem Dortmunder Schwurgericht. © picture alliance / Revierfoto/Re | dpa Picture-Alliance / Revierfoto
1/17

Terrorexperte warnt vor weiteren Angriffen

Ein Ermittler der Besonderen Aufbauorganisation (BAO) „Pott“ des Bundeskriminalamtes sagte der Zeitung: „Wären die Splitterbomben nur eine knappe Sekunde früher gezündet worden, hätte der Bus eine regelrechte Breitseite bekommen. Es hätte dann bestimmt viele Schwerverletzte und möglicherweise auch Tote gegeben.“

Terrorexperte Peter Neumann vom Londoner King's College warnte vor weiteren Angriffen. Die sehr gefährlichen Täter seien noch auf freiem Fuß. Die Ermittler prüfen mehrere Bekennerschreiben, die allerdings Rätsel aufgeben.

Bundesanwaltschaft hat keine neuen Erkenntnisse

„Es gibt noch keine neuen Erkenntnisse“, hieß es am Sonntag bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Nach wie vor gibt es Sicherheitskreisen zufolge Zweifel, dass eine Mail mit rechtsextremem Inhalt tatsächlich mit dem Anschlag in Dortmund zu tun hat. Für eine abschließende Bewertung sei es aber noch zu früh.

Direkt nach dem Anschlag waren am Tatort zudem drei gleichlautende Bekennerschreiben mit islamistischen Bezügen entdeckt worden. Hier wird bezweifelt, dass diese Schreiben tatsächlich von Islamisten stammen. Ermittelt wird weiter auch in Richtung von Rechtsextremisten, gewaltbereiten Fußballfans und Allgemein-Kriminellen.

Dortmund-Heimspiel unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen

Mit deutlich stärkerer Präsenz und erhöhter Aufmerksamkeit hatte die Polizei in Dortmund am Samstag das erste Bundesliga-Heimspiel des BVB nach dem Anschlag begleitet. Die Beamten hatten sich nach eigenen Angaben für die Begegnung zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt sowieso auf ein Risikospiel vorbereitet.

Einsatzstärke und sichtbare Präsenz rund um das Stadion und die Anfahrtswege wurden aber noch einmal erhöht. Besondere Vorkommnisse habe es rund um das Stadion nicht gegeben, hieß es nach dem Spiel. (dpa)