Wolfenbüttel/Berlin. SPD-Chef Sigmar Gabriel und sein designierter Nachfolger Martin Schulz signalisieren Einigkeit. Gabriel erntet dafür ein Traumergebnis.

Der designierte SPD-Chef und Kanzlerkandidat Martin Schulz hat Sigmar Gabriel gedankt, dass er den Weg für einen Neuanfang an der Parteispitze freigemacht hat. Die eigenen Ambitionen zurückzustellen sei „eine außergewöhnliche Charakterstärke“, sagte Schulz am Mittwochabend bei der SPD-Delegiertenkonferenz in Wolfenbüttel.

Dort wurde Gabriel als Direktkandidat für die Bundestagswahl im Wahlkreis Salzgitter-Wolfenbüttel-Vorharz aufgestellt. Er erzielte 98,6 Prozent – sein Bestergebnis. Gabriel erhielt 136 von 138 Stimmen. Gegenkandidaten gab es keine. Der Außenminister und Vizekanzler aus Goslar sitzt seit 2005 für die SPD im Bundestag. „Das stolzeste Amt, dass man in Deutschland haben kann, ist nicht das des Bundeskanzlers oder des Präsidenten, sondern das Amt eines freigewählten Abgeordneten“, sagte Gabriel.

„Viel Spaß mit dem Sack Flöhe“

Gemeinsam mit Gabriel wolle er dafür sorgen, dass die SPD die nächste Bundesregierung anführen und das Land sozial gerechter werde, so Schulz. Er soll am Sonntag auf einem Sonderparteitag in Berlin als Nachfolger von Gabriel zum SPD-Chef und auch offiziell zum Kanzlerkandidaten gewählt werden.

Gabriel wünschte dem früheren EU-Parlamentschef Schulz ein gutes Händchen mit dem SPD-Vorsitz. Er scherzte: „Martin, viel Spaß noch, den Sack Flöhe zusammenzuhalten.“

Der Vizekanzler hob hervor, dass nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und der Nominierung von Schulz als Kanzlerkandidat mittlerweile mehr als 12.000 Menschen neu in die SPD eingetreten sind. Mit Blick auf den vielzitierten Schulz-Effekt sagte Gabriel: „Ich bin saufroh, dass ihm das gelungen ist.“

Schulz und Gabriel betonten Freundschaft

Der Andrang in Wolfenbüttel war immens. In die Lindenhalle drängten sich 800 Besucher und 80 Journalisten von 45 Medien. Die beiden Medien- und Politprofis Schulz und Gabriel setzten sich in Szene, demonstrierten Einigkeit und betonten ihre Freundschaft.

Inhaltlich gab es außer Schlagworten wie „soziale Gerechtigkeit“ und „Vertrauen“, dass die SPD wiedergewinnen wolle, wenig zu hören. Auch zu möglichen Koalitionspartnern machten weder Schulz noch Gabriel Angaben. Schulz erklärte den Abend in Wolfenbüttel vielmehr zu einem „Startschuss“. Die SPD gehe nun mit Gabriel und ihm auf eine lange Distanz bis zur Bundestagswahl im September. Es werde eine offene Analyse, ein offenes Wort zum SPD-Programm geben. „Am Ende steht eine sozialdemokratisch geführte Bundesregierung mit einem sozialdemokratischen Kanzler“, sagte Schulz.

Niederlande-Wahl stimmt Gabriel optimistisch

Er betonte, Gabriel sei ein Mann, der auch in Momenten schwerer Niederlagen – wie dem Verlust des Ministerpräsidentenamtes 2003 in Niedersachsen – nicht verbittert sei und seine Linie durchgezogen habe: „Ich bin dankbar, dass ich diesen Mann meinen Freund nennen kann. Und dieser Mann heißt Sigmar Gabriel.“ Deutschland könne ausgesprochen froh sein, in turbulenten Zeiten einen Außenminister wie Gabriel zu haben.

Gabriel äußerte sich am Rande der Veranstaltung auch zum Wahlausgang in den Niederlanden. Er bewertete diesen als Erfolg für Europa. Es sei ein gutes Zeichen, dass ein rechtsextremer Kandidat wie Geert Wilders nicht gewonnen habe. Auch für die kommende Frankreich-Wahl stimme ihn das Ergebnis in den Niederlanden optimistisch. Schulz sagte, die Mehrheit der Niederländer hätten der „Hetze von Wilders und seiner unsäglichen Haltung gegenüber Bevölkerungsgruppen“ eine klare Absage erteilt.