Washington. Die ersten Tage von US-Präsident Trump sind geprägt von wildem Aktionismus. Das ist nicht nur dilettantisch, sondern auch gefährlich.

Zehn Tage nach Amtsantritt bestätigt Donald Trump die schlimmsten Befürchtungen. Viel Dilettantismus, kaum Substanz, große Kollateralschäden.

Der neue US-Präsident will das politische Vermächtnis seines Vorgängers im Handstreich neutralisieren. Rohrkrepierer. Trump und seine Rumpftruppe sind der Aufgabe nicht gewachsen. Schaut man hinter die Flut der pompös inszenierten Dekrete gähnen Überforderung und Unfähigkeit.

Trumps Anordnung fiel schon am ersten Tag durch

Im Fall des mit der heißen Nadel gestrickten Einreiseverbots für Menschen aus muslimischen Ländern ist die Mischung fatal. Sieben Staaten stehen auf der roten Liste. Länder, in denen Trumps Konzern geschäftliche Interessen verfolgt, fehlen. Zufall, natürlich.

Die Laienspielschar des Präsidenten, in der Scharfmacher wie Stephen Bannon und der Islam-Hasser Michael Flynn zusehends zu einer Gefahr für die nationale Sicherheit werden, hat mit ihrem latent verfassungswidrigen Bann blamable Unprofessionalität beweisen. Schon am ersten Tag fiel die Anordnung durch. Eine Richterin hat Trump daran erinnert, dass in Amerika nicht per ordre de mufti Recht gesetzt wird.

Donald Trumps Aktionismus hilft nicht gegen Terror

Die dramatischen Szenen, die sich am Wochenende an US-Flughäfen abspielten, sind eine Schande für ein großes Land, das Verfolgten aus der ganzen Welt mit offenen Armen bisher noch stets eine neue Heimat bot. Hoffnungsschimmer: Tausende erkannten die Dreistigkeit schnell und formierten ihren Protest.

Demonstranten protestieren am Samstag im Hauptterminal vom Portland International Airport in Oregon gegen das Dekret von Präsident Donald Trump.
Demonstranten protestieren am Samstag im Hauptterminal vom Portland International Airport in Oregon gegen das Dekret von Präsident Donald Trump. © dpa | Mike Zacchino

Kein Missverständnis: Es ist die vordringliche Aufgabe eines jeden Staates, gegen Terror-Netzwerke wie den Islamischen Staat vorzugehen und die eigene Bevölkerung so wirksam für wie möglich zu schützen. Hier haben die USA nach dem Trauma des 11. September 2001 eine mehr als solide Bilanz vorzuweisen. Der gigantische Sicherheits-Apparat hat Nachfolge-Taten rechtzeitig verhindert. Der Rest (San Bernardino, Orlando etc.) ging auf das Konto von amerikanischen Staatsbürgern. Mit Trumps legalistischem Aktionismus kann man ihnen nicht beikommen.

Donald Trump richtet immensen Schaden an

Das ist kein Plädoyer für Nachlässigkeit. Es rückt nur die Dimensionen zurecht: Die Terror-Hysterie in den USA und die reale Bedrohung durch Flüchtlinge stehen in keinem Verhältnis. Menschen aus Bürgerkriegsländern werden bis in die letzte Faser ideologisch „geröntgt“. Bevor ein Kandidat amerikanischen Boden betreten darf, vergehen oft zwei Jahre und mehr. Wie Trump so zu tun, als sei das System offen wie ein Scheunentor, schürt unverantwortlich Paranoia. Auch vor diesem Präsidenten haben Heimatschützer unabhängig vom Parteibuch maximale Vorsicht walten lassen.

Mit seinem Einreise-Bann richtet Trump immensen Schaden an. Er nimmt Christen aus. Das verstößt gegen die Verfassung. Er verschont die Terror-Exporteure Saudi-Arabien und Pakistan. Das wird zusätzlich Zwietracht in die muslimische Welt tragen. Und er wird den Alltag von drei Millionen in Amerika lebenden Muslimen weiter verschatten. Schon heute brennen Moscheen, werden Frauen mit Kopftuch attackiert, Kinder in der Schule gehänselt.

Blaupause für noch mehr Hetze

Anders als Präsident George W. Bush, der sich kurz nach „9/11“ mit breiter Brust vor Amerikas Muslime stellte und einen Generalverdacht unterband, liefert Trump die Blaupause für noch mehr Hetze. Nicht nur in den USA. Islamophobe Regierungen in Europa werden sich ein Beispiel nehmen.

Für den „Islamischen Staat“ ist Trumps Einreisestopp das beste Instrument, um Nachwuchs zu rekrutieren und den Westen als verlogene Veranstaltung zu brandmarken. Anstatt Verbündete zu suchen im Kampf gegen die Islam-Kidnapper, schlägt Trump einer Religion vor den Kopf. Törichter geht es nicht.

Obama hat im Wahlkampf gesagt, dass Donald Trump „in einzigartiger Weise ungeeignet ist“ für das Präsidentenamt. Bleibt die Lernkurve des Milliardärs weiter so flach, ist dem nicht mehr zu widersprechen.