Würzburg/Berlin. Die Kanzlerin sprach beim Diözesanempfang in Würzburg von einem neuen historischen Abschnitt. Und warnte vor Geschichtsvergessenheit.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht eine Zeitenwende auf Deutschland und die Welt zukommen – für die Deutschland aber gut gerüstet sei. „Ich glaube, dass jetzt mehr als ein Vierteljahrhundert nach der deutschen Einheit, nach Ende des Kalten Kriegs ein historischer Abschnitt vielleicht durch einen neuen ersetzt wird“, sagte Merkel am Montagabend in Würzburg auf dem Empfang der Diözese Würzburg.

Sowohl Globalisierung als auch Digitalisierung verunsicherten derzeit Menschen, sagte Merkel, und sprach von einer „Phase des Zweifels“. Mancher erträume sich da die „Rückkehr in überschaubare Lebensräume“. Die richtige Antwort darauf sei aber nicht Abschottung, sondern Offenheit, sagte Merkel, ohne den neuen US-Präsidenten Donald Trump in ihrer Rede zu erwähnen. Dieser hat einen protektionistischen Kurs der neuen US-Regierung angekündigt.

Kanzlerin zitiert Chinas Präsidenten

Merkel zitierte den chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Dieser habe gesagt, wer sich in einen dunklen Raum einschließe, werde zwar vor Regen und Wind geschützt – er erlebe aber auch kein Licht und keine Luft mehr. Deutschland habe mit der sozialen Marktwirtschaft nach 1945 das richtige Rezept gehabt, um sich aus einer völligen Zerstörung des Landes „und der Köpfe“ wieder zu entwickeln.

Jetzt gelte es für die Prinzipen von Offenheit, Solidarität und Menschenwürde zu kämpfen. „Deshalb ist es ... nicht weiterführend, wenn wir versuchen, mit Polarisierung und Populismus die Probleme zu lösen“, mahnte sie. „Wir müssen auch zeigen und wir können zeigen, dass wir von den Grundprinzipen unseres Landes, unserer Bundesrepublik Deutschland überzeugt sind.“ Die ganze Gesellschaft müsse sich eindeutig gegen diejenigen stellen, die mit Attacken die Demokratie gefährden, egal woher sie kommen.

Merkel warnt vor Geschichtsvergessenheit

Die Kanzlerin warnte zudem vor Geschichtsvergessenheit in einer Zeit, in der die Zahl der lebenden Zeitzeugen für die schrecklichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts stetig sinke. Unter den Zuhörern waren der Vorsitzende des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sowie Bayerns Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU). (rtr/epd)