Washington. Theresa May ist Donald Trumps erster Staatsgast. Die britische Premierministerin und der US-Präsident wollen gemeinsame Sache machen.

Als erster ausländischer Staatsgast kommt Großbritanniens Premierministerin Theresa May am Freitag mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus zusammen. Vor dem Treffen warb sie für ein bilaterales Freihandelsabkommen beider Länder. „Dies ist eine unserer ersten Prioritäten“, sagte May in Philadelphia.

„Ein gemeinsames Freihandelsabkommen muss für beide Seiten funktionieren und beider Interessen berücksichtigen“, sagte sie. „Und es muss denen dienen, die sich allzu oft zurückgelassen fühlten von der Globalisierung“, betonte die Premierministerin, deren Land dabei ist, die Europäische Union zu verlassen und nun neue Wirtschaftskooperationen sucht.

Trump: „Multilaterale Abkommen sind wie Treibsand“

Am Donnerstag hatte May in Philadelphia ein Treffen von Abgeordneten und Parteivertretern der US-Republikaner besucht. Donald Trump hatte zuvor deutlich gemacht, dass er von multilateralen Handelsabkommen nichts hält und stattdessen auf zwischenstaatlicher Ebene verhandeln will. „Man kommt nicht mehr raus, das ist wie Treibsand“, sagte er in Philadelphia.

Am Donnerstagabend Ortszeit verschob das Weiße Haus mit unbekanntem Grund die zuvor angekündigte Unterzeichnung einer neuen präsidentiellen Anordnung. Seit Amtsantritt hat Trump zwölf dieser Dekrete erlassen, bekannt als „executive orders“.

May: Amerika stärker unter Trump

Trump geht mit schlechten Zustimmungswerten aus seiner ersten Woche. In einer Umfrage der renommierten Quinnnipiac-Universität bewerteten nur 36 Prozent die ersten Tage positiv. 44 Prozent waren ablehnend und 19 Prozent unentschieden.

May forderte die neue US-Regierung zur Kooperation auf. Amerika sei durch Trumps Wahlsieg stärker geworden. Dennoch dürfe sich das Land nicht isolieren. „Sie können und sollten diesen Weg nicht alleine gehen“, sagte May. Sie lieferte auch ein Bekenntnis zum nordatlantischen Verteidigungsbündnis ab.

Keine gemeinsamen Interventionen mehr

Die Nato dürfte einer der Streitpunkte zwischen May und Trump werden: Großbritannien gilt als glühender Verfechter der Militärallianz, während Trump sie jüngst „obsolet“ nannte.
Die Nato dürfte einer der Streitpunkte zwischen May und Trump werden: Großbritannien gilt als glühender Verfechter der Militärallianz, während Trump sie jüngst „obsolet“ nannte. © dpa | Albin Lohr-Jones

„Die USA als auch Großbritannien haben die Verantwortung, der Welt Führung anzubieten“, sagte May. „Wenn andere nach vorne treten, während wir zurückstehen, dann ist das schlecht für Amerika und für die Welt“, sagte die Premierministerin. Internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen blieben von entscheidender Bedeutung, auch wenn sie Reformbedarf hätten. Der neue US-Präsident hatte sich zuvor für weniger internationales Engagement der USA ausgesprochen.

Amerika und Großbritannien hätten gemeinsam die moderne Welt neu definiert, sagte May. „Die Tage, an denen Großbritannien und Amerika in souveränen Staaten intervenieren, um zu versuchen, die Welt nach ihrem Bild zu formen, sind aber vorüber“, betonte sie. Werte und Interessen müssten verteidigt werden. „Das kann aber nicht bedeuten, dass man Fehler der Vergangenheit wiederholt.“

Wo May und Trump über Kreuz liegen

Im Umgang mit Wladimir Putins Russland empfahl die britische Regierungsschefen Vorsicht. „Arbeitet zusammen, aber passt auf“, rief sie den Amerikanern zu. Den von Trump kritisierten Atomdeal mit dem Iran nahm sie ausdrücklich in Schutz. „Er ist wichtig für die Sicherheit in der Region.“ Jedoch müsse die Vereinbarung weiterhin streng überwacht werden, Verstöße müssten strikt geahndet werden.

Auch wenn die britische Premierministerin dem neuen US-Präsidenten in ihrer Ansprache weit entgegenkam, gibt es doch viele Themen, bei denen sich May und Trump alles andere als einig sind. Ein Überblick.

Nato: Die USA und Großbritannien gehören zu den wenigen Nato-Mitgliedern, die ihr Soll an Militärausgaben erfüllen. Sie haben beide ein Interesse daran, dass Deutschland und andere Länder mehr in ihre Verteidigung investieren. Doch während Trump die Nato als „obsolet“ bezeichnet, sind die Briten glühende Verfechter der Militärallianz.

Auch beim Thema Freihandel liegen May und Trump auseinander. Großbritannien wird nach dem Austritt aus der EU mehr denn je auf freie Märkte angewiesen sein, während Trump von multilateralen Handelsabkommen nicht viel hält.
Auch beim Thema Freihandel liegen May und Trump auseinander. Großbritannien wird nach dem Austritt aus der EU mehr denn je auf freie Märkte angewiesen sein, während Trump von multilateralen Handelsabkommen nicht viel hält. © dpa | Friso Gentsch / Volkswagen

Freihandel: May braucht dringend die Aussicht auf ein Freihandelsabkommen mit den USA. Großbritannien soll nach dem Brexit weltweit Vorreiter für den freien Verkehr von Waren und Dienstleistungen werden. Davon hält Donald Trump allerdings nichts. Er will sein Land getreu dem Motto „Amerika zuerst“ von ausländischer Konkurrenz abschotten. Trotzdem macht er den Briten Hoffnungen.

Terrorismus: Den islamistischen Terrorismus wollen beide bekämpfen. Uneinig sind sie sich, welche Rolle Russland dabei spielen soll. Während sich die Briten in den vergangenen Monaten als schärfste Kritiker der russischen Intervention in Syrien profiliert haben, will Trump mit Putin zusammenarbeiten.

Europäische Union: Trump gibt nicht viel auf die EU. Von ihm aus, kann sie weiter zerfallen. Großbritannien hat dagegen ein Interesse an Stabilität vor seiner Haustüre. Sollte May tatsächlich von Trump als Partnerin ernst genommen werden, könnte sie sich als Vermittlerin zwischen Europa und dem neuen US-Präsidenten inszenieren.

Klimawandel: May steht zum Pariser Klimaschutzabkommen. Der US-Präsident dagegen nannte die Klimaerwärmung schon einmal einen „Scherz“. In jüngster Zeit zeigte er sich etwas nachdenklicher. (dpa)