Seoul/Tokio. Die internationale Gemeinschaft verurteilt neue Raketentests in Nordkorea. Drei Raketen seien in Japans Wirtschaftszone eingedrungen.

Nach dem Beginn der jährlichen südkoreanisch-amerikanischen Frühjahrsmanöver hat Nordkorea militärische Stärke demonstriert und erneut mehrere ballistische Raketen getestet. Japan und Südkorea sprachen von vier solcher Raketen, die Nordkorea am Montag in Richtung Japanisches Meer (Ostmeer) abgefeuert habe.

Die Geschosse seien im Westteil des Landes gestartet worden und etwa 1000 Kilometer weit geflogen, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul mit. Japan legte „starken Protest“ ein.

UN-Resolution verbietet Tests mit ballistischen Raketen

Der Typ der Raketen war zunächst noch unklar. Nordkorea, das wegen seines Atomprogramms international isoliert ist, sind Raketentests unter Verwendung ballistischer Raketentechnik durch UN-Resolutionen untersagt. Das Land arbeitet an der Entwicklung von Mittel- und Langstreckenraketen, die einen atomaren Sprengkopf nicht nur nach Südkorea und Japan, sondern bis in die USA tragen können.

Nach Angaben der japanischen Regierung drangen drei der Raketen in die sogenannte Ausschließliche Wirtschaftszone Japans ein. Damit wären die Raketen in einer Entfernung von weniger als 200 Meilen vor der Küste des Landes ins Meer gestürzt. Die Tests stellten eine „ernste Bedrohung der Sicherheit unseres Landes dar“, sagte Ministerpräsident Shinzo Abe laut einem Sprecher. Bereits im vergangenen Jahr hatte eine nordkoreanische Mittelstreckenrakete die 200-Meilen-Zone erreicht.

Das US-Außenministerium verurteilte die Tests scharf. Mit den Raketenstarts verletze Nordkorea Resolutionen des UN-Sicherheitsrates, sagte der kommissarische Sprecher Mark Toner dem Sender ABC zufolge. Das Nordamerikanische Luft- und Weltraum-Verteidigungskommando (Norad) habe die Raketenflüge verfolgt, für Nordamerika habe keine Gefahr bestanden.

Südkoreanisch-amerikanisches Manöver hat begonnen

In Südkorea berief der kommissarische Präsident und Ministerpräsident Hwang Kyo Ahn ein Treffen des Nationalen Sicherheitsrats nach den neuerlichen Raketentests durch Nordkorea ein.

Südkoreas Militär vermutete, dass die Raketentests durch Nordkorea auch ein Protest gegen die laufenden Manöver der südkoreanischen und amerikanischen Streitkräfte sein könnten. Das zweimonatige Frühjahrsmanöver „Foal Eagle“ hatte am vergangenen Mittwoch in Südkorea begonnen. Nordkorea unterstellt den USA und Südkorea regelmäßig, mit ihren Militärübungen einen Angriff vorzubereiten, was beide Länder aber bestreiten.

China: Keine weitere Zuspitzung der Lage

Auch China kritisierte den Raketentest. China lehne es ab, dass Nordkorea gegen Regeln des UN-Sicherheitsrates verstoße, sagte Geng Shuang, Sprecher des Pekinger Außenministeriums. Der Sprecher kritisierte aber auch die USA und Südkorea.

„China hat zur Kenntnis genommen, dass beide derzeit ein groß angelegtes Militärmanöver durchführen, das auf Nordkorea zielt.“ Alle beteiligten Parteien sollten aufhören, sich gegenseitig herauszufordern, und keine Schritte unternehmen, die die Lage weiter zuspitzen.

UN ruft zu Sanktionen gegen Nordkorea auf

Nordkorea hatte im Februar mit dem Test einer „Mittelstreckenrakete von größerer Reichweite“ weltweit Empörung ausgelöst. Der UN-Sicherheitsrat hatte den Test scharf verurteilt. Das höchste Gremium der Vereinten Nationen rief zugleich die Mitglieder zur konsequenten Umsetzung der Sanktionen gegen das Land auf. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte nach dem Test erklärt, das Land verfüge jetzt „über ein weiteres mächtiges Mittel für einen Atomangriff“. (dpa)