Berlin. Eigentlich hätte Angela Merkel am Montagabend in die USA reisen sollen. Wegen eines Sturms musste sie dann selbst die Absage verkünden.

Das Telefon klingelt, die Verbindung ist furchtbar, Angela Merkel sitzt im Fond ihrer Dienstlimousine und bedeutet ihrem Fahrer, einen kleinen Umweg zu machen. Hauptsache, sie kann besser telefonieren. Am anderen Ende der Leitung ist Donald Trump, der amerikanische Präsident. Das Gespräch dauert etwa zehn Minuten, was Trump ihr mitzuteilen hat, ist ärgerlich: Die Kanzlerin soll ihre USA-Visite absagen. Wegen des schlechten Wetters. Nach Trumps Angaben wird die Visite nun am Freitag nachgeholt.

Merkel ist auf dem Weg zum Flughafen. Ihre Delegation wartet im Airbus A340 „Theodor Heuss“ auf dem Rollfeld. Die Flugbegleiter verteilen Gummibärchen und Erdnüsse an die Passagiere. Alle sind ahnungslos und stellen sich allenfalls auf eine Verspätung ein, weil um 18.30 Uhr – zur vereinbarten Startzeit – die Kanzlerin noch nicht an Bord ist.

Merkel berichtet vom Telefonat mit Trump

Kurz vor sieben Uhr betritt sie die Maschine. Sie trägt eine apfelgrüne Jacke und lächelt. Sie hätte auf der Stelle umdrehen, nach Hause fahren können, aber sie will die Nachricht den mitreisenden Journalisten – 17 sind es – mitteilen. Sie steht im Gang und berichtet vom Telefonat mit Trump: nettes Gespräch.

Nach der Reiseabsage verbreiteten Journalisten aus dem Flugzeug heraus die Nachrichten.
Nach der Reiseabsage verbreiteten Journalisten aus dem Flugzeug heraus die Nachrichten. © dpa | Michael Kappeler

Trump habe gesagt, in der Stadt herrsche Schneechaos. Die meisten Menschen hätten am Dienstag frei, auch die Mitarbeiter des Weißen Hauses. Er empfehle ihr, abzusagen und die Reise nachzuholen, am Telefon geht er seinen Terminkalender durch – zum Wochenende, könnte es klappen. Wenn das Wetter mitspielt.

Merkel vor USA-Reise: "Miteinander reden, statt übereinander"

weitere Videos

    Schlechtes Wetter war noch nie ein Thema

    Merkel musste schon mal einen Rückflug wegen eines Vulkanausbruchs in Island verzögern; damals kam sie erst via Lissabon, Rom und Bozen – in Italien mit dem Bus – nach Berlin zurück. Sie musste vor wenigen Wochen in letzter Minute einen Besuch in Algerien absagen, weil ihr Gastgeber erkrankt war. Aber wegen schlechten Wetters – und so kurzfristig – hat sie sich noch nie von Reisen abhalten lassen. Einige Mitglieder der Delegation sind längst vor Ort, etwa BMW-Chef Harald Krüger.

    Meteorologen erwarten, dass der Nordosten der USA von einem Blizzard heimgesucht wird. Mit den vorausgesagten 15 Zentimeter Höhe wäre die Schneedecke in Washington zwar überschaubar, aber in der US-Hauptstadt zählen andere Kategorien. Schon bei leichtem Schneefall bricht regelmäßig der Stadtverkehr zusammen. Auf der um die Stadt gewundene Autobahn („beltway“) herrscht dann Verkehrschaos. Kündigen sich Blizzards an, werden Flüge in großem Stil storniert. Busse bleiben in den Depots. Schulen und öffentlichen Einrichtungen bleiben vorsorglich geschlossen. Nach Schätzung des Personalabteilung der US-Administration, kostet die Schließung der Ministerien und Behörden pro Tag zirka 100 Millionen Dollar.

    Dear Mr. Trump: Das müssen Sie über Merkel wissen

    weitere Videos