Washington. Nun hat auch die Regierung Trump ihre E-Mail-Affäre: US-Vizepräsident Pence soll für brisante Infos ein privates Konto genutzt haben.
In der Hochphase der E-Mail-Affäre von Hillary Clinton war auf Mike Pence Verlass. Wann immer Donald Trumps Mann für den Posten des Vizepräsidenten in den Wochen vor der US-Wahl im November die Stimme erhob – ein Seitenhieb auf die demokratische Präsidentschaftskandidatin, die als Außenministerin jahrelang einen privaten E-Mail-Server benutzte und damit gegen Regierungsvorgaben verstieß, war stets dabei.
Pence’ Tenor: Clinton ist die schlimmste Geheimniskrämerin und unehrlichste Kandidatin seit Richard Nixon. Jetzt stellt sich heraus: Pence, seit Trumps Wahlsieg Amerikas Nr. 2 im Staatsgefüge, war bei seinem digitalen Nachrichtenverkehr nicht minder unvorsichtig.
US-Vize: Der Vorbild-Republikaner Mike Pence
Pence war Ziel eines Hacker-Angriffs
Als Gouverneur von Indiana benutzte der ehemalige Radio-Moderator seit 2012 regelmäßig ein privates E-Mail-Konto des Anbieters AOL. Das berichtet seine frühere Heimatzeitung „The Indianapolis Star“. Das Blatt hatte auf Herausgabe der Informationen gepocht und Einblick in eine begrenzte Anzahl von E-Mails von Pence bekommen. Das Ergebnis ist aus Sicht von US-Medien „ernüchternd“. Pence, im vergangenen Sommer Opfer eines üblen Hacker-Angriffs geworden, hatte bei AOL einfach ein neues Konto eröffnet.
Mit seinen engsten Beratern tauschte er sich dort über sensible Themen wie Terror-Abwehr, Festnahmen von Terrorverdächtigen und Sicherheitsmaßnahmen an seinem Wohnhaus aus, ohne auf besondere Verschlüsselung beim E-Mail-Gebrauch zu achten.
Vorwurf der Doppelmoral
Dass Pence Clinton das gesamte Jahr 2016 über wegen ihres fahrlässigen E-Mail-Gebrauchs massiv attackierte und sich aber selber keinen Deut besser verhielt, erfüllt für Professor Gerry Lanosga von der Indiana University den Tatbestand der „Doppelmoral“.
Ob Pence’ E-Mail-Konto als Gouverneur ab Sommer 2016 erneut gehackt wurde, ist nicht bekannt. Das Büro des Vizepräsidenten teilte am Donnerstagabend mit, dass Mike Pence sich bei der Handhabung seiner dienstlichen E-Mails stets an die Gesetze des Bundesstaates Indiana gehalten habe. Mit dem Fall Clinton, die im Zuge ihrer Affäre Tausende E-Mails vernichten ließ, sei Pence „überhaupt nicht zu vergleichen“.