Frankfurt. In immer mehr Städten demonstrieren Bürger mit der Initiative „Pulse Of Europe“ für ein geeintes Europa. Sie treibt Verschiedenes an.

Brexit, Marine Le Pen in Frankreich, Geert Wilders in den Niederlanden, die AfD: Mit der Bewegung „Pulse Of Europe“ wollen Menschen ein Zeichen gegen Abgrenzung und für ein vereintes Europa setzen.

2000 Demonstranten versammelten sich nach Veranstalterangaben unter dem Slogan „Bleibt bei uns!“ vergangenen Sonntag in Frankfurt, auch in zehn weiteren Städten gab es Kundgebungen. Die Bewegung, die im Dezember ins Leben gerufen wurde, wächst und wächst: Für dieses Wochenende hat die Initiative zusätzliche Kundgebungen in fünf weiteren deutschen Städten angemeldet. Auch in Amsterdam und Paris sind Versammlungen geplant.

Was treibt die Menschen zu Tausenden auf die Straße? Ein Kurzinterview mit einem der Gründer von „Pulse Of Europe“, dem Juristen Hansjörg Schmitt.

Wer sind die Demonstranten? Hoffnungslose EU-Romantiker, die sich bei der Europa-Hymne in den Armen liegen?

Schmitt: Nein, es sind vor allem Menschen, die die Nachrichten der Woche beschäftigen und die daraus Konsequenzen ziehen. Trump, die Populisten und die vielen Krisen auf der Welt – das ist ja eine harte Packung, die man erst einmal verdauen muss. Das Bedürfnis in der Bevölkerung, das gemeinsam zu verarbeiten, ist da und wächst unserer Beobachtung nach noch. Unsere Kundgebungen sind eine Möglichkeit, sich auszutauschen, die Passivität abzulegen und gemeinsam mit Zuversicht ein Signal zu setzen, bevor es zu spät ist.

Zu spät wofür?

Schmitt: Für eine Vielfalt eines geeinten Europas. Eine Zäsur und ein Auslöser für „Pulse Of Europe“ war der Brexit. So etwas darf nicht noch einmal passieren. Und wir wollen verhindern, dass zwar eine Mehrheit in der Bevölkerung, Europa befürwortet, das aber nicht deutlich macht. Wir müssen endlich raus aus dieser Lethargie. Es hat sich der Eindruck verfestigt, dass Europa nur in Salons und Hinterzimmern, aber nicht auf den öffentlichen Plätzen, verhandelt wird. Viele EU-Politiker waren in den letzten Jahren zu verschlafen. Das hat zu Frust in der Bevölkerung geführt. Die Begeisterung ist völlig abhanden gekommen.

Wie wollen Sie die Begeisterung für die EU wecken?

Schmitt: Erst einmal, indem wir deutlich machen, worum es geht: Ein vereintes Europa ist seit 70 Jahren ein Projekt, dass – trotz aller Probleme – nicht nur für Wohlstand sorgt, sondern vor allem Frieden garantiert. Das wollen wir wieder ins Bewusstsein rufen. Noch gehört es zum – vermeintlich – guten Ton, über Europa zu schimpfen. Doch es geht glücklicherweise nicht allen so. Das zeigt sie ja daran, dass der Zulauf zu unseren Veranstaltungen immer größer wird. Und vor den Wahlen in Frankreich und den Niederlanden erscheint es uns wichtig dieses Signal auszusenden: Das es durchaus eine Mehrheit in der Bevölkerung gibt, die für Europa, für eine Reform der EU eintritt, die zu weniger Bürokratie führt – und das nicht nur im Netz, sondern auf der Straße.