Berlin. Cyber­attacken oder ferngesteuerte Drohnenangriffe werden die Kriege der Zukunft bestimmen. Hierauf müssen sich Nato-Länder einstellen.

Man kann die verbalen Muskelspiele von US-Präsident Donald Trump aus guten Gründen kritisieren. Einen Rüstungswettlauf anzuzetteln, um alle anderen zu übertrumpfen, klingt in westeuropäischen Ohren nach Hurra-Patriotismus und Militär-Machismo. Amerika hat bereits einen Rüstungsetat von rund 600 Milliarden Dollar.

Das ist so viel, wie China, Russland, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien zusammen in die Waagschale werfen. Bringen noch mehr Flugzeugträger oder Kampfjets Frieden für die Konflikte in Syrien, in der Ukraine oder im Südchinesischen Meer? Die Antwort lautet: Nein.

Bedrohungsszenarien führen zu Aufrüstungs-Spirale

Traurigerweise folgen jedoch auch andere Staaten dieser nackten militärischen Logik – wenn auch nicht so rasant wie die USA. Im Osten Europas lässt sich das ebenso beobachten wie am Persischen Golf oder in Ostasien. Bedrohungsszenarien und Verschwörungstheorien führen zu einer Spirale der Aufrüstung.

Dabei wird vergessen, dass sich die Kriege und Konflikte der Zukunft nicht um Bataillone oder Geschwader drehen. Die Bedrohung liegt vielmehr in Terroranschlägen, Cyber­attacken oder ferngesteuerten Drohnenangriffen. Hier geht es um intelligente und zielgenaue Waffen, um eine enge Abstimmung im Bündnis.

SPD liefert Nato-Kritikern Vorwand

Vor diesem Hintergrund ist es ein falsches Signal, wenn Außenminister Sigmar Gabriel an den Nato-Vereinbarungen rüttelt. Die Allianz hatte beschlossen, dass jedes Mitgliedsland das Ziel ansteuert, bis 2024 zwei Prozent seiner wirtschaftlichen Leistung in die Verteidigung zu stecken. Der SPD-Politiker erweckt den Eindruck, dass infolge der milliardenschweren Verpflichtungen Kitas oder Schulen geschlossen werden müssten.

Das mag im Wahljahr Stimmen bringen. Aber es ist taktisch unklug: Es liefert den Nato-Skeptikern in Amerika genau den Vorwand, den sie suchen – die Europäer sollen ihre Verteidigung gefälligst alleine stemmen.