Paris. Trotz anhaltender Kritik setzte der konservative Präsidentschaftskandidat Fillon den Wahlkampf fort. Seine Gegner haben andere Pläne.

Der schwer angeschlagene französische Präsidentschaftskandidat François Fillon will mit einer Großkundgebung in Paris seinen Kritikern entgegentreten. Die Anhänger des Konservativen sollen an diesem Sonntagnachmittag um 15 Uhr in der Nähe des Eiffelturms demonstrieren. Einen Tag nach seinem 63. Geburtstag will Fillon damit ein Zeichen der Stärke setzen.

Fillons Wahlkampf wird seit Wochen vom Verdacht einer Scheinbeschäftigung seiner Frau auf Parlamentskosten belastet, die Justiz ermittelt. Für den 63-Jährigen steht viel auf dem Spiel: Zahlreiche Politiker aus dem eigenen Lager hatten in den vergangenen Tagen seinen Rückzug gefordert, um einen Ersatzkandidaten ins Rennen zu schicken.

Konservative Politiker wollen Zweitplatzierten Juppé an der Spitze sehen

So etwa der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, der einen „alternativen Weg zu Fillon“ ankündigte. Estrosi ist auch Abgeordneter in der Nationalversammlung und einflussreicher Politiker der Republikaner, dessen Spitzenkandidat Fillon ist. „In den kommenden Stunden werden wir eine Initiative vorschlagen“, sagte Estrosi dem Sender BFM. Das einfachste sei, wenn der Zweitplatzierte bei der Vorwahl, Ex-Regierungschef Alain Juppé, übernehme. „Wir haben keine Zeit für Debatten darüber, wer der Talentierteste ist“, sagte Estrosi.

Fillon hofft auf bis zu 45.000 Teilnehmer

Die Republikaner zogen ein Führungstreffen auf Montag vor, um über die Lage zu sprechen, wie die Partei mitteilte.

Das Wahlkampfteam des Kandidaten hofft am Sonntag auf bis zu 45.000 Teilnehmer an der Demonstration. Etwa 100 Busse sollen Anhänger aus der Provinz in die Hauptstadt bringen.

Mehrere Politiker hatten zuletzt den früheren Premierminister Alain Juppé als möglichen Ersatzkandidaten ins Spiel gebracht, falls Fillon sich zurückzieht. Fillon setzt seinen Wahlkampf jedoch unbeirrt fort. Auch für diese Woche veröffentlichte sein Team Termine für Wahlkampfauftritte.

Fillons Frau meldet sich zu Wort

Erstmals seit Bekanntwerden der Affäre meldete sich Fillons Frau Penelope zu Wort. Sie sagte der Sonntagszeitung „Journal du Dimanche“, sie habe ihrem Mann jeden Tag gesagt, er solle den Weg bis zum Ende fortsetzen. Letztendlich werde aber er entscheiden.

Französischer Präsidentschaftskandidat Fillon macht weiter

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    Mit ihren Aussagen wolle sie den Gerüchten ein Ende machen. Sie habe für ihren Mann gearbeitet und ihn unter anderem zu Auftritten in seinem Wahlbezirk begleitet. Sie deutete an, dass sie auch gewusst habe, dass ihre Kinder als Mitarbeiter ihres Mannes bezahlt worden seien. „Alles war legal und ausgewiesen.“

    Umfragen sehen Marine Le Pen und Emmanuel Macron vorn

    Die Franzosen wählen ihren neuen Staatschef in zwei Runden am 23. April und am 7. Mai. Fillon war wegen der Affäre in der Wählergunst abgerutscht. Derzeit würden nach Umfragen die Rechtspopulistin Marine Le Pen und der sozial-liberale Kandidat Emmanuel Macron das Rennen unter sich ausmachen. Für die Stichwahl liegt Macron dabei klar vorn. Wegen der hohen Umfragewerte für die Rechtspopulistin Marine Le Pen findet der Wahlkampf auch international viel Beachtung.

    Fillons Frau hatte jahrelang als parlamentarische Mitarbeiterin für ihren Mann gearbeitet, der Politiker weist den Verdacht einer Scheinbeschäftigung zurück. Die Lage hatte sich für Fillon weiter zugespitzt, als er für Mitte März von Ermittlungsrichtern vorgeladen wurde. Dabei droht ihm die Eröffnung eines Verfahrens.

    Polizei durchsucht Fillons Immobilien

    Nach Zählung der Zeitung „Libération“ sind inzwischen mehr als 190 Politiker der Republikaner und ihrer Verbündeten von Fillon abgerückt. Selbst Fillons Wahlkampf-Chef reichte für Sonntag seinen Rücktritt ein.

    Nach übereinstimmenden Medienberichten sollen Ermittler inzwischen auch Fillons Gutshaus in der Sarthe-Region durchsucht haben. Die Polizisten hätten dabei am Freitag den Wert der Immobilie bestimmen sollen, berichteten die Zeitung „Le Parisien“ und der Sender Franceinfo. Franceinfo berief sich dabei auf eine Quelle in Justizkreisen, eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Erst am Donnerstag hatte es eine Durchsuchung in der Pariser Privatadresse des Paares gegeben. (dpa)