Washington . Das Weiße Haus bezeichnet Israels Siedlungsbau als „nicht hilfreich“. Die US-Regierung habe aber offiziell noch keine Position bezogen.

Die USA haben sich überraschend und erstmals unter Präsident Donald Trump von Israels Siedlungspolitik distanziert. Wer neue Siedlungen baue oder bestehende erweitere, gefährde damit womöglich die Friedensbemühungen im Nahen Osten, teilte das Weiße Haus am Donnerstagabend (Ortszeit) mit.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuvor den Bau einer neuen Siedlung angekündigt – und mit diesem Vorpreschen Trumps Regierung in ihrer außenpolitischen Findungsphase verärgert, wie ein Zeitungsbericht nahelegt.

Bau neuer Siedlungen „nicht hilfreich“

„Wir glauben zwar nicht, dass die Existenz von Siedlungen ein Hindernis für den Frieden sein muss“, hieß es in der Erklärung von Trumps Sprecher Sean Spicer. „Aber der Bau neuer Siedlungen oder ihre Ausweitung über bestehende Grenzen hinaus könnten für das Erreichen dieses Ziels nicht hilfreich sein.“

Grundsätzlich habe die neue US-Regierung noch keine offizielle Position zum Siedlungsbau bezogen. Dies sei Gegenstand weiterer Diskussionen, auch mit Netanjahu, der Trump am 15. Februar besuchen wird. Mit dem frisch vereidigten US-Außenminister Rex Tillerson telefonierte Netanjahu am Donnerstag. Über den Gesprächsinhalt wurde zunächst nichts bekannt.

Neue Siedlung im Westjordanland

Israelische Polizisten verhaften einen Siedler in Amona. Nach langen Verzögerungen hatte die israelische Polizei am Mittwoch mit der Räumung der nicht genehmigten Siedlung im Westjordanland begonnen.
Israelische Polizisten verhaften einen Siedler in Amona. Nach langen Verzögerungen hatte die israelische Polizei am Mittwoch mit der Räumung der nicht genehmigten Siedlung im Westjordanland begonnen. © dpa | Ariel Schalit

Israels Regierungschef hatte am Mittwochabend den Bau einer neuen Siedlung für die Einwohner der nicht-genehmigten und deshalb zwangsgeräumten Siedlung Amona im Westjordanland angekündigt. Ein Komitee solle einen passenden Ort finden und die Einzelheiten klären. Laut der Organisation Peace Now ist es das erste Mal seit 1992, dass die israelische Regierung eine neue Siedlung im Westjordanland gründet. Seitdem habe es nur Erweiterungen bestehender Siedlungen oder rückwirkende Legalisierungen illegaler Außenposten gegeben.

Der Siedlungsbau in den besetzten Palästinensergebieten gilt als Hindernis auf dem Weg zu einem Nahost-Frieden und international als völkerrechtswidrig – denn Staaten dürfen keine eigene Zivilbevölkerung in besetztes Territorium umsiedeln. Israel vertritt dagegen die Auffassung, das im Sechs-Tage-Krieg 1967 eroberte Westjordanland – damals von Jordanien verwaltet – sei zuvor kein Staat gewesen.

Netanjahu deutlich offensiver

Die Vereinten Nationen forderten zuletzt im Dezember einen vollständigen Siedlungsstopp. Die damalige US-Regierung machte von ihrem Veto-Recht kein Gebrauch und erntete dafür massive Kritik aus Israel – und von Trump. Mit dessen Vorgänger Barack Obama war Netanjahu mehrfach wegen der Siedlungspolitik aneinandergeraten.

Israel will Siedlungen ausbauen

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    Seit Trumps Amtsantritt präsentiert sich Netanjahu in Bezug auf den Siedlungsausbau im Westjordanland und Ost-Jerusalem deutlich offensiver. Anders als früher gab es bisher auch keine öffentliche Kritik aus den USA an seinen Plänen. Die nun erfolgte Distanzierung überrascht, da sich Trump bislang toleranter zur israelischen Siedlungspolitik geäußert und einen ihrer Verfechter als neuen US-Botschafter in Israel auserkoren hat.

    Trump könnte die Hardliner enttäuschen

    Trump wolle den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern beenden, zitierte die „Jerusalem Post“ einen Vertreter der US-Regierung. Deshalb sollten alle Parteien „unilaterale Handlungen“ vermeiden, die mögliche Fortschritte gefährdeten – dazu gehöre auch die Ankündigung neuer Siedlungen. Trumps Regierung müsse zunächst die Chance zur Abstimmung mit allen Beteiligten haben.

    Obamas früherer Nahost-Beauftragter Dennis Ross sagte der „Washington Post“, Spicers Stellungnahme solle offensichtlich „den Überschwang der israelischen Rechten bremsen, die meint, sie habe einen Blanko-Scheck“. Auch die israelische Zeitung „Haaretz“ sprach von einer „womöglich schweren Enttäuschung“ für Hardliner, die gehofft hätten, Trump würde sich von einer Zwei-Staaten-Lösung verabschieden und dem Siedlungsbau weit positiver gegenüberstehen als Obama. (dpa)

    Schimon Peres – Kämpfer für den Frieden

    Schimon Peres ist tot. Der frühere Staatspräsident Israels (2007 – 2014) und zweimalige Ministerpräsident starb im Alter von 93 Jahren.
    Schimon Peres ist tot. Der frühere Staatspräsident Israels (2007 – 2014) und zweimalige Ministerpräsident starb im Alter von 93 Jahren. © imago stock&people | imago stock&people
    Schimon Peres war ein unerschütterlicher Optimist: Er ließ kaum eine Gelegenheit aus, trotz aller Zweifel zum Frieden zwischen Israelis und Palästinensern aufzurufen.
    Schimon Peres war ein unerschütterlicher Optimist: Er ließ kaum eine Gelegenheit aus, trotz aller Zweifel zum Frieden zwischen Israelis und Palästinensern aufzurufen. © dpa | Maurizio Gambarini
    Im Ausland war Peres vielleicht gerade deshalb einer der wenigen israelischen Politiker mit hohen Sympathiewerten. In seiner Heimat gab es nicht wenige, die seinen Optimismus für etwas weltfremd hielten. Dennoch genoss der Politiker generell hohes Ansehen beim israelischen Volk.
    Im Ausland war Peres vielleicht gerade deshalb einer der wenigen israelischen Politiker mit hohen Sympathiewerten. In seiner Heimat gab es nicht wenige, die seinen Optimismus für etwas weltfremd hielten. Dennoch genoss der Politiker generell hohes Ansehen beim israelischen Volk. © dpa | Patrick Seeger
    Vom umstrittenen, linksorientierten Politiker hatte Peres sich zur nationalen Vaterfigur gewandelt, die sich um den Zusammenhalt der vielen Segmente der tief gespaltenen israelischen Gesellschaft bemühte.
    Vom umstrittenen, linksorientierten Politiker hatte Peres sich zur nationalen Vaterfigur gewandelt, die sich um den Zusammenhalt der vielen Segmente der tief gespaltenen israelischen Gesellschaft bemühte. © dpa | Jim Hollander
    Seit seinem Amtsantritt als Staatspräsident 2007 hatte der vormalige Ministerpräsident auch eine aktive Rolle in der internationalen Diplomatie übernommen, obwohl das Präsidentenamt eigentlich auf Repräsentation ausgerichtet ist. Zwar arbeitete Peres eng mit dem konservativen Regierungschef Benjamin Netanjahu zusammen, bediente sich dabei nach außen hin aber einer weniger robusten und dafür eher behutsamen Sprache.
    Seit seinem Amtsantritt als Staatspräsident 2007 hatte der vormalige Ministerpräsident auch eine aktive Rolle in der internationalen Diplomatie übernommen, obwohl das Präsidentenamt eigentlich auf Repräsentation ausgerichtet ist. Zwar arbeitete Peres eng mit dem konservativen Regierungschef Benjamin Netanjahu zusammen, bediente sich dabei nach außen hin aber einer weniger robusten und dafür eher behutsamen Sprache. © imago stock&people | imago stock&people
    In der arabischen Welt galt Peres eher als Opportunist, dessen Wort nur wenig Gewicht hatte. Als Außenminister wurde er 1994 gemeinsam mit dem damaligen PLO-Chef Jassir Arafat (l.) und dem damaligen israelischen Ministerpräsidenten Izchak Rabin mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
    In der arabischen Welt galt Peres eher als Opportunist, dessen Wort nur wenig Gewicht hatte. Als Außenminister wurde er 1994 gemeinsam mit dem damaligen PLO-Chef Jassir Arafat (l.) und dem damaligen israelischen Ministerpräsidenten Izchak Rabin mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. © imago/United Archives International | imago stock&people
    Die Politiker bekamen den Friedensnobelpreis für ihre Rollen im Oslo-Friedensprozess, der zum Ziel hatte, den Nahostkonflikt zu lösen. Die „Prinzipienerklärung über die vorübergehende Selbstverwaltung“ (Oslo I) unterzeichneten Außenminister Peres, der palästinensische Politiker Mahmud Abbas, US-Außenminister Warren Christopher und sein russischer Kollege Andrei Kosyrew in Anwesenheit von US-Präsident Bill Clinton (l.) und PLO-Chef Arafat (r.) am 13. September 1993 in Washington.
    Die Politiker bekamen den Friedensnobelpreis für ihre Rollen im Oslo-Friedensprozess, der zum Ziel hatte, den Nahostkonflikt zu lösen. Die „Prinzipienerklärung über die vorübergehende Selbstverwaltung“ (Oslo I) unterzeichneten Außenminister Peres, der palästinensische Politiker Mahmud Abbas, US-Außenminister Warren Christopher und sein russischer Kollege Andrei Kosyrew in Anwesenheit von US-Präsident Bill Clinton (l.) und PLO-Chef Arafat (r.) am 13. September 1993 in Washington. © imago/ZUMA Press | imago stock
    Außenminister Schimon Peres (r.) 1975 neben Premierminister Izchak Rabin (Mitte), der unter den Augen des US-Außenministers Henry Kissinger das Sinai-Abkommen unterzeichnet. Der Vertrag bedeutete noch kein Friedensabkommen zwischen Israel und Ägypten, festigte den Waffenstillstand allerdings weiter.
    Außenminister Schimon Peres (r.) 1975 neben Premierminister Izchak Rabin (Mitte), der unter den Augen des US-Außenministers Henry Kissinger das Sinai-Abkommen unterzeichnet. Der Vertrag bedeutete noch kein Friedensabkommen zwischen Israel und Ägypten, festigte den Waffenstillstand allerdings weiter. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
    Verteidigungsminister Schimon Peres im Januar 1976 an der Grenze zum Libanon – Jahre später sollte er sich als Kritiker der israelischen Invasion hervortun.
    Verteidigungsminister Schimon Peres im Januar 1976 an der Grenze zum Libanon – Jahre später sollte er sich als Kritiker der israelischen Invasion hervortun. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock
    Außenminister Schimon Peres im Gespräch mit Ägyptens Präsident Hosni Mubarak: Die Politiker diskutierten eine mögliche internationale Nahost-Konferenz.
    Außenminister Schimon Peres im Gespräch mit Ägyptens Präsident Hosni Mubarak: Die Politiker diskutierten eine mögliche internationale Nahost-Konferenz. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
    Schimon Peres – hier bei einem Treffen mit Papst Franziskus im Jahr 2013 – wurde 1923 als Sohn eines Holzhändlers im damaligen Ost-Polen geboren wurde. Peres, ein Vetter der früheren Hollywood-Schauspielerin Lauren Bacall, wanderte 1934 ins damalige Palästina ein. Erst Hirte und Kassenwart einer Kollektivsiedlung, wurde er später als junger Mann Mitglied der jüdischen Untergrundarmee Hagana. 1946 begann er seine politische Karriere in der Arbeitspartei und übernahm im Laufe der Jahrzehnte mehrere Ministerämter.
    Schimon Peres – hier bei einem Treffen mit Papst Franziskus im Jahr 2013 – wurde 1923 als Sohn eines Holzhändlers im damaligen Ost-Polen geboren wurde. Peres, ein Vetter der früheren Hollywood-Schauspielerin Lauren Bacall, wanderte 1934 ins damalige Palästina ein. Erst Hirte und Kassenwart einer Kollektivsiedlung, wurde er später als junger Mann Mitglied der jüdischen Untergrundarmee Hagana. 1946 begann er seine politische Karriere in der Arbeitspartei und übernahm im Laufe der Jahrzehnte mehrere Ministerämter. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
    Nach der Ermordung Izchak Rabins, Peres’ Partner bei den Friedensvereinbarungen mit den Palästinensern, am 4. November 1995 übernahm er dessen Amt und wurde zum zweiten Mal Ministerpräsident. Nur sechs Monate später verlor er jedoch die Wahl, aus der Netanjahu als Sieger hervorging. Das Bild zeigt Peres im Gespräch mit US-Präsident Barack Obama, der den Staatspräsidenten im April 2011 im Oval Office empfing.
    Nach der Ermordung Izchak Rabins, Peres’ Partner bei den Friedensvereinbarungen mit den Palästinensern, am 4. November 1995 übernahm er dessen Amt und wurde zum zweiten Mal Ministerpräsident. Nur sechs Monate später verlor er jedoch die Wahl, aus der Netanjahu als Sieger hervorging. Das Bild zeigt Peres im Gespräch mit US-Präsident Barack Obama, der den Staatspräsidenten im April 2011 im Oval Office empfing. © imago stock&people | imago stock&people
    Im Jahr 2012 zeichnete Obama Peres mit der Freiheitsmedaille aus, eine der höchsten zivilen Auszeichnungen der USA.
    Im Jahr 2012 zeichnete Obama Peres mit der Freiheitsmedaille aus, eine der höchsten zivilen Auszeichnungen der USA. © imago stock&people | imago stock&people
    Schimon Peres und Bundeskanzlerin Angela Merkel: Er verlieh ihr 2014 die Ehrenmedaille des Präsidenten – Israels höchste Auszeichnung für Zivilisten, die die deutsche Regierungschefin für ihren Kampf gegen den Antisemitismus und Rassismus bekam.
    Schimon Peres und Bundeskanzlerin Angela Merkel: Er verlieh ihr 2014 die Ehrenmedaille des Präsidenten – Israels höchste Auszeichnung für Zivilisten, die die deutsche Regierungschefin für ihren Kampf gegen den Antisemitismus und Rassismus bekam. © imago/Xinhua | imago stock&people
    Präsident Peres mit Russlands Präsident Putin: Der Kremlchef reiste im Juni 2012 an, um an der Enthüllung eines Ehrenmals für die Rote Armee teilzunehmen, das in der israelischen Küstenstadt Netanja an die Verdienste der sowjetischen Armee im Sieg über Nazi-Deutschland erinnert.
    Präsident Peres mit Russlands Präsident Putin: Der Kremlchef reiste im Juni 2012 an, um an der Enthüllung eines Ehrenmals für die Rote Armee teilzunehmen, das in der israelischen Küstenstadt Netanja an die Verdienste der sowjetischen Armee im Sieg über Nazi-Deutschland erinnert. © imago stock&people | imago stock&people
    Ungeachtet aller Rückschläge bei den Bemühungen um einen friedlichen „neuen Nahen Osten“ erschien Peres als ewiger Optimist. So sagte er bei seiner Antrittsrede 2007: „Erlauben Sie mir, ein Träumer inmitten meines Volks zu bleiben und die Sonnenseite unseres Staates zu repräsentieren.“
    Ungeachtet aller Rückschläge bei den Bemühungen um einen friedlichen „neuen Nahen Osten“ erschien Peres als ewiger Optimist. So sagte er bei seiner Antrittsrede 2007: „Erlauben Sie mir, ein Träumer inmitten meines Volks zu bleiben und die Sonnenseite unseres Staates zu repräsentieren.“ © dpa | Jens Büttner
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