Belgrad/Budapest. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen erhebt schwere Vorwürfe gegen die Behörden in Ungarn. Die Regierung bestreitet die Berichte.

Ungarische Grenzbehörden gehen nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) immer gewalttätiger gegen Asylsuchende vor. Zu den Misshandlungen komme es regelmäßig, wenn die Ungarn Flüchtlinge im Grenzgebiet zu Serbien aufgriffen und ins südliche Nachbarland zurück schöben, hieß es in einer Stellungnahme von MSF-Deutschland, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Ungarn bestreitet, Gewalt gegen Flüchtlinge anzuwenden. Diesbezügliche Berichte würden jeder Grundlage entbehren.

Die medizinischen Teams von MSF in Serbien behandeln eigenen Angaben zufolge immer mehr Menschen mit Gewaltverletzungen. Von Januar 2016 bis Februar 2017 registrierten sie 106 Verwundungen durch vorsätzliche Gewalt. In 54 Fällen gingen diese auf Schläge, in 24 Fällen auf Hundebisse und in 15 Fällen auf Reizungen durch Tränengas und Pfefferspray zurück. In 35 Fällen lagen sonstige Verletzungen vor.

Ärzte ohne Grenzen: „Ritualisierte Brutalität“

„Es ist eine Art ritualisierte Brutalität an der EU-Außengrenze, die die Menschen davon abhalten soll, einen erneuten Versuch zur Flucht in die EU zu starten“, wird der Geschäftsführer von MSF-Belgien, Christopher Stokes, nach einem Besuch in Belgrad zitiert. Die EU-Staats- und -Regierungschefs, die am Donnerstag zu einem Gipfel in Brüssel zusammentreffen, dürften diese Gewalt „nicht weiter ignorieren“, sagte er. (dpa)