Berlin. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries fordert Fortschritte beim Ausbau des Stromnetzes. Die Bundesländer sollen Tempo machen.

Die langen Wintermonate haben die Stromversorgung in Deutschland auf eine Belastungsprobe gestellt. Einige Wind- und Solarkraftanlagen fielen als Energielieferanten fast völlig aus – im Januar zum Teil wochenlang. Schuld daran war die sogenannte Dunkelflaute: eine für diese Jahreszeit typische Witterung, die in den vergangenen Monaten für Windstille und Nebel sorgt. Zeitgleich stieg der Strombedarf stark an, weil es ziemlich kalt und tagsüber schnell dunkel war.

Auch deshalb fordert Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries im Interview mit dieser Redaktion nun die Länder auf, den Netzausbau schnell voranzutreiben.

Ist die Stromversorgung in Deutschland eigentlich sicher?

Brigitte Zypries: Ja, die Stromversorgung ist zuverlässig und sicher. Wir können in Deutschland und in Europa deutlich mehr Strom produzieren, als wir brauchen. Deutschland belegt in Sachen Versorgungssicherheit sogar international einen Spitzenplatz. Ein Beispiel: Bei uns fällt im Schnitt nur für zwölf Minuten im Jahr der Strom aus, in vielen anderen Industriestaaten sind es mehrere Stunden.

Wenn die Stromversorgung so sicher ist, warum haben die Netzbetreiber in den letzten Wochen alle ihre Reservekraftwerke betrieben?

Zypries: Das Winterwetter hat zu hoher Stromnachfrage in ganz Europa geführt. Weil viel Strom verkauft wurde, sind auch Kraftwerke angesprungen, die sonst selten eingesetzt werden. Es war aber zu jeder Zeit mehr als genügend Kraftwerkskapazität verfügbar. Dies zeigen die lediglich geringfügig erhöhten Strompreise und der starke Export von Strom an unsere Nachbarn. Die Reservekraftwerke waren auch nicht einmal zur Hälfte genutzt. Von einer kritischen Situation kann also überhaupt nicht die Rede sein.

Also gibt es keinen Handlungsbedarf?

Zypries: Doch, wir brauchen schnelle Fortschritte beim Netzausbau, damit wir den Strom dahin transportieren können, wo er gebraucht wird. Ich denke, es ist an der Zeit, dass die Länder Tempo geben.