Istanbul. Das Referendum zur Verfassungsreform spaltet die Türken in Deutschland. Rund die Hälfte geht wählen – mehr als bei der Parlamentswahl.

  • Insgesamt durften 1,4 Millionen in Deutschland registrierte Türken über das Referendum abstimmen
  • Knapp 49 Prozent gaben ihre Stimme ab – deutlich mehr als bei der Parlamentswahl 2015
  • An den Grenzübergängen können Auslandstürken noch bis zum 16. April abstimmen

An der Abstimmung über die türkische Verfassungsreform hat sich in Deutschland rund die Hälfte der wahlberechtigten Türken beteiligt. Die Wahlbeteiligung lag damit deutlich über der bei der Parlamentswahl 2015.

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    Bis zum Sonntagabend gaben 48,73 Prozent oder 696.863 der 1.430.127 in Deutschland registrierten türkischen Wähler ihre Stimme ab, wie die Wahlkommission in Ankara am Montag auf dpa-Anfrage mitteilte.

    46 Prozent stimmten in den Konsulaten ab

    An den Wahllokalen bildeten sich zum Teil lange Schlangen – wie hier in Dortmund.
    An den Wahllokalen bildeten sich zum Teil lange Schlangen – wie hier in Dortmund. © dpa | Ina Fassbender

    Allerdings ist das noch nicht die abschließende Beteiligung: Auslandstürken können noch bis inklusive 16. April – dem Tag des Referendums in der Türkei – an Grenzübergängen abstimmen.

    Von den Wahlberechtigten in Deutschland stimmten 660.780 (46,2 Prozent) in den von den hiesigen türkischen Konsulaten eingerichteten Wahllokalen ab. Weitere 36.083 (2,52 Prozent) wählten an Grenzübergängen zur Türkei.

    Zwei Wochen lang Möglichkeit zur Stimmabgabe

    Die Türken entscheiden sich zwischen Evet und Hayir – Ja und Nein.
    Die Türken entscheiden sich zwischen Evet und Hayir – Ja und Nein. © dpa | Ina Fassbender

    Bei der Parlamentswahl 2015 hatten 40,8 Prozent der wahlberechtigten Türken in Deutschland abgestimmt. Diese Zahl umfasst aber nur Stimmabgaben in Deutschland, nicht solche an den Grenzübergängen, die damals nicht nach Herkunftsregion der Auslandswähler aufgeschlüsselt wurden.

    Türken in Deutschland hatten zwei Wochen lang die Möglichkeit, für oder gegen das von Staatschef Recep Tayyip Erdogan angestrebte Präsidialsystem in der Türkei zu stimmen. Das Präsidialsystem würde Erdogan deutlich mehr Macht verleihen. Am letzten Wahlwochenende in Deutschland legte die Beteiligung noch einmal deutlich zu: Bis einschließlich Donnerstag hatte erst gut ein Drittel (37,2 Prozent) der Wahlberechtigten abgestimmt.

    Karabörklü rechnet mit Nein zur Verfassungsreform

    Der Vizechef der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Atila Karabörklü, rechnet damit, dass Erdogan mit seiner Verfassungsreform scheitert. „In den Umfragen äußern sich viele Menschen nicht mutig und halten sich zurück, weil sie Angst haben und der Druck enorm ist. Deswegen sind die Umfragen aus meiner Sicht nicht so zuverlässig“, sagte er am Montag im rbb-Inforadio.

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      Die Türken in Deutschland sind seiner Ansicht nach gespalten über das Referendum – hierzulande rechnet Karabörklü damit, dass die Stimmen für Ja und Nein wohl gleichauf liegen werden. „Vielleicht mit ein bisschen mehr für Ja“, sagte er. (dpa)